Der Zinsabstand zwischen 3-Monatszinsen und 10-Jahresrendite rutscht in den USA weiter ins Negative.
In den USA hat sich diese Woche ein vielbeachtetes Krisensignal nochmals verstärkt. So liegt die Verzinsung für Staatspapiere mit einer Laufzeit von zehn Jahren bereits seit Mai unter der für drei Monate. Üblicherweise ist es umgekehrt: Anleger verlangen bei länger laufenden Anleihen mehr Rendite als bei kurzfristigen. Dreht sich dies um, folgte seit Ende der Sechzigerjahre immer eine Rezession in den USA. Neu in dieser Woche war, dass die zehnjährige Rendite soweit unter den Dreimonatszins rutschte wie seit der Finanzkrise nicht mehr: Der Abstand lag bei 0,33 Prozentpunkten.
Ein Grund war, dass Investoren seit Anfang der Woche verunsichert auf eine Entscheidung der chinesischen Notenbank reagieren. Die hatte am Montag zugelassen, dass ein Dollar erstmals seit 2008 wieder mehr als 7 Yuan kostet, was eine Abwertung der chinesischen Währung bedeutet. Der Schritt hat symbolische Bedeutung, denn Chinas Währung verbilligte sich diese Woche nur um 1,7%. Doch Anleger fürchten, dass sich der Handelskonflikt zwischen den USA und China auf den Devisenmarkt verlagert: wenn Chinas Führung versuchen könnte, über eine Abwertung den Absatz seiner Exportgüter anzuschieben, um so höhere US-Zölle zu kompensieren. Vergangene Woche hatte US-Präsident Donald Trump neue Zölle auf chinesische Produkte angekündigt.
Von der Konjunkturseite her hatten die US-Statistiker bereits Ende Juli gemeldet, dass die Investitionen der heimischen Wirtschaft im zweiten Quartal um 5,4% im Vergleich zum Vorquartal (auf das Jahr hochgerechnet) gesunken sind. Unternehmen investieren typischerweise in Rezessionen weniger in Maschinen und Anlagen und bauen Stellen ab. Auch weil sie ihre Mittel stattdessen in längerlaufenden Staatsanleihen anlegen, können deren Kurse steigen und die Verzinsung sinkt. Dies kann so weit gehen, dass die Zehnjahresrendite unter den Dreimonatszins fällt.
Auf diesem Zinsabstand beruhen auch Berechnungen der regionalen Notenbank in New York zur Rezessionswahrscheinlichkeit. Demnach war das Risiko einer Wirtschaftskrise innerhalb von zwölf Monaten im Juni auf 33% gestiegen, was als erhöht gilt. Zuletzt gab es im April 2007 einen grösseren Wert – rund ein Dreivierteljahr später brach die Rezession aus. Im Juli dieses Jahres sank die Wahrscheinlichkeit allerdings wieder auf 31%.
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.