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17:00 Uhr - 13.02.2015

Schindler legt den Fokus wieder mehr auf die Marge

Eine deutliche Steigerung der Profitabilität ist allerdings erst im kommenden Jahr zu erwarten. 2015 frisst der starke Franken die Fortschritte auf.

Gegenwind von der Währungsfront ist für Schindler (SCHN 145.6 4.6%) kein Novum. In sieben Jahren hat der Aufzug- und Fahrtreppenhersteller 2,4 Mrd. Umsatz und 300 Mio. Betriebsgewinn (Ebit) wegen der Frankenstärke «verloren». Am schlimmsten war 2011, als 900 Mio. Umsatz und 110 Mio. Ebit durch die Umrechnung der Fremdwährungen wegfielen. Im laufenden Jahr droht Schindler Ähnliches.

Das ist bitter, nachdem das Unter­nehmen im letzten Quartal 2014 zum ­ersten Mal seit Langem von einem posi­tiven Effekt profitierte. Nun, nach Aufgabe des Euromindestkurses rechnet das Management mit ­einem umsatzschmälernden Währungseffekt von 10%. Das ist mehr als das für 2015 erwartete Umsatzwachstum von 7 bis 9% aus eigener Kraft.

Kone profitiert vom Euro

Auch die operative Marge wird leiden. Der Franken knabbert etwa 0,3 Prozentpunkte weg. Schindler hat viele zentrale, kostenintensive Funktionen in der Schweiz angesiedelt. Im Euroraum ­bedient der Konzern eine grosse Installationsbasis mit margenträchtigen Dienstleistungen. Sie sind in Franken von einem Tag auf den andern 15% weniger wert.

Gegenmassnahmen sind angedacht. Schindler könnte in den zwei Schweizer Fabriken die Arbeitszeit ver­längern. Der Material- und Produkt­einkauf wird günstiger. Drittens soll die operative Effizienz erhöht werden, was freilich zu den Daueraufgaben zählt.

Indien wird «das nächste China»

CEO Silvio Napoli betont, er werde nun den Fokus wieder mehr auf die Marge legen. Es wird Schindler aber vorderhand schwerfallen, die im Konkurrenzvergleich niedrigere Betriebsspanne zu erhöhen. Kone (KNEBV 40.4 1.13%) hat die Marge von 14,4 auf 14,6% gesteigert. Im Unterschied zu Schindler wird der finnische Konkurrent 2015 von einem sehr guten Währungsbonus profitieren. Im kommenden Jahr jedoch sollte für Schindler ein deutlicher Sprung möglich sein. Die ­Restrukturierungskosten nehmen in der Tendenz ab, 2015 dürften sie von 40 auf 25 Mio. Fr. schrumpfen.

Zudem geht der Aufwand für die Verlagerung der Aktivitäten nach Asien zurück, der Region, in der neun von zehn weltweit neuen Aufzügen installiert werden. In China, dem mit ­Abstand bedeutendsten Einzelmarkt, hat Schindler 2014 termingerecht eine Fahrtreppenfabrik gebaut. Im letzten Quartal 2015 folgt eine riesige Anlage für die Herstellung von Aufzügen. In Indien, laut CEO Silvio Napoli «das nächste China», hat der Konzern seit drei Monaten eine moderne Liftfabrik in Betrieb.

Der Mittelbedarf für die Expansion in Asien schrumpft allmählich. Im vergan­genen Jahr hat Schindler die Investitionen 25% auf 183 Mio. Fr. zurückgefahren. Für die Bekanntmachung von Mittelfristzielen sei es aber zu früh, sagt Napoli. Wegen der Währungsunsicherheit wird das Mana­gement wie schon 2014 erst im August eine Gewinnprognose liefern. Immerhin kann sich Schindler auf einen rekord­hohen Auftragsbestand abstützen.

Aktien und PS erholen sich

Für China ist Napoli trotz Abkühlung im Immobiliensektor optimistisch gestimmt. Er erwartet ein Nachfrageplus im einstelligen Prozentbereich. Das ist weniger als gewohnt, doch sind die installierte Basis und damit der Bedarf an Unterhalts- und Reparaturarbeiten doppelt so gross wie vor fünf Jahren.

Die Schindler-Papiere stiessen am Freitag auf gute Resonanz. Dazu trug die von 2.20 auf 3.20 Fr. erhöhte Dividende bei. Mit der Zusatzausschüttung lässt das Unternehmen die Aktionäre an diversen ­Sondergewinnen teilhaben. Zudem hat Schindler 2014 wenig eigene Titel zurückerworben. Im Januar hat die Kadenz der Titelrückkäufe wieder zugenommen.

Der Kursverlust nach dem «SNB-Schock» ist seit Freitag wettgemacht. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) basierend auf Schätzungen für 2015 beträgt 23 und ist gleich hoch wie das von Kone. Klammert man die Nettoliquidität aus, ergibt sich ein vorteilhaftes Bild für Schindler: Gemessen am Unternehmenswert zum Betriebsgewinn Ebitda sind Schindler fast 30% günstiger als Kone.

Auch im Rückblick sind Schindler PS (SCHP 148.1 5.11%) nicht teuer: Das historische KGV liegt mit 18 unter dem Schnitt von 21 der letzten zehn Jahre. Bis sich bessere Margen in höhere Bewertungen niederschlagen, wird es aber dauern.

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