Ausserbörsliche Aktien Schweiz: Aktienindizes zeigen weiterhin aufwärts. Tourismus- und Bergbahnaktien legen deutlich zu.
An der Hauptbörse hat sich die Rekordjagd im November fortgesetzt. Auch im ausserbörslichen Aktienhandel dominierte die positive Stimmung. Der Umsatz auf der Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB (BEKN 214 0%)) entwickelte sich weiterhin auf hohem Niveau.
Insgesamt wurden im November auf OTC-X Aktien im Wert von 15,4 Mio. Fr. gehandelt, was allerdings rund 6% weniger war als im Oktober. Die Anzahl der Abschlüsse erreichte im November mit 1254 dagegen einen Jahresbestwert. Für das Gesamtjahr darf aufgrund der regen Handelstätigkeit auf OTC-X das zweitbeste Ergebnis der vergangenen zehn Jahre erwartet werden.
Auch die Kurse der OTC-X-Werte entwickelten sich, gemessen an den Indizes, mehrheitlich positiv. Der Index OTC-X Liquidity stieg binnen Monatsfrist 0,9%, blieb damit aber hinter dem SPI (SXGE 12591.96 0.49%) Extra zurück, der ein Plus von knapp 4% verzeichnen konnte. Die Entwicklung der Indizes bestätigt wiederum eine Besonderheit des ausserbörslichen Aktienmarkts: Er ist weniger volatil als die Hauptbörse. In guten Börsenphasen legen die ausserbörslich gehandelten Aktien nicht so markant zu als der Hauptmarkt. Hingegen verlieren sie in schwachen Börsenphasen auch weniger stark.
Neuer Eigner für Seiler Hotels
Allerdings zeigte sich auch im November, dass Spezialsituationen im ausserbörslichen Handel eine überdurchschnittliche Performance zur Folge haben können. So bewegte sich der Kurs der eher selten gehandelten Aktien der Seiler Hotels Zermatt (+12,5% auf 450 Fr.) während fünf Jahren in einem Band zwischen 180 und 240 Fr.
Im Oktober gab die kotierte Gruppe Aevis-Victoria nun bekannt, dass sie die Seiler & Partner Holding übernehmen will, und Anfang November kündigte sie auch ein Angebot für die Kleinaktionäre der Seiler Hotels Zermatt an. Diese können ihre Aktien für 450 Fr. pro Stück verkaufen. Für Anteilseigner, die schon länger dabei sind, hat sich das Investment gelohnt: Binnen fünf Jahren verdoppelte sich der Aktienkurs.
Spezialsituationen wie diese sind nicht die Regel. Doch bewegte der Tourismussektor und hier besonders die Bergbahnsparte gesamthaft den Markt. Der Subindex Bergbahnen kletterte weiter um 1,6%. Kursgewinner waren u. a. die Aktien der Rigi Bahnen (+10,9% auf 11.75 Fr.) sowie die Genossenschaftsanteile der Lenk Bergbahnen (+10% auf 330 Fr.).
Auch die Aktien der Zermatt Bergbahnen stiegen 10% und notieren mit 550 Fr. auf Rekordniveau. Die Schilthornbahn (Schilthornbahn 1900 1.33%) (–2,6% auf 1875 Fr.) sorgte im November mit ihrer Kapitalerhöhung und einem Bezugsrechtshandel für Bewegung am Markt. Insgesamt wurden 3500 neue Aktien zu 1800 Fr. ausgegeben, was der Gesellschaft einen Emissionserlös von 6,3 Mio. Fr. brachte.
Die Kapitalerhöhung war Voraussetzung für die Finanzierung der rund 90 Mio. Fr. teuren Seilbahnerneuerung. Die weiteren Mittel stammen aus dem Cashflow sowie Fremdkapital. Allerdings will die Gesellschaft die Investitionen etappenweise vornehmen. Mit dem Abschluss des gesamten Projekts wird daher nicht vor 2026 gerechnet.
Crowdfunding für Flybair
Über eine Crowdfunding-Aktion hat sich die neu zu gründende Berner Fluggesellschaft Flybair mehr als 1 Mio. Fr. an Startkapital beschafft. Das vom Flughafen Bern initiierte Projekt soll im kommenden Jahr wieder Ferien- und später auch Linienflüge ab Bern-Belp ermöglichen. Seit die Fluggesellschaft Skywork im letzten Jahr Insolvenz anmelden musste, gibt es keine Linienflüge ab Bern-Belp mehr. Der Kurs der Flughafen-Bern-Aktien sprang bei geringen Volumen um 51,5% auf 50 Fr.
Weiterhin gesucht waren die Valoren von Casino- und Kursaal-Gesellschaften. Für Kursfantasie sorgten nicht zum ersten Mal die Konzessionserweiterungen für das Online-Gaming. Im November erteilte der Bundesrat auch den Casinos in Bern und Interlaken eine entsprechende Konzession. Die Aktien Kongress+Kursaal Bern gewannen 4,2% auf 495 Fr., während die Titel von Congress Centre Kursaal Interlaken bei 370 Fr. (unv.) verharrten.
Das Ostschweizer Kunststoffunternehmen Plaston berichtete im November über den Verlauf des ersten Semesters des Geschäftsjahres 2019/20. Zwar konnte die Plaston-Gruppe dank einer Akquisition den Umsatz bei 37,3 Mio. Fr. halten. Allerdings entwickelte sich der Verkauf im wichtigen Geschäft mit Kunststoffkoffern schwächer. Unter dem Strich blieb ein Verlust von 1,4 Mio. Fr. Der Aktienkurs ging daher 5,7% auf 4150 Fr. zurück.
Bis zum Jahresende dürfte die positive Tendenz im ausserbörslichen Aktienmarkt anhalten. Im Dezember finden die Generalversammlungen der Brauereien Falken (Prioritätsaktien +10,3% auf 16 000 Fr.) in Schaffhausen sowie Schützengarten (55 000 Fr., unv.) in St. Gallen statt. Die Brauerei Falken hat angekündigt, Einheitsnamenaktien einführen zu wollen. Ausserdem publiziert das Zentralschweizer Energieunternehmen CKW (–1,3% auf 303 Fr.) den Jahresabschluss.
Neben diesen Ereignissen wird ein Wechsel im Immobiliensegment erwartet. Die Titel des Immobilienunternehmens Cham Group (CHAM 415 0.73%) werden von der SIX in den ausserbörslichen Handel wechseln (letzter Handelstag 18. Dezember). Den umgekehrten Weg geht Novavest, ihre Titel sollen ab dem 16. Dezember an der SIX gehandelt werden.
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