Die Wirtschaftskrise hat das Tech-Unternehmen erwischt. Aber nicht so stark wie befürchtet.
Cicor kommt mit einem blauen Auge durch die Pandemie. Der Umsatz des Technologieunternehmens aus Boudry (NE) sackte im abgelaufenen Geschäftsjahr nicht so deutlich ab wie befürchtet. Der Gewinn halbierte sich infolge der Wirtschaftskrise dennoch. Auch die Ausschüttung für Aktionäre fällt niedriger aus als 2020. Für das laufende Geschäftsjahr zeigt sich das Cicor-Management um CEO Alexander Hagemann «vorsichtig optimistisch».
Die Spezialität des 1966 in der Romandie gegründeten Unternehmens sind Leiterplatten und Hybridschaltungen sowie Electronic Manufacturing Services (EMS) inklusive Mikroelektronikbestückung und gedruckter Elektronik. Kunden kommen unter anderem aus dem Automobilsektor, der Medizin, der Luft-/Raumfahrt sowie der Verteidigung. Weltweit betreibt das Unternehmen mit 1900 Mitarbeitern zehn Produktionsstätten.
Vergangenen Sommer war CEO Hagemann von einer Erholung in der zweiten Hälfte des abgelaufenen Geschäftsjahres ausgegangen, hatte für 2020 einen Umsatzeinbruch zwischen 15 und 20% prognostiziert, bei einer Marge von 3 bis 4% auf Stufe Ebit (Earnings before Interest, Taxes). Letztlich kam es nicht ganz so schlimm.
Am Donnerstag meldete das Management einen Jahresumsatz von 214,9 Mio. Fr., ein Minus von 15%. Der Betriebsgewinn sackte 40% ab auf 8,9 Mio. Fr. – die entsprechende Ebit-Marge fiel von 5,9% im Vorjahr auf 4,1%. Der Gewinn halbierte sich auf 4,2 Mio. Fr., belastet durch die Aufwertung des Frankens gegenüber dem Dollar. Der Generalversammlung soll für 2020 eine steuerbefreite Ausschüttung von 1 Fr. aus Kapitaleinlagereserven vorgeschlagen werden, nach 1.50 Fr. zuvor.
Von den beiden Geschäftsbereichen hat der kleinere etwas besser abgeschnitten. Der Umsatz im Bereich Advanced Microelectronics and Substrates (AMS (AMS 19.21 +1.8%)) sank 14% auf 52,5 Mio. Fr. Im Sektor Electronic Solutions ging es 15% nach unten auf 163,1 Mio. Fr. Gemäss Management hat sich der Fokus von Cicor auf Anwendungen in der Medizintechnik, der Industrieelektronik sowie auf Luft-/Raumfahrt und Verteidigung ausgezahlt. Der Erlös ging in diesen Bereichen 13% zurück. Bei Kunden im Automobil- und im Transportwesen, in den Sektoren Uhren und Verbraucher sowie in der Kommunikation hingegen fiel er knapp 25%.
Auf das laufende Jahr schaut die Cicor-Führung mit vorsichtigem Optimismus. Während der zweiten Welle der Pandemie habe das Unternehmen den Geschäftsbetrieb und die Kundennachfrage mit minimalen Einschränkungen gemeistert. Als Risiko sieht das Management eine Verknappung von Vormaterialien und Komponenten, was zu Lieferverzögerungen führen könnte.
Die Entwicklung des Auftragseingangs – der 3% auf 216 Mio. Fr. zugelegt hat – sowie die Pipeline an Neuprojekten bewertet es positiv. Der Umsatz dürfte 2021 steigen, das Ergebnis der operativen Verbesserung sich in einer gesteigerten operativen Marge wiederfinden.
Das Mittelfristziel einer Ebit-Marge zwischen 6 und 8% bestätigt das Management. Spätestens im nächsten Jahr soll Cicor an die Erfolge der Vorjahre anknüpfen können. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis 2021 beträgt 21. Angesichts des vorsichtigen Ausblicks scheinen die Papiere derzeit fair bewertet.
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