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12:04 Uhr - 04.05.2020

Bitcoin steht vor quantitativem Hardening

Der Bitcoinpreis ist in der Berichtsperiode 20% auf 8680 $ gestiegen. Doch wichtiger ist eine andere Kenngrösse – die Zahl der Adressen, die Bitcoin halten.

Der blosse Fokus auf den Bitcoinpreis ist wenig sinnvoll. Dieser ist die Konsequenz der Adaption des Bitcoin-Netzwerks, das über die letzten zwölf Monate stark gewachsen ist: Die Anzahl Adressen mit einem positiven Saldo ist im Jahresverlauf um 24,2% gestiegen. Adressen mit mindestens 0,01 Bitcoin (Bitcoin 8606.5 -2.73%) um 18,5%, solche mit mindestens 0,1 Bitcoin um 14,6% und solche mit mehr als einem Bitcoin um 11,4%.

Die Anzahl Adressen, die über 10‘000 Bitcoin halten, hat den höchsten Stand seit dem 2. August 2019 erreicht. Allein gegenüber Anfang März errechnet sich ein Anstieg von über 11%. Das unterstreicht, dass sogenannte Whales und weitere Grossinvestoren in der laufenden Rally Bitcoin gesammelt haben – dies nach dem Deleveraging im März und auch mit Blick auf das Halving am 12. Mai.

Gegensatz zum Quantitative Easing

Das Angebot von Bitcoin ist auf 21 Mio. Einheiten limitiert. Die Geldpolitik ist hierbei im Softwarecode enthalten und für jedermann transparent ersichtlich. Das Geldmengenwachstum wird beim Bitcoin alle vier Jahre um knapp 50% reduziert. Es wäre deshalb nicht ganz falsch, von einem Quantitative Hardening zu sprechen – im Gegensatz zum Quantitative Easing der Fiat-Währungen. Mit dem Halving am 12. Mai fällt der Block Reward der Bitcoinminer von heute 12,5 auf 6,25 Bitcoin. Daraus lässt sich das Argument für Bitcoin als Safe Haven analog zu Gold (Gold 1708.29 0.46%) ableiten.

Unter dem Gesichtspunkt von Angebot und Nachfrage sehen Investoren den Halving Event als einen Katalysator für einen höheren Preis in Zukunft, da Bitcoin aufgrund des halbierten Angebots rarer wird. Die Nachfrage nach Bitcoin bleibt oder wird durch das Gelddrucken der Zentralbanken noch weiter beflügelt.

Von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist auch die Tatsache, dass Bloomberg unter dem Titel «Bitcoin Maturation Leap» einen optimistischen Crypto-Outlook veröffentlicht hat. Bitcoin und Gold würden die primären Gewinner des beispiellosen geldpolitischen Stimulus sein. Die Herausforderung für Bitcoin 2020 ist der Übergang von Spekulation zu Quasigeld analog Gold. Die makroökonomischen Effekte des Coronavirus haben diesen Prozess für Bitcoin beschleunigt. Weiter scheint ein Decoupling des Bitcoins von anderen Cryptos und den Finanzmärkten stattzufinden. Zunehmende Volatilität auf den Finanzmärkten und abnehmende Volatilität bei Bitcoin offerieren Investoren eine attraktive asymmetrische Wette.

Öl zuletzt volatiler als Bitcoin

Die Frage stellt sich auch, ob der zwischenzeitlich negative Ölpreis als Türöffner für den Bitcoin-ETF dienen wird. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des negativen Ölpreises werden uns in nächster Zeit sicherlich erst bewusst. Heute wissen wir jedoch bereits, dass bisher allgemein akzeptierte Marktwahrheiten mindestens überdacht werden müssen. Diese Veränderungen stellen auch für amerikanische Marktaufsichtsbehörde SEC neue Herausforderungen dar. Sie hat ja bislang ETF auf den Bitcoin mit dem Argument abgelehnt, der Bitcoinmarkt sei zu wenig stabil. Deshalb könne mit Blick auf den Konsumentenschutz kein Bitcoin-ETF bewilligt werden.

Der Ölmarkt hat sich in den vergangenen Wochen ja als ausgesprochen unstabil erwiesen, die auf diesem Markt basierenden ETF stellen deshalb unter dem Konsumentenschutzaspekt ein erhebliches Risiko dar. Auf der anderen Seite gewinnt der Bitcoinmarkt, wie eingangs dargelegt, an Stabilität. Die Chancen, dass die SEC bald einmal einen Bitcoin-ETF bewilligen wird, sind so gesehen intakt.

Die Meinung des Autors muss nicht mit derjenigen der Redaktion übereinstimmen.

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