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15:40 Uhr - 27.02.2015

Sika überzeugt durch Leistung

Die Strategie wird ungeachtet des Streits um die Übernahme durch Saint-Gobain (SGO) weiter geführt.

Geringere MargenAn seiner Bilanzmedienkonferenz vom Mittwoch bemühte sich Pierre-André de Chalendar, CEO von Saint-Gobain (SGO), gegenüber Sika gute Stimmung zu machen. Er wolle die Kultur von Sika respektieren und es seien keine Restrukturierungen geplant. Das Unternehmen, es ist gemessen am Umsatz mehr als sieben Mal grösser als Sika, legte wenig berauschende Zahlen vor. SGO realisierte 2014 einen Umsatz von gut 41 Mrd. €, 1,7% weniger als im Vorjahr. Operativ hat das Unternehmen praktisch stagniert: der Ebitda sank 0,2% und der Ebit stieg leicht 1,6%. Die Margen lagen mit 10,1 bzw. 6,8% weit unter den von Sika realisierten. Der Gewinn sprang zwar 60% in die Höhe auf 953 Mio. Fr. Dahinter stehen jedoch einmalige Unternehmensverkäufe. Die Umsatzrendite erreichte magere 2,3%. SGO konnte die Nettoverschuldung zwar auf gut 7,2 Mrd. € reduzieren. Gemessen am Eigenkapital (39,2%) lag sie jedoch deutlich über dem Wert von Sika.Die im Übernahmestreit liegenden Unternehmen Sika (SIK 3236 -1.04%) und Saint-Gobain (SGO 41.26 -0.85%) haben am Freitag ­respektive Mittwoch ihre Abschlüsse präsentiert. Dabei blieb der potenzielle Käufer Saint-Gobain (SGO) operativ deutlich zurück (vgl. Kasten). Sika hat auf der ganzen Linie Rekordergebnisse erzielt und die Erwartungen übertroffen. Die Börse hat positiv reagiert und die Titel höher eingestuft.

Hinter dem Erfolg des in der Spezialitätenchemie aktiven Unternehmens steht die «Strategie 2018». Sie ruht auf fünf Pfeilern: In bestehenden Märkten soll die Marktpenetration verbessert werden. So wurden 2014 in den USA, wo Sika grosses Wachstumspotenzial sieht, zwei neue Werke in Betrieb genommen.

Emerging Markets

Zentral bleibt die Innovation. 2014 wurden siebzig Patente angemeldet und eine Reihe neuer Produkte eingeführt. Weiter will Sika die Präsenz in den Emerging Markets verstärken. Das geschieht primär über neue Werke. Deren sechs wurden 2014 in entsprechenden Ländern eröffnet. Bis 2018 soll der Umsatzanteil dieser Märkte 42 bis 45% erreichen. Im Berichtsjahr waren es 37%. Das Wachstum soll auch über Akquisitionen angetrieben werden. Schliesslich soll der «Sika-Spirit», die Firmenkultur, weiter gepflegt werden. Die Umsetzung dieser Strategie wird ungeachtet des Verlaufs des Übernahmekampfes mit SGO weiter verfolgt.

zoomDie Ergebnisse überzeugen. Im Berichtsjahr erreichte Sika einen Umsatz von gut 5,5 Mrd. Fr. Gegenüber 2013 entspricht dies einem Wachstum von 8,3%, in Lokalwährungen von 13%. Dazu haben beide Kundensegmente (Bau und Industrie) sowie alle Regionen beigetragen. Das ausgeprägteste Wachstum in Lokalwährungen realisierte Lateinamerika mit 16%.
Sehr erfreulich hat sich die Ertragslage entwickelt. Die relevanten Werte – Ebitda, Ebit und Gewinn – wuchsen alle zweistellig. Entsprechend sind die Margen gewachsen: die Ebit-Marge auf 11,4% und die Umsatzrendite auf 7,9%. Auch die Eigenkapitalquote wuchs weiter. Derweil sank die Nettoverschuldung auf 82,5 Mio. Fr. oder 3,5% des Eigenkapitals.

Im Streit um den Verkauf der Stimmenmehrheit der Gründerfamilie Burkard-Schenker an die französische SGO bleiben die Fronten verhärtet. Paul Hälg, VR-Präsident von Sika, legte an der Bilanzmedienkonferenz vom Freitag die ablehnende Position von Sika erneut dar. Der Kernpunkt seiner Kritik betrifft die Konkurrenzposition von Sika und SGO im Mörtelgeschäft. Sika zweifelt an den von SGO in Aussicht gestellten Synergien – wohl nicht ganz zu Unrecht. Es ist in der Tat schwer, sich ­Synergien zwischen zwei konkurrierenden Unternehmen vorzustellen. Und bei der Konkurrenz soll es nach dem Willen von SGO bleiben, einer Konzentration des Mörtelgeschäftes im Schosse von Sika wurde eine Absage erteilt.

Das Problem ist für Sika umso grösser, als der Mörtel konzernintern das margenstärkste und am schnellsten wachsende Geschäft ist. In Anbetracht dessen kann das Sika-Management der «Charme-Offensive» von SGO-Chef de Chalendar wenig abgewinnen. Für Hälg ist klar, dass SGO bei Mörtel den eigenen Bereich gegenüber Sika bevorzugen werde. Zudem müsse SGO die hohe Prämie von 80%, die der Familie auf dem Börsenkurs bezahlt werden soll, gegenüber den eigenen Aktionären rechtfertigen. «Die Autonomie der Sika muss leiden» ist Hälg als Konsequenz überzeugt.

Gerichte entscheiden

Der Zwist wird vor Gericht entschieden. Sika will die statutarisch verankerte Vinkulierung neu auf die Familie und dann vor allem auf SGO anwenden. Diese haben beim Kantonsgericht Zug Beschwerde dagegen eingereicht. Der Entscheid, er wird im März erwartet, ist völlig offen.

Entsprechend unsicher ist die Zukunft von Sika. Sollten sich die Familie und SGO durchsetzen, wird das Top-Management von Sika kollektiv zurücktreten. Die ­Auswirkungen eines derartigen Schritts auf das operative Geschäft sind kaum ­abschätzbar. Sollte das Ganze eine Hän­gepartie bleiben, dürfte Sika 2015 ­weiter wachsen. Zieht sich SGO zurück, ist völlig offen, was die Familie mit ihrem ­Aktienpaket tun wird.

«Finanz und Wirtschaft» rechnet für 2015 mit einem Gewinnwachstum von rund 10% auf 191 Fr. je Aktie. Damit sind die Titel mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17 im historischen Vergleich eher günstig bewertet. Dennoch ist wegen der Ungewissheit betreffend der Kontrolle über Sika von Engagements abzusehen.

Die komplette Historie zu Sika finden Sie hier.»

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