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07:08 Uhr - 01.09.2014

Chinas Industriesektor schwächelt

Im August ist der Industrieausstoss in China gesunken. Die Wirtschaftsabkühlung läuft geordnet ab, aber der Immobiliensektor belastet.

Der vor zehn Tagen publizierte HSCB Flash PMI hat es schon angekündigt: Der Industrieausstoss in China stockt. Der offizielle PMI bestätigt heute den Trend: Für den August weist das Nationale Statistikbüro einen Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes von 51,1 aus, was ein Dreimonatstief ist und leicht unter den Erwartungen der Analysten von 51,2 liegt. Der Juli-PMI zeigte mit 51,7 noch den höchsten Wert seit April 2012. Auch der vielbeachtete HSBC (HSBA 651.1 0.65%) PMI zeigt für den August mit 50,2 einen leicht tiefer als erwarteten Wert. Das chinesische Wirtschaftswachstum verliert an Dynamik. Die schwächere Kreditvergabe und die Probleme des Immobiliensektors belasten die chinesische Wirtschaft.

Der Rückgang des PMI ist breit basiert. Der Produktionsindex sank von 54,2 im Juli auf 53,2 im August, der Subindex neue Aufträge von 53,6 auf 52,5. Die inländischen und ausländischen Neuaufträge wuchsen langsamer als im Vormonat. Die Input- und Outputpreise sanken, was die disinflationären Tendenzen unterstützt, und die Schwäche des für die Politik Pekings wichtigen Beschäftigungsindexes beschleunigte sich ebenfalls leicht. Im Industriesektor werden nach wie vor viele Arbeitsplätze abgebaut.

Kleine Unternehmen kämpfen

Kleine Unternehmen hatten am stärksten zu kämpfen. Der PMI für kleine Betriebe betrug im August 49,1, mittelgrosse wiesen 49,9 aus. Am besten schnitten grosse Unternehmen mit einem Wert von 51,9 ab. Trotz des jüngsten Rückgangs der Zahlen im Industriesektor ist die chinesische Wirtschaft stabil, und der PMI von 51,1 deutet nach wie vor auf eine moderate Expansion. Die zu Jahresbeginn zum Teil befürchtete harte Landung ist vorerst kein Thema mehr.

Chinas Wirtschaft leidet unter hartnäckigen strukturellen Problemen, der Schwäche des Immobiliensektors, und der Einbruch der Kreditvergabe im Juli weckte neue Sorgen. Im zweiten Quartal hat Peking die Wirtschaft mit vielen kleinen und gezielten Stimuli gestärkt. Doch im Industriesektor belasten nach wie vor hohe Überkapazitäten die Investitionstätigkeit. Immobilienentwickler haben die Geschwindigkeit ihrer Bautätigkeit heruntergefahren, da sie sich mit mehr unverkauften Wohnungen konfrontiert sehen. In bestimmten Regionen sind die Verkaufszahlen trotz Preissenkungen und einer lockereren Hypothekarvergabe schwach. Käufer warten auf weitere Preissenkungen.

Geordnete Abkühlung

Doch die Regierung sorgt bislang für eine geordnete Abkühlung des Wirtschaftswachstums. In den nächsten Monaten ist deshalb nur ein geringer Rückgang der Wachstumsraten zu erwarten. Gemäss Capital Economics dürfte Peking die Wirtschaft weiterhin durch gezielte Massnahmen lenken, z.B. im Immobiliensektor und Eisenbahnbereich – unterstützt von der People’s Bank of China (PBoC). Zudem kann die PBoC durch eine landesweite Senkung der Mindestreservesätze die Kreditvergabe steuern. In den letzten Monaten hat sie darauf verzichtet und die Strukturreform der Regierung unterstützt, indem sie die Richtlinien nur für einzelne Banken und Regionen lockerte.

Die chinesische Regierung hat in der ersten Jahreshälfte mehrfach verlauten lassen, auch Wachstumsraten von unter 7,5% zu tolerieren, sollte die Beschäftigungslage zufriedenstellend sein. Die Untergrenze von 7,2 bis 7,3% Wirtschaftswachstum für das ganze Jahr ist nicht gefährdet.

Die asiatischen Börsen tendierten am Montagmorgen uneinheitlich. Der Nikkei 225 (Nikkei 225 15460.02 0.23%) avancierte 0,28%, der Shanghai Composite Index legte 0,43% zu, und der Hang Seng (Hang Seng 24742.06 0%) in Hongkong kletterte 0,12%. Die Börse in Singapur gab 0,35% nach.

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