Zurück zur Übersicht
16:12 Uhr - 17.12.2015

«Star Wars»: Die Macht ist mit Disney

Das Warten hat ein Ende. «Star Wars VII: The Force Awakens» läuft endlich in den Schweizer Kinos an. Gewinner sind die Millionen eingefleischter Fans und das Imperium von Walt Disney.

Viele schüttelten den Kopf, als Walt-Disney-CEO Bob Iger 2012 die Produktionsfirma Lucasfilm für 4 Mrd. $ von «Star Wars»-Erfinder George Lucas abkaufte. Viel zu hoch sei der Preis. Doch Iger holte sich mit dem Kauf nicht nur Luke Skywalker, Darth Vader, Han Solo, Chewbacca und R2-D2 als Angestellte ins Walt-Disney-Imperium. Er kaufte sich mit «Star Wars» eine Cashcow, die mindestens für die kommenden drei bis fünf Jahre einen quasi sicheren Geldzufluss bedeutet. Die 4 Mrd. $ könnten sich als eine der profitabelsten Investitionen der Firmengeschichte herausstellen.

Gemäss Schätzung von Morgan Stanley (MS 32.985 -1.86%) dürften allein die Kinoeinnahmen der aktuell siebten Episode «Star Wars VII: The Force Awakens» in den USA rund 650 Mio. $ betragen, weltweit könnten es über 2 Mrd. $ sein. Damit würde «The Force Awakens» so erfolgreich werden wie der erste «Star Wars»-Film, «A New Hope» (1977), und in die Sphären der erfolgreichsten Filme aller Zeiten vorstossen: «Titanic» (1997) und das Sci-Fi-Märchen «Avatar» (2009) spielten beide ebenfalls mehr als 2 Mrd. $ ein. Bis 2019 sind noch zwei weitere «Star Wars»-Episoden und zwei Spin-off-Filme in Arbeit. Die Analysten der CS gehen davon aus, dass Disney damit gesamthaft 7,4 Mrd. $ umsetzen könnte, was einem totalen «Star Wars»-Ebit von 4,2 Mrd. entsprechen würde.

Film nur Teil der Einnahmen

Doch «Star Wars» ist weit mehr als ein Film. Zum «Star Wars»-Erlebnis gehört ein ganzes Arsenal verwandter Produkte, die unter fast jedem Weihnachtsbaum in irgendeiner Form vertreten sein werden: als Yoda-T-Shirt, Plastik-Laserschwert, Darth-Vader-Salzstreuer, Stormtrooper-Kostüm, Lego-Bausatz oder Videospiel. Eines der derzeit meistverkauften Produkte beim Onlinehändler Amazon (AMZN 677.11 0.2%) ist der App-gesteuerte Spielroboter BB-8 für 159 €. Er ist oft ausverkauft.

Der Vermögensverwalter Macquarie schätzt, dass die gesamten Einnahmen aus der Vermarktung von «Star Wars»-Produkten weltweit 5 Mrd. $ erreichen könnten. Hinzu kommen Einnahmen aus den weltweiten Kinoeintritten von über 2 Mrd. $ und Hunderte Millionen aus dem Verkauf von Videospielen, TV-Lizenzen, DVD und Film-Downloads. Zum Vergleich: Der grösste «Star Wars»-Lizenznehmer, der Spielzeughersteller Hasbro (HAS 67.9199 -1.86%), machte 2014 einen gesamten Konzernumsatz von «nur»4,3 Mrd. $.

Natürlich fliessen nicht alle Einnahmen direkt in die Taschen des Disney-Konzerns. Doch kaum ein anderes Unternehmen ist besser aufgestellt, um aus der «Star Wars»-Marke Kapital zu schlagen. Disney besitzt nicht nur eine grosse Filmsparte (Studio Entertainment), die direkt an Filmrechten und -einnahmen verdient, sondern macht mit der «Star Wars»-Franchise über vier weitere Absatzkanäle Geld: über das Fernsehgeschäft, in den Themenparks, über den Verkauf interaktiver Medien (Video Games) und über Fanprodukte/Merchandising.

Vermarktungsgenie

Walt Disney (DIS 113.6 -0.17%) ist ein Meister der Vermarktung. Der Bereich Consumer Products, der auf Vertrieb und Lizenzierung der Disney-Marken spezialisiert ist, steigert seit fünf Jahren Umsatz wie Margen konstant. Disney setzte 2015 mit Merchandising 4,5 Mrd. $ um und steigerte in diesem Segment das Betriebsergebnis zum Vorjahr um 29%. Das entspricht einer Betriebsmarge von 39%. Im Vorjahr waren es noch 34%. Diese Entwicklung wurde vom Erlös aus «Frozen», «Planes», «Spiderman» und den alten «Star Wars»-Filmen getragen. Das bedeutet, die Einnahmen aus «The Force Awakens» sind hier noch gar nicht eingerechnet und werden finanziell erst im kommenden Quartal wirksam.

Disney stellt auch sicher, dass die Margen komfortabel bleiben. So wurden die Lizenzgebühren für den Verkauf von «Star Wars»-Produkten im Vorfeld des Filmstarts mit gewissen Vertriebspartnern von 10 auf 20% verdoppelt. Üblich sind Royalties von 6 bis 7%. Disney geht es derzeit also trotz etwas lahmendem Fernsehgeschäft ausgesprochen gut. «Star Wars» wird dafür sorgen, dass es so weithergeht. Konzernumsatz und Margen sind weiterhin im Expansionsmodus. Entsprechend spektakulär haben sich Aktienkurs und -bewertung in den vergangenen vier Jahren entwickelt (vgl. die Analyse hier). Dennoch sind die Aktien noch immer ein Kauf. «The Force» jedenfalls ist auf der Seite des Disney-Imperiums.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.