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07:37 Uhr - 20.07.2016

Panalpina macht reinen Tisch

Eine Rückstellung im Öl- und Gasgeschäft drückt den Gewinn. Bereinigt sind Fortschritte sichtbar. Die IT-Umstellung des Frachtspediteurs verzögert sich weiter.

 

Das Basler Frachtspeditions- und Logistikunternehmen Panalpina (PWTN 117.3 1.65%) weist für das erste Halbjahr einen mehr als halbierten Gewinn aus. Grund ist eine Rückstellung von 26 Mio. Fr. im kriselnden Öl- und Gasgeschäft im zweiten Quartal. Das Management erwartet auf absehbare Zeit keine Besserung der Marktkonditionen in diesem Sektor.

 

Im Entscheid, reinen Tisch  zu machen, hat vermutlich auch der CEO-Wechsel per Anfang September eine Rolle gespielt. Peter Ulber wird den Job an den Schweizer Stefan Karlen übergeben, der seit zwanzig Jahren für Panalpina arbeitet, zuletzt als Leiter der Region Asien.

 

Im Öl- und Gasgeschäft ist Panalpina traditionell stärker verankert als die Konkurrenz. 2015 noch machte es 15% des Bruttogewinns aus. Seit längerem ist das Unternehmen daran, die Abhängigkeit zu reduzieren und weniger zyklische Aktivitäten wie Pharma sowie verderbliche Ware wie Nahrungsmittel und Blumen auszubauen.

 

Fortschritte sind vorhanden

 

Betrachtet man die Zahlen auf bereinigter Basis, sind sie etwas besser ausgefallen als erwartet. Trotz 10% weniger Umsatz stieg der operative Gewinn auf Stufe Ebit leicht, der Überschuss nahm knapp 6% zu.

 

Das ist respektabel. Die Nachfrage nach Speditionsdienstleistungen ging sowohl in der Luft- wie in der Seefracht zurück. Zudem hatte Panalpina zusätzliche 5 Mio. Fr. Aufwand für die Umstellung der IT zu verkraften.

 

Dauert IT-Umstellung noch länger?

 

Gemäss den Präsentationsfolien zur Analystenkonferenz, die um 14 Uhr stattfindet, verzeichnet das 200 Mio. Fr. teure Projekt allerdings weitere Verzögerungen. Die erfolgreiche Implementierung des SAP-Systems ist der wichtigste Baustein auf dem Weg zu einem konkurrenzfähigen Unternehmen. Die neue IT ermöglicht eine spürbare Steigerung der betrieblichen Effizienz.

 

In der Hauptsparte Luftfracht steigerte Panalpina das transportierte Volumen 8%. Drei Viertel davon waren akquisitionsbedingt. Der Markt schrumpfte gemäss Einschätzung des Managements 3%. Kühne + Nagel (KNIN 137.8 0.95%) wies gestern Dienstag ein Plus von 1,3% aus.

 

In der Seefracht nahm das Volumen 9% ab, auch wegen eines nicht weiter geführten, vermutlich nicht sehr rentablen Grossauftrags. Das Marktvolumen ging 1% zurück. Kühne + Nagel gelang eine Steigerung von fast 6%.

 

Noch weit von der Bestform entfernt

 

Die Rentabilität Panalpinas bleibt unbefriedigend. Der in der Branche übliche Gradmesser, das Verhältnis Ebit zu Rohertrag, betrug in der Luftfracht 15% (Vorjahressemester 15,7) und in der Seefracht bloss 4,7% (5,4). Der grössere Konkurrent kommt auf Werte von über 30%.

 

Ein Pluspunkt ist nach wie vor, dass es Panalpina gelingt, freien Cashflow zu erwirtschaften. In den ersten sechs Monaten waren es rund 30 Mio. Fr. Mit einer Cashposition von 337 Mio. Fr. ist die Finanzkraft beträchtlich.

 

Für das zweite Semester rechnet die Unternehmensführung nicht mit einem besseren Umfeld. Die politischen und wirtschaftlichen Risiken hätten vielmehr noch zugenommen.

 

Knochenarbeit

 

So bleibt dem Management nichts anderes übrig, als beharrlich zu verfolgen, was es seit zwei, drei Jahren tut: Kostendisziplin wahren, administrative Tätigkeiten bündeln, den Anteil des Öl- und Gasgeschäfts reduzieren und margenträchtigere Logistikdienstleistungen entwickeln.

 

Anleger, die in Panalpina investieren, müssen Nerven wie Stahlseile haben. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 21 für 2017 sind die Titel ähnlich wie Kühne + Nagel bewertet. Allerdings fusst die Gewinnprognose für Panalpina auf einem wackligeren Fundament, das Schätzrisiko ist deutlich höher.

 

Ein durchschlagender Erfolg der IT-Umstellung und der Neuausrichtung der Aktivitäten wird sich erst ab 2018 zeigen. Dann fallen zudem die hohen Sonderkosten für das neue SAP-Programm weg. Es braucht auch eine Portion Geduld.

Die komplette Historie zu Panalpina finden Sie hier. »

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