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18:03 Uhr - 03.11.2015

SNB-Jordan: Zweisäulenstrategie gegen Euroschwäche

Der Präsident der Schweizerischen Nationalbank unterstreicht in einem Vortrag, dass auch künftig nicht auf Devisenkäufe verzichtet werden soll.

Der Franken hat sich am Dienstag erneut etwas gefestigt, der Wechselkurs zum Euro sank auf 1.086 Fr./€. Das Niveau von 1.10 Fr./€, auf das sich der Euro im September erholt hatte und das Hoffnung auf mehr weckte, rückte etwas weiter in die Ferne. Für den Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank (SNB (SNBN 1125 1.72%)), Thomas Jordan, steht fest: Der Franken ist deutlich überbewertet. In einem Vortrag an der Fondation Genève Place Financière am Dienstagabend unterstrich er: «Die SNB richtet ihre Geldpolitik so aus, dass die schmerzhaften Anpassungskosten für die Schweizer Wirtschaft möglichst niedrig gehalten werden.»

Die Geldpolitik ruhe auf zwei Säulen: Die erste seien die Negativzinsen auf Einlagen bei der SNB. Die zweite sei die Bereitschaft der Nationalbank, am Devisenmarkt zu intervenieren. Beide dienten dazu, die Überbewertung zu reduzieren und, auf lange Frist, die Preisstabilität zu gewährleisten.

Anders als 2011

Gemäss Jordan lässt sich die gegenwärtige Frankenstärke nicht mit der Situation vergleichen, die 2011 herrschte und die SNB dazu bewog, einen Mindestkurs zum Euro einzuführen. Damals habe sich der Franken gegenüber allen Währungen massiv aufgewertet. Nun sei die Lage hingegen durch eine allgemeine Schwäche des Euros geprägt. Die Gemeinschaftswährung habe Ende 2014/Anfang 2015 substanziell an Wert verloren, nicht nur zum Franken, sondern auch gegenüber den anderen führenden Währungen. In diesem Umfeld habe sich die SNB entschlossen, Minuszinsen einzuführen. Auf diese Weise wurde das traditionelle Zinsgefälle zwischen Euro und Franken zumindest teilweise wiederhergestellt.

Die SNB baut darauf, dass die Negativzinsen Frankenanlagen im Vergleich zu Engagements in Fremdwährungen teuer werden lassen. Der Franken verliert an Attraktivität, und der Aufwertungstrend wird gebrochen.

Die SNB und die Banken

Jordan versuchte in seinem Referat, die gegenwärtige Wechselkursproblematik in die richtige Perspektive zu rücken. Er beschreibt sie als kurzfristige Kosten einer Volkswirtschaft, die langfristig von der Preis- und der Finanzstabilität abhängt.

Die langfristigen Ziele der SNB und die der Banken gehen gemäss Jordan Hand in Hand. Monetäre Stabilität und ein starker Finanzsektor stellten ein gemeinsames Interesse dar. Die SNB benötige ein kompetitives und stabiles Bankensystem, um ihr Mandat erfüllen zu können. Banken profitierten von der langfristigen wirtschaftlichen Stabilität des Landes, zu der die SNB mit ihrer Geldpolitik beitrage.

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