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11:15 Uhr - 14.07.2014

BTG Pactual bezahlt für BSI 1,7% der Vermögen

Die 130-jährige Bank BSI geht für 1,5 Mrd. Fr. vom italienischen Versicherer Generali an die brasilianische Finanzgruppe BTG Pactual. Die Marke BSI scheint beibehalten zu werden.

«Wir sind sehr zufrieden mit der angekündigten Vereinbarung zwischen Generali (G 15.32 0.26%) und BTG Pactual», lässt sich BSI-CEO Stefano Coduri am Montagmorgen in einer Medienmitteilung zitieren. Die Vereinbarung sei positiv für die Mitarbeiter und die Kunden.

BTG-Papiere an Generali

Die italienische Versicherungsgruppe Generali verkauft die BSI für einen Gesamtbetrag von 1,5 Mrd. Fr. an die brasilianische BTG Pactual. Das entspricht 1,66% der verwalteten Vermögen der BSI von 90 Mrd. Fr. In bar zahlen die Brasilianer 1,2 Mrd. Fr., 300 Mio. Fr. werden in Form von Anteilen an BTG beglichen (Papiere mit und ohne Stimmrecht). BTG Pactual ist an der Börse von São Paulo kotiert und wird vom Gründer André Esteves geleitet.

US-Busse wird abgezogen

Vom Kaufpreis abgezogen werden sodann allfällige Bussen, die die BSI im Rahmen des Programms zur Bereinigung des US-Steuerstreits wird bezahlen müssen. Die BSI nimmt in Kategorie 2 am Programm teil. Die Generali-Aktien gaben anfängliche Gewinne am Montagmittag wieder preis, wohl weil der Deal mit finanziellen Unwägbarkeiten verbunden ist. Der Versicherer hat aus der Devestition von BSI einen weiteren Abschreiber zu verbuchen – von voraussichtlich 100 Mio. € –, doch es überwiegt der Umstand einer durch den Verkaufserlös verbesserten Finanzierungssituation. Die für 2015 angestrebte Steigerung des Solvenzgrads I auf mehr als 160% ist nach Unternehmensangaben unter Einrechnung des Transaktionserlöses bereits erreicht.

Generali beschreitet seit dem Führungswechsel vor Jahresfrist eine mehrdimensionale Reorganisationsstrategie, die mit dem BSI-Verkauf eine weitere wichtige Etappe nimmt. Über die Details der Transaktion, die im ersten Quartal 2015 vollzogen werden soll, wollen die BSI und Vertreter der BTG Pactual am Dienstag in Lugano informieren.

«Komplementäre Visionen»

Coduri bezeichnete BTG als «soliden und langfristigen strategischen» Aktionär. «Wir können die Marke BSI global weiterentwickeln», kündigte er an. BSI und Pactual hätten komplementäre Visionen und Strategien; Kompetenzen, Marktpräsenz und Kundschaft würden «ausgezeichnet» zusammenpassen. «Wir werden die Möglichkeit haben, unser internationales Wachstum weiterzuführen.»

Dem Vernehmen nach ist es eine Transaktion, mit der die Interessen des Tessins, wo BSI den Hauptsitz hat, gewahrt werden. Vermutlich wird BTG die BSI intakt halten, da sie bisher über kein Private Banking in Europa und Asien verfügt. Ob das Schweizer Geschäft der BSI ins neue Konzept passt, dürfte eine andere Frage sein.

Lange Geschichte

Gerüchte über einen Verkauf von BSI machen bereits seit Mitte 2012 die Runde. Offiziell zum Verkauf hatte Generali die Schweizer Tochter Anfang 2013 gestellt. Doch der Verkauf der eigentlich attraktiven Privatbank verzögerte sich immer wieder. Mit rund 90 Mrd. Fr. verwalteten Vermögen gehört BSI zu den grossen Auslandbanken der Schweiz. Auch erhält sie branchenintern Lob für ihre IT-Plattform. Doch Sorgen um unversteuerte Vermögen – im Fall der BSI hauptsächlich italienisches Geld – und Unsicherheiten wegen des US-Steuerstreits erschwerten eine Transaktion.

Ein Verlustgeschäft

Der Buchwert abzüglich Gewinnverwendung von BSI belief sich per Jahresende 2012 noch auf fast 2,3 Mrd. Fr.. Zur Generali gehörte die BSI sechzehn Jahre lang. Verkäuferin war damals die UBS (UBSN 16.64 0.85%), die sich im Zusammenhang mit der Fusion mit dem Bankverein verpflichten musste, die Tessiner Bank zu veräussern.

Diese Summe war im neuen Umfeld jedoch kein Käufer zu zahlen bereit, was Generali veranlasste, Alternativen zum Direktverkauf zu prüfen, darunter den Börsengang. Im vergangenen Geschäftsjahr hat BSI nun den verbleibenden Goodwill aus dem Kauf der Banca der Gottardo im Umfang von über 700 Mio. Fr. vollumfänglich abgeschrieben, was sich auch in der Bilanz der Mutter Generali niederschlug und letztlich den Weg für den Verkauf ebnete. BSI wies in diesem Zusammenhang 2013 einen Nettoverlust von 722 Mio. Fr. aus. Das materielle Eigenkapital der BSI belief sich per Ende 2013 noch auf gut 1,7 Mrd. Fr.

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