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11:59 Uhr - 25.08.2015

Hans Gut versenkt Turbomaschinen

Unter Führung von Hans Gut produziert MAN Diesel & Turbo Schweiz mitten in Zürich technologisch hochstehende Turbomaschinen, selbst für Anwendungen auf dem Meeresgrund.

Als Geschäftsführer von MAN (MAN 93.01 0.92%) Diesel & Turbo Schweiz herrscht Hans Gut über ein besonderes Reich: über den grössten industriellen Arbeitgeber der Stadt Zürich, mitten im Kreis 5 ansässig, umgeben von Galerien und Museen, der Hochschule der Künste, von Bars und Restaurants, allerlei Läden und kreativen Betrieben. Hier, direkt neben dem Schiffbau des Schauspielhauses, fertigen 900 Mitarbeiter, davon 600 Ingenieure, Turbomaschinen für die Gas- und die Ölindustrie, aber auch für den Stahl-, Papier- und Chemiebereich.

Hans Gut Bild: ZVGBis 260 Tonnen können diese Systeme wiegen und so mächtig sein, dass der Strombedarf für Prüfstandtests vom städtischen Elektrizitätswerk bestellt werden muss. Sonst geht im Quartier das Licht aus. «Zürich ist eine industriefreundliche Stadt», sagt der 52-jährige Gut. Die Zusammenarbeit sei gut, das Verständnis da – anders als etwa in Bundesbern, wo die Liebe zur Industrie doch sehr begrenzt sei.

Seit 1805 vor Ort

Die Zusammenarbeit mit der Limmatstadt ist lange eingespielt: Die Maschinenfabrik Escher Wyss, eine Vorgängerin, ist seit 1805 vor Ort. Der heutige Standort entstand 1894 – auf offenem Feld. 1969 kam die Vollübernahme durch Sulzer (SUN 98.8 0.61%), 2001 der Verkauf von Sulzer Turbo an die zu Volkswagen (VOW 169 -6.68%) gehörende deutsche Industriegruppe MAN. Gut erlebte den Besitzerwechsel mit und wertet ihn positiv: «Unter MAN wurde wieder angefangen zu investieren.»

Schon während des Werkstoffstudiums an der ETH hatte Gut für Sulzer Escher Wyss gearbeitet. Nach der Promotion in Produktionstechnik/Fertigungstechnologie am Fraunhofer-Institut Stuttgart kehrte er dorthin zurück, wurde Leiter Werkstofftechnik/Qualität bei Sulzer Turbo und stieg bis zum globalen Qualitätsleiter von MAN Diesel & Turbo auf. Seit 2011 lenkt er das Supply Chain Management der Sparte, war massgeblich am Aufbau eines Werks in China beteiligt und führt seit November 2014 auch MAN Diesel & Turbo Schweiz.

Zwölf Jahre lang dozierte Hans Gut zudem an der Hochschule Technik Zürich (heute ZHAW), und noch heute ist der mit einer Ingenieurin verheiratete Vater zweier Kinder ehrenamtlicher Präsident des Schweizerischen Vereins für Schweisstechnik. Zerstreuung findet er unter anderem auf dem Fahrrad und beim Wandern. Letzteres verbindet er mit einem weiteren, «etwas speziellen» Hobby: dem Sammeln von Kristallen.

«Topmotivierte» Mitarbeiter

Hans Gut erachtet Teamwork als sehr wichtig, auch ganz oben. Anders gesagt, er herrscht nicht über das besondere Reich im Kreis 5, er pflegt und entwickelt es im Austausch mit andern. Mit Blick auf die Geschäftszahlen – MAN Diesel & Turbo Schweiz setzt rund 500 Mio. Fr. um – fällt das momentan indes nicht leicht. Die Währungssituation belastet. Fast noch schlimmer sei aber die Ungewissheit über ihre weitere Entwicklung. Als konzernweites Kompetenzzentrum für Anwendungen der Gas- und der Ölindustrie spürt MAN Diesel & Turbo Schweiz auch die Investitionszurückhaltung in diesen Branchen.

Doch der Standort arbeitet profitabel. Dabei helfen technologisch und qualitativ hochstehende Produkte mit Alleinstellungsmerkmalen. «Innovation und Schweizer Qualität gehören zu unseren wichtigsten Erfolgsfaktoren», betont der Geschäftsführer. Der erste Tiefseekompressor, der seine Arbeit ab diesem Jahr direkt am Bohrloch auf dem Meeresgrund verrichtet, ist dafür ein Beispiel. Er spart Kosten und ist flexibler.

«Topmotivierte» Mitarbeiter, etliche davon von der nahen ETH, sowie Standortvorteile wie Produktivität, Arbeitsethik und Flexibilität helfen ebenfalls über härtere Zeiten hinweg. Im Preiswettbewerb kommen die vielen Freihandelsabkommen der Schweiz dazu. Sie seien bisher zu wenig genutzt worden. Statt mit dem Preis ab Werk wird vermehrt mit dem Preis beim Kunden argumentiert. Günstige Zollbedingungen können da einen Unterschied machen. All das bedeutet für Gut: «Der Standort Zürich steht nicht zur Diskussion.»

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