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17:41 Uhr - 22.01.2016

Uhrenbranche demonstriert Gelassenheit

Am Genfer Uhrensalon stand neben Glanz und Glamour auch der Trend zu günstigeren Modellen im Zentrum.

Für einmal rückten die Absatzprobleme in China, der Frankenschock und die Angst vor Terroranschlägen in den Hintergrund. Am Salon Internationale de la Haute Horlogerie (SIHH) in Genf, der am Freitag zu Ende ging, dominierten andere Gesprächsthemen.

So zeigte sich der Trend, dass die Uhrenmarken vermehrt Einsteigermodelle präsentierten. Derzeit sind nicht mehr vor allem Uhren aus dem obersten Preissegment gefragt. Immer mehr Marken setzen deshalb auf günstigere Zeitmesser aus poliertem Stahl anstelle von Gold (Gold 1097.42 -0.3%).

Umkämpfter Uhrenmarkt

«Beim Konsument ist derzeit Understatement angesagt», bestätigt auch IWC-Chef Georges Kern, «bevorzugt werden günstigere und diskretere Produkte.» Diese Beobachtung bestätigt auch Piaget-Chef Philippe Leopold-Metzger. Für ihn zeigt sich, dass der Preis für den Kunden heute eine andere Rolle spielt. «Der Markt ist stärker umkämpft, was den Preis betrifft», sagte Leopold-Metzger gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Nichtsdestotrotz vermochte der Branchentreff auch dieses Jahr wieder rund 15 000 Fachbesucher aus aller Welt ­anzuziehen. Organisiert wird das Tref-
fen seit 25 Jahren von Richemont (CFR 64.45 3.29%) mit ­seinen Marken wie Baume & Mercier, ­Jaeger-LeCoultre, Cartier, Piaget und Van Cleef & Arpels seit inzwischen 25 Jahren
in Genf. Daneben nehmen aber auch ­verschiedene unabhängige Manufakturen teil.

Dass der Absatz von Luxusgütern ins Stocken geraten ist, deuteten auch die kurz vor der Messe publizierten Quartalszahlen von Richemont an – nicht nur bei den Uhren, sondern neuerdings auch beim Schmuck. Das Management des ­Luxusgüterkonzerns geht davon aus, dass diese Schwäche auch zu Beginn dieses Jahres anhalten wird.

Davon abzuleiten, dass Uhrenhersteller sich bei Investitionen zurückhalten würden, wäre indes falsch. Auffallend am diesjährigen SIHH war, dass kaum komplett neue Produktlinien lanciert wurden. Zudem wurde das in der Uhrenbranche latente Thema Smartwatch nicht mal am Rand thematisiert. Für IWC-Chef Kern sind beide Absenzen nachvollziehbar: «In unseren Märkten sind intelligente Uhren kein Thema. Und die Uhrenbranche ­fokussiert sich oft zu stark darauf, stets  Neuheiten präsentieren zu wollen. Man sollte auch Bestehendes verbessern und das eigene Sortiment überarbeiten».

Nicht alle blasen Trübsal

Trotz der jüngst ernüchternden Exportzahlen der Schweizer Uhrenindustrie blasen längst nicht alle Uhrenhersteller Trübsal. Zu den Aufsteigern 2015 zählt beispielsweise Audemars Piguet. Der unabhängige Waadtländer Uhrenhersteller berichtete am SIHH, im vergangenen Jahr den Umsatz von 700 auf 800 Mio. Fr. gesteigert zu haben. Mit diesen Wachstumsraten können die Richemont-Marken derzeit nicht mithalten. Das manifestiert sich derzeit auch in den Valoren des Luxusgüterkonzerns. Seit dem Frühling 2015 fielen die Notierungen um ein Drittel.

Trotz der derzeitigen Schwächephase setzt das Management weiterhin auf die wachsende Mittelschicht in Asien sowie den Trend zu Markenartikeln im Luxus­gütersegment. Der Mix aus Uhren und Schmuck ist zumindest gut gewählt, die Marken sind entsprechend positioniert.

Neu geht auch der Uhrenhersteller ­Roger Dubuis komplett in Richemont auf. Am Rande des Uhrensalons wurde bekannt, dass  Richemont zu einem ungenannten Preis die restlichen 40% der Genfer Manufaktur übernommen hat.

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