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09:37 Uhr - 27.04.2015

Griechenland: Tag der Wahrheit rückt näher

Bis zum Monatsende muss das Land Zahlungsverpflichtungen in Höhe von mehr als 1,5 Mrd. € erfüllen. Die Verhandlungen mit den Gläubigern gehen weiter.

(Bloomberg) Griechenland muss in dieser Woche Altersrenten und Gehälter von Staatsbediensteten auszahlen. Bis zum Monatsende hat das am höchsten verschuldete Land Europas Zahlungsverpflichtungen in Höhe von mehr als 1,5 Mrd. € zu erfüllen.

Die Regierung wird dazu die Guthaben regionaler Körperschaften und staatsnaher Organisationen nutzen, nachdem die Finanzminister des Euroraums es am Freitag ablehnten, weitere Hilfsmittel freizugeben, solange Athen die Vorbedingungen nicht erfüllt hat.

Seitdem im Februar eine Verlängerung des Hilfsprogramms für Griechenland vereinbart wurde, bemüht sich das Land um die Freigabe von Mitteln. Die Regierung hat sich wiederholt zuversichtlich über eine unmittelbar bevorstehende Einigung gezeigt, erntete aber jedes Mal Widerspruch von Offiziellen aus dem Euroraum, die auf konkreten Massnahmen Athens bestanden. So kam es auch vergangene Woche: Wenige Tage nachdem Finanzminister Yanis Varoufakis von einer Annäherung der Standpunkte sprach, antworteten seine Kollegen aus mehreren Partnerländern mit scharfer Kritik.

Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras sagte nach einer Begegnung mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel in der vergangenen Woche, er sei sehr optimistisch. In den Meinungsumfragen lässt die Unterstützung für seine auf Konfrontation setzende Strategie nach. In einer am Dienstag veröffentlichten Erhebung, die die Universität Mazedonien im Auftrag des Fernsehsenders Skai TV erstellte, waren nur noch 46% der Befragten mit Tsipras’ Vorgehen zufrieden. Einen Monat zuvor waren es noch 56% gewesen.

Die Verhandlungen zwischen Griechenland und seinen Gläubigern werden mit einer Telefonkonferenz wieder aufgenommen. Für Mittwoch ist ein Treffen vorgesehen, um den Prozess zu beschleunigen, sagte ein griechischer Offizieller.

«Wir sind immer stärker davon überzeugt, dass Herr Tsipras Neuwahlen anberaumen wird, wenn in den kommenden Tagen keine Einigung über die Freigabe von Hilfstranchen zustande kommt», schrieb Michael Michaelides, Stratege bei der Royal Bank of Scotland Group Plc in London, am Freitag in einer Kurznotiz. «Wahlen bedeuten mehr Lärm. Angesichts der deutlichen Unterstützung der griechischen Öffentlichkeit für den Euro vermuten wir allerdings, dass ein Wahlsieg von Syriza mit einem neuen Verhandlungsmandat sich letzten Endes als positiv erweisen würde für eine endgültige Vereinbarung.»

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