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07:14 Uhr - 18.11.2014

Isabel dos Santos: A princesa

Wer in Angola gut vernetzt ist, kann in sehr kurzer Zeit sehr viel Geld verdienen. Ein Porträt der Tochter des Staatschefs Angolas.

Wer in Angola gut vernetzt ist, kann in sehr kurzer Zeit sehr viel Geld verdienen. Zumal wenn der eigene Vater das rohstoffreiche Land seit 35 Jahren mit einer kleinen Clique von Generälen regiert, die bei fast jedem Geschäft mitreden. Entsprechend bewertet das «Forbes»-Magazin Isabel dos Santos, Tochter des Staatschefs José Eduardo dos Santos, mit einem Vermögen von rund 2 Mrd. $ als die derzeit reichste Frau in Afrika.

Das Geschäftsimperium der 41-Jährigen reicht weit in die Wirtschaft der früheren Kolonialmacht Portugal: Sie ist an zwei portugiesischen Banken sowie einem Kommunikationsunternehmen beteiligt und hält indirekt Anteile am Versorger GALP. Beobachter geben ihr nun auch gute Chancen bei ihrem Vorhaben: Sie hat eine Offerte für einen Anteil am ehemalige Staatsunternehmen Portugal Telecom vorgelegt. Zuvor hatte der Kabelnetzbetreiber Altice für die portugiesischen Geschäftsfelder 7 Mrd. € geboten; Apax Partners und Bain Capital offerieren sogar 7,1 Mrd. €.

In Angola dürften viele Menschen den Bieterstreit mit Unbehagen beobachten. Die «Prinzessin», wie sie genannt wird, verkörpert nämlich ein System, das Macht und Reichtum in den Händen einer winzigen Elite bündelt, die sich in Luxussiedlungen der Hauptstadt Luanda vom Rest der Bevölkerung abschottet. Obwohl die von Öl und Diamanten befeuerte Wirtschaft von 2003 bis 2011 im Schnitt über 10% wuchs, haben sich die Lebensverhältnisse für die grosse Mehrheit kaum verbessert. Jeder Zweite der rund 20 Mio. Angolaner lebt in bitterster Armut.

Geboren in Baku

Geboren wurde Isabel dos Santos in Baku, wo ihr Vater während des Ingenieurstudiums ihre russische Mutter kennenlernte. Sowjet-Aserbaidschan war damals eine beliebte Anlaufstelle für junge Kader afrikanischer Widerstandsbewegungen wie der marxistischen MPLA, zu der dos Santos zählte. Schon 1979, vier Jahre nach der Unabhängigkeit, wurde er Staatschef des von einem Bürgerkrieg verwüsteten Landes.

Nach der Scheidung ihrer Eltern zog Isabel mit der Mutter nach London, wo sie später studierte. Sie führt ihren Erfolg nicht etwa auf politische Beziehungen, sondern ihre gute Ausbildung und harte Arbeit zurück. «Ich habe wirklich nichts geschenkt bekommen», beteuerte sie 2012 in einem ihrer raren Interviews. In den Neunzigerjahren kehrte sie, nun mit einem kongolesischen Geschäftsmann verheiratet, nach Angola zurück und arbeitete zunächst für einen deutsche Recycler, ehe sie ein Truckgeschäft gründete. Die damit verbundene Entwicklung eines Walkie-Talkie-Systems führte sie ins Telecomgeschäft, wo sie nun Grosses vorhat.

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