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06:54 Uhr - 02.10.2014

«Gute Vermögensverwalter müssen sich nicht fürchten»

Vermögensverwalter André Kistler macht unabhängigen Beratern Mut. Qualität werde sich gegen Regulierungs- und Kostendruck durchsetzen, sagt er im FuW-Kurzinterview.

Die verschärften Auflagen des Regulators verursachen unabhängigen Vermögensverwaltern besonders viel Mehraufwand und Kosten. Manche Anbieter plagen deshalb Zukunftsängste. André Kistler, Gründer, Chefstratege und VR des unabhängigen Vermögensberaters Albin Kistler, der mehr als 3 Mrd. Fr. Vermögen verwaltet, macht der Branche Mut. Gleichzeitig ermahnt er Politik und Notenbank, besser für den eigenen Finanzplatz einzustehen.

Herr Kistler, der Kundenschutz wird auch in der Schweiz verschärft. Ist das Geschäft für einen unabhängigen Vermögensverwalter unter der neuen Regulierung noch attraktiv?
Eindeutig ja. Der Regulierungsaufwand steigt zwar deutlich, aber wenn die Professionalität des ­Finanzplatzes verbessert werden kann, profitieren auch die besten unabhängigen Vermögensverwalter.

Die Beweislast soll zugunsten des Anlegers umgekehrt werden. Ihr Kommentar dazu?
Uns beschäftigt diese Umkehrung nicht sonderlich. Aber die Massnahme wirkt der Eigenverantwortung und der Kompetenz des Anlegers entgegen.

Wäre es in Zukunft administrativ und regulatorisch nicht einfacher, nur noch institutionelle Kunden zu betreuen?
Annähernd die Hälfte unserer verwalteten Gelder sind Vorsorgegelder. Trotz der höheren Regulierungsdichte ist dieses anspruchsvolle Kundensegment für uns sehr interessant, mit wechselseitigen, positiven Impulsen zum Privatkundengeschäft.

Welche Zukunft sehen Sie für ­unabhängige Vermögensverwalter in der Schweiz?
Nachhaltig gute Performancezahlen zu generieren, wird in den nächsten Jahren noch stärker in den Fokus rücken. Die Qualität des Bereichs Analyse und Research wird über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Diesbezüglich ergeben sich wohl vor allem bei einigen kleineren Finanzdienstleistern gemischte Erwartungen.

Albin Kistler führt eine Gans im Logo. Was hat es damit auf sich?
Gänse sind legendär, wachsam, penibel und monogam. Sie symbolisieren für uns Tradition, Sicherheit, Sorgfalt und Treue.

Würden Sie sich auch heute noch selbständig machen?
Wir haben einen hochinteressanten und wunderschönen Beruf. Die unternehmerische Selbständigkeit würden mein Gründungspartner Norbert Albin und ich gegen nichts auf der Welt eintauschen.

Wo steht der Finanzplatz Schweiz in zehn Jahren?
Was die beruflichen Fähigkeiten der Menschen in unserem Land betrifft, dürfen wir optimistisch sein. Allerdings ist zu hoffen, dass sich Politik und Nationalbank statt der internationalen Anpassung vermehrt den Stärken und dem Potenzial des eigenen Finanzplatzes widmen werden.

Sie pflegen einen aktiven Anlagestil. Welche Aktien sind attraktiv?
Der erfolgreiche Investor sollte sich nicht mit Index- und Börsenprognosen aufhalten. Die führenden globalen Unternehmen werden ihre erstklassige Ertragsbasis noch jahrelang ausbauen können. Vor dem Hintergrund einer anhaltend niedrigen Teuerung sind Aktien mit ­Unternehmensgewinnrenditen von rund 6% heute attraktiv bewertet.

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