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23:03 Uhr - 06.07.2016

Jobmarkt und Brexit halten das Fed auf Trab

Die amerikanische Notenbank sorgt sich um eine Abkühlung des Arbeitsmarkts. Umso wichtiger für den weiteren Verlauf der Leitzinsen werden damit die neusten Jobdaten am Freitag. Auch das Thema Brexit gibt unter den Währungshütern zu reden.

War das nur eine temporäre Delle? Oder ist es vielleicht doch das erste Anzeichen einer fundamentalen Abschwächung? Diese Fragen zum Arbeitsmarkt geben in der US-Notenbank derzeit Anlass zu intensiven Diskussionen, wie das am Mittwoch veröffentlichte Protokoll zur letzten Zinssitzung zeigt.

Bislang war der Jobmarkt eine zuverlässige Stütze der US-Wirtschaft. Das robuste Stellenwachstum war bisher auch ein Hauptgrund, weshalb sich das Federal Reserve zuversichtlich für seine Pläne zu weiteren Zinserhöhungen gab.

Wie das Statistikamt BLS jedoch Anfang Juni meldete, hat die amerikanische Wirtschaft im Mai lediglich 38’000 Jobs geschaffen. Das Stellenwachstum lag damit weit unter den Erwartungen. Zudem wurden die Daten für April und März deutlich nach unten revidiert.

Unsicherheit im Fed-Gremium

Am Treffen der US-Notenbank vom 14. und 15. Juni sorgte das entsprechend für Verunsicherung. «Fast alle Teilnehmer befanden, dass der überraschend schwache Jobbericht die Unsicherheit für ihren Ausblick zum Arbeitsmarkt erhöht habe», heisst es dazu im Sitzungsprotokoll.

Wie aus den sogenannten FOMC Minutes weiter hervorgeht, widmete der Fed-Vorsitz dem Thema deshalb mit Abstand am meisten Zeit. Viele Mitglieder hielten am Schluss allerdings fest, dass sie «abgeneigt seien, ihre Prognose wegen nur eines Datenpunkts grundlegend zu ändern.»

Damit kommt dem anstehenden Arbeitsmarktbericht am Freitag eine grosse Bedeutung zu. Ökonomen rechnen im Schnitt damit, dass im Juni rund 180‘000 neue Stellen hinzugekommen sind. Für die Arbeitslosenrate erwarten sie eine leichte Erhöhung von 4,7 auf 4,8%.

Langfristige Zinsen sinken auf Rekordtief

Ebenso wichtig wird für die Zinsentwicklung, wie es an den Finanzmärkten weitergeht. In den USA sind die Renditen auf zehnjährige Staatsanleihen am Dienstag mit 1,37% auf ein Rekordtief gefallen, was von wachsender Nervosität unter Investoren zeugt. Von der Schweiz über Deutschland und Frankreich bis nach Dänemark und Schweden rentieren Staatspapiere auch in Europa auf rekordtiefem Niveau.

Der Abwärtstrend setzte nach der Abstimmung in Grossbritannien über den Austritt aus der EU ein. Die Möglichkeit eines Brexit war denn auch ein weiteres Kernthema an der vergangenen Sitzung der US-Notenbank, die eine Woche vor dem Referendum stattfand.

Angst vor Brexit-Turbulenzen

«Die meisten Teilnehmer hielten fest, dass die bevorstehende Abstimmung in Britannien über die Mitgliedschaft in der europäischen Union an den Finanzmärkten Turbulenzen verursachen könnte, die den Konjunkturverlauf in den USA ungünstig beeinflussen könnten», steht dazu im Sitzungsprotokoll.

An Wallstreet wird deshalb erwartet, dass die US-Notenbank an der nächsten Sitzung vom 26. und 27. Juli mit einer geldpolitischen Straffung erneut warten wird. Seit sie die Zielrate für den Leitzins im Dezember erstmals leicht auf 0,25 bis 0,5% erhöhte, sind bald sieben Monate vergangen. Inzwischen zweifeln immer mehr Investoren daran, dass es dieses Jahr überhaupt noch zu einem weiteren Zinsschritt kommt.

In New York zeigten die Börsen am Mittwochnachmittag keine grössere Reaktion auf die FOMC Minutes. Der Leitindex S&P 500 hatte bereits gegen Mittag ins Plus gedreht und schloss 0,5% fester auf 2099,73. Am Bondmarkt erholte sich die Rendite auf zehnjährige Treasuries leicht auf 1,39%. Der Goldpreis avancierte 0,6% und bewegt sich zu 1364.80 $ pro Unze auf dem höchsten Stand seit zwei Jahren.

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