Der Bitcoin scheint derzeit vieles wegzustecken. Weder die Marktkorrektur in China noch kritische Stimmen aus der Politik haben verhindert, dass der Kurs im Zweiwochenvergleich rund 15% gestiegen ist.
Die Schwelle von 9200 $ erwies sich zwischenzeitlich für den Bitcoin (Bitcoin 9680.66 0.89%) als kleiner Widerstand, der jedoch ebenfalls mit Leichtigkeit gebrochen wurde. Nun scheint der Bitcoinkurs munter Richtung 10’000 $ zu marschieren. Wird diese Marke gebrochen, wird das für neue Schlagzeilen sorgen, was der Nachfrage nach der wichtigsten Kryptowährung förderlich sein dürfte.
Selbstverständlich ist es nicht, dass der Bitcoinkurs in den vergangenen beiden Wochen weiter und deutlich zulegte. China ist für die gesamte Blockchain-Szene ja ausserordentlich wichtig und will gemäss der erklärten Absicht der chinesischen Regierung eine führende Rolle einnehmen. Wenn nun das Land mit Blick auf das Coronavirus in verschiedener Hinsicht mit Problemen kämpft, ist das in seiner Bedeutung nicht zu unterschätzen – zumal der Bitcoin ja bis dato die weltweit wichtigste Blockchain-Anwendung ist.
Aber vielleicht erklärt sich der steigende Bitcoinkurs gerade damit, dass diese jüngste Krise den Status des Bitcoin als einer Art Fluchtwährung erst recht festigt. Vor diesem Hintergrund sollten auch die jüngsten Interventionen von politischer Seite gesehen werden.
Zentralbanken werden aktiver
François Villeroy de Galhau, Gouverneur der Bank von Frankreich, präzisierte in diesen Tagen seine Haltung zu Kryptoassets – und schloss sich der wachsenden Zahl von politischen Entscheidungsträgern an, die der Ansicht sind, dass Kryptowährungen nur von Zentralbanken ausgegeben werden sollten.
Villeroy anerkennt den potenziellen Nutzen der Kryptowährung in Bargeldtransaktionen. Er ist aber nicht der Ansicht, dass private Einheiten das Ruder übernehmen sollten. Seiner Ansicht nach kann eine Währung nicht privat sein. Geld ist für ihn ein öffentliches Gut.
Villeroy hält aber auch fest, dass der Bargeldverbrauch in vielen europäischen Ländern zurückgegangen ist, und dass digitale Assets eine wünschenswerte Alternative sein könnten, vor allem in Nordeuropa. In einigen nordeuropäischen Ländern, zum Beispiel in Schweden und den Niederlanden, nimmt der Gebrauch von Banknoten extrem schnell ab. Deshalb stellt sich für ihn die Frage, ob Bürgern das Recht auf digitales Geld eingeräumt werden soll, das keine physische Banknote mehr ist, aber die gleiche Qualität aufweist, insbesondere die Sicherheit einer Zentralbank bietet.
Politik gibt Gegensteuer
Das Interesse an einer von Banken gesicherten Kryptowährung hat im vergangenen Jahr zugenommen, als das Social-Media-Unternehmen Facebook (FB 212.29 -1.07%) Pläne für die Einführung eines eigenen Stable Coin namens Libra ankündigte. Das rief sofort Gesetzgeber und Aufsichtsbehörden auf den Plan, die nicht verstummen wollen. Deutschlands Finanzminister Olaf Scholz erklärte: «Wir können keine Parallelwährung akzeptieren.» Sein französischer Amtskollege Bruno Le Maire ging noch einen Schritt weiter und drohte, die neue Kryptowährung in Europa zu blockieren. Prominente Mitglieder der Libra Association haben das Projekt in den letzten sieben Monaten aufgegeben, darunter Visa (V 208.875 -1.22%), eBay (EBAY 37.27 -1.11%), Stripe und zuletzt Vodafone (VOD 154.84 -0.22%).
Das alles lässt vermuten, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis die ersten von einer Zentralbank ausgegebenen digitalen Währungen in Europa auftauchen werden. Das allerdings wird nicht eine Konkurrenz, sondern eine staatliche Ergänzung zum Bitcoin darstellen. Denn verbieten lässt sich der Bitcoin nicht (mehr).
Die Meinung des Autors muss nicht mit derjenigen der Redaktion übereinstimmen.
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