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16:52 Uhr - 05.11.2014

«Anders als andere Anlagen ist Gold günstig»

Peter Sigg, Leiter Rohstoffanlagen bei LGT Capital Partners, rechnet mit einer leichten Preiserholung bei Gold über die nächsten sechs Monate.

Der Goldpreis ist heute auf den tiefsten Stand seit April 2010 gefallen und notiert unter 1150 $. Lesen Sie hier mehr zu den Gründen. «Finanz und Wirtschaft» sprach über den Ausverkauf bei Gold (Gold 1145.25 0.15%) und anderen Rohstoffen mit Peter Sigg, Leiter Rohstoffanlagen bei LGT Capital Partners und Präsident des Commodity Club Schweiz.

Peter Sigg, Leiter Rohstoffanlagen bei LGT Capital Partners. Bild: ZVGHerr Sigg, die Preise für Gold und Silber sind wieder unter Druck. Was sind die Hintergründe dieses Ausverkaufs?
Rohstoffe und besonders die Edelmetalle leiden schon länger unter dem Erstarken des US-Dollars. Dieser wertet sich auf, da die US-Notenbank die geldpolitischen Zügel weniger locker hält. Hedge Funds und Investoren mit Trendfolgemodellen haben den Abwärtstrend bei den Edelmetallen verstärkt. Viele Anleger spekulieren auf fallende Kurse. Das sieht man auch an den Futures-Positionen der US-Terminbörsen. Die Short-Positionen auf Silber (Silber 476.5 0.21%) (Silber 15.42 0.65%) etwa sind auf Rekordhoch.

Gibt es bei Gold keine durch die Produktionskosten bedingte Untergrenze?
Bei einem Preis von 1100 $ pro Unze ist für 10% der Minen die Produktion nicht mehr profitabel. Das sollte dem Goldpreis einen gewissen Boden geben, da bei tieferen Preisen einige Minen schliessen müssen und das Angebot schrumpft. Die Preise können aber relativ lange unter den Produktionskosten liegen. Ein Beispiel dafür ist Aluminium: Das wurde zwei Jahre lang unter den Produktionskosten gehandelt. Denn eine Mine kann nicht so einfach an- und abgeschaltet werden. Deshalb läuft die Produktion oft auch bei zu niedrigen Weltmarktpreisen weiter und die Betriebe nehmen vorübergehend Verluste in Kauf.

Hat Gold als Absicherungsinstrument gegen Krisen ausgedient?
So würde ich das nicht sagen. Die geopolitischen Risiken wie die Ukrainekrise oder die Konflikte im Nahen Osten haben in den Augen der meisten Investoren einfach weniger Sprengkraft als befürchtet. Der Effekt dieser Konflikte auf die Weltwirtschaft und die Stabilität des Finanzsystems ist gering. Die Aktienmärkte haben sich von den jüngsten Schocks jeweils rasch erholt und Gold hat das Potenzial als Krisen-Hedge gar nicht richtig entfalten können.

Was müsste geschehen, dass Gold wieder zur alten Stärke zurückfindet?
Es müssten Zweifel an der Geldwertstabilität und an der Zahlungsfähigkeiten der Staaten aufkommen, wie es etwa während der Eurokrise im Jahr 2011 der Fall war. Inflation ist derzeit aber kein Thema und die Staatsanleihen aus Deutschland oder den USA werden als sichere Häfen betrachtet. Solange das so bleibt, fliesst von der Investorenseite nicht viel Geld in Gold.

Bei vielen Anlegern dürfte wegen der Preisentwicklung der Anteil Gold im Portfolio drastisch gesunken sein. Wäre es nun nicht Zeit, auf die Zielallokation aufzustocken?
So ein Rebalancing ist durchaus sinnvoll. Als Diversifikator hat Gold ja immer noch eine wichtige Bedeutung in einem Portfolio. Zudem ist Gold sowohl im Vergleich zu seiner eigenen fünfjährigen Historie als auch gegenüber der Produktionskostenkurve günstig bewertet, während die meisten anderen Anlageklassen eher stolz bewertet sind.

Wie ist Ihr Ausblick für die kommenden sechs Monate?
Wenn die Short-Positionen so hoch sind wie jetzt, kann es kurzfristig zu einer heftigen Gegenbewegung kommen, wenn die Positionen gedeckt werden müssen. In den kommenden sechs Monaten rechne ich mit einer leichten Preiserholung, da die physische Nachfrage stark bleiben wird.

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