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07:56 Uhr - 09.04.2015

China-Rally am HKEx durchbricht neue Barrieren

Die an der Börse Hongkong gehandelten Aktien von Unternehmen Festlandchinas finden dank boomender Nachfrage aus Schanghai reissenden Absatz. Konservative Investoren nehmen dies indes als Anlass zu Gewinnmitnahmen.

Die rasante Kursrally der an der Börse Hongkong gehandelten Aktien von Unternehmen aus Festlandchina durchbricht infolge einer massiv gestiegenen Nachfrage chinesischer Investoren eine Barriere nach der anderen. Nachdem der China Enterprise Index – besser bekannt als H-Share-Index – am Mittwoch auf ein Siebenjahreshoch gestiegen war, legte er am Donnerstag in den ersten fünfzehn Minuten im Handel erneut 4,8% zu. Im Windschatten davon stieg der Hauptindex des Aktienmarktes der wirtschaftlich autonomen chinesischen Sonderverwaltungsregion sogar 6,4%.

Rekordhoher Tagesumsatz

Nachdem die Börse Schanghai, angetrieben von wachstumsfördernden Massnahmen der chinesischen Regierung, in den vergangenen zwölf Monaten weit über 90% zugelegt hat, sind H-Shares mittlerweile deutlich tiefer bewertet als ihre Pendants auf der anderen Seite der innerchinesischen Grenze, die sogenannten A-Aktien. Noch vor wenigen Monaten hätten Festlandchinesen das angesichts der strengen Kapitalverkehrskontrollen im Zahlungsverkehr mit dem Ausland nicht mit Arbitragegeschäften ausnutzen können. Doch diese Barriere ist seit November 2014 im Zuge einer Partnerschaft zwischen der Börse Schanghai und dem HKEx zumindest teilweise gesenkt worden.

Am Mittwoch schöpften Festlandchinesen die ihnen täglich für den grenzüberschreitenden Aktienkauf zugestandene Quote von 10,5 Mrd. Yuan (1,6 Mrd. $) aus. Das Handelsvolumen in Hongkong erreichte am Mittwoch mit 32 Mrd. $ einen historischen Höchststand. Der Kapitalfluss in die entgegengesetzte Richtung war dagegen angesichts der Aufschläge von Schanghaier Aktien verhalten. Obwohl mittlerweile die Gefahr einer Blasenbildung unübersehbar ist, dürfte die Rally in Hongkong noch für einige Zeit weitergehen, bleiben doch die Bewertungsunterschiede zwischen A- und H-Aktien teilweise weiterhin beachtlich.

Peking gibt neue Kaufargumente

Die Spanne hatte sich in den vergangenen Tagen sogar noch vergrössert, denn die Börse Hongkong blieb vom vergangenen Donnerstag bis Mittwoch geschlossen, während der Aktienmarkt Schanghai normal funktionierte. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des China Enterprise Index bewegt sich damit weiter an der oberen Grenze des historischen Durchschnitts. Während konservative institutionelle Investoren das als Signal für Gewinnmitnahmen ansehen, treten jetzt vor allem private Anleger als Käufer auf den Plan.

Es wird erwartet, dass die chinesische Regierung in den kommenden Wochen durch eine ganze Reihe von Massnahmen den Kapitalfluss vom Festland an die Börse Hongkong weiter anfeuern wird, so etwa sollten neu auch fremdfinanzierte grenzüberschreitende Aktienkäufe zugelassen werden. Auch könnten Anlagefonds erstmals gewisse Produkte auf beiden Seiten der Grenze kotieren. Unmittelbar am meisten ins Gewicht fallen würde aber, wenn der bisher eng begrenzte Kreis von chinesischen Privatinvestoren, die in Hongkong Aktien kaufen können, erweitert würde. Bisher müssen Investoren ständig mindestens 500’000 Yuan im Anlagekonto halten. Diese Untergrenze könnte deutlich gesenkt werden.

Gute Unternehmensnachrichten

Peking hat bei all dem indes nicht nur die Interessen der Bürger im Auge. Durch die vermehrte Umleitung von Kapital nach Hongkong könnte auch die Gefahr einer Blasenbildung an der Börse Schanghai abgewendet werden. Die Rally am HKEx wurde in den vergangenen Tagen allerdings auch von Unternehmensnachrichten angetrieben. Die chinesische Regierung hat die Restrukturierung zahlreicher staatlicher Konzerne angeordnet, so etwa im Eisenbahnbereich. So sollen etwa die China CNR Corporation und die CSR Corporation zusammengeschlossen werden. Die Aktien der zwei chinesischen Branchenführer legten seit Mitte Woche denn auch weit über 40% zu.

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