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10:30 Uhr - 06.05.2016

Eine Herausforderung für Schweizer Obligationäre

Monatliche Zinskurve Schweiz: Die Zinsen werden nicht rasch steigen, und die Volatilität wird uns erhalten bleiben. Dennoch gibt es Anlagelösungen.

Die Rendite der zweijährigen Bundesanleihen ist nun schon seit beinahe vier Jahren negativ, und auch die zehnjährigen rentieren seit bald eineinhalb Jahren im Minus. Ironischerweise machten sich die Anleger gleichzeitig Sorgen über einen möglichen Zinsanstieg.

Wer sich für einen raschen Renditeanstieg positioniert hatte, hat einige Gewinnchancen verpasst. Angesichts der nicht enden wollenden Tiefzinsperiode und der wohl nur sehr langsam anziehenden Renditen stellt sich die Frage nach der Rolle der Anleihen im Portfolio.

Eine Doppelrolle

Obligationen erfüllen in einem gemischten Portfolio – theoretisch – zwei Aufgaben: Sie werfen einen regelmässigen Ertrag ab und bergen Kurspotenzial, andererseits dienen sie dem Schutz des Portfolios in Phasen erhöhter Volatilität.

Derzeit haben Schweizer Anleihen als Ertragsquelle allerdings nichts zu bieten: Die ein- bis fünfjährigen Laufzeiten, die beinahe 40% des Indexuniversums des SBI ausmachen, rentieren mit –0,27%. Ein institutioneller Anleger, der in diesen Laufzeitenbereich investiert, wird in den nächsten fünf Jahren eine Performance von etwa null erzielen. Dieses Resultat wird er mit mathematischer Sicherheit erreichen, unabhängig von der Zinsentwicklung in den kommenden Jahren.

Als Folge dieser Situation ist auch die von Schweizer Anleihen erwartete Mindestrendite gesunken: Eine knapp positive Rendite genügt, um die Benchmark zu schlagen. Damit der Obligationenteil eines Portfolios einen gewissen Ertrag zu generieren vermag, muss auch in Fremdwährungsanleihen investiert werden.

Besonders der US-Bondmarkt hat Schweizer Anlegern angesichts der höheren Renditen etwas zu bieten, selbst wenn die Zinsen in den USA rascher steigen dürften als hierzulande und sich eine umsichtige Titelselektion aufdrängt. Nach Abzug der Kosten der Währungsabsicherung liegt ein Ertrag in der Grössenordnung von 1% durchaus im Bereich des Möglichen. Selbstverständlich gibt es Anlagealternativen, aber es geht ja darum, im festverzinslichen Bereich investiert zu bleiben und die Natur der Portfolios nicht grundlegend zu verändern.

Durationsrisiko als Prämie

Die Rolle der Obligationen beschränkt sich bei weitem nicht auf blosse Ertragsgenerierung, vermögen sie doch in einem diversifizierten Portfolio bei riskanteren Assetklassen erlittene Verluste auszugleichen. Vor allem die langfristigen «Eidgenossen» können in Bezug auf Aktien als Absicherung fungieren, da sie tendenziell positiv auf negative Volatilitätsschocks an den Aktienmärkten reagieren.

Als Schutz bieten sich daher eine Investition in den Subindex SBI 10+ Jahre an, der rund 25% des Gesamtindex ausmacht und einen hohen  Anteil an «Eidgenossen», Agency- und supranationalen Anleihen enthält, oder die Diversifikation in sorgfältig ausgewählte Langläufer erster Qualität. Solche Obligationen können als «Versicherung» hereingenommen werden. Der bei steigenden Zinsen zu erwartende Verlust ist die «Versicherungsprämie».

Auch in der heutigen schwierigen Situation gibt es also noch Möglichkeiten, ein Schweizer Obligationenportfolio so zu strukturieren, dass die Anleihen ihrer Doppelrolle als Ertragsquelle und als Absicherung bei Börsenturbulenzen gerecht werden. Um Abhilfe für den derzeit fehlenden Ertrag der Schweizer Anleihen zu schaffen, empfiehlt es sich, dem Obligationenteil gemischter Portfolios einige sorgfältig ausgewählte globale Schuldtitel beizumischen. Die absichernde Rolle der Anleihen verdient ihrerseits eine separate Betrachtung. So lässt sich das Durationsrisiko als Versicherungsprämie für die Portfolioabsicherung interpretieren.

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