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07:03 Uhr - 30.08.2019

Der asiatische Warren Buffett will noch mehr

Die geografische Konzentration des wichtigen Metalls stellt die Industrie vor grosse Probleme.

Wer sich von der Volatilität gewisser Rohstoffmärkte ein Bild machen möchte, braucht bloss einen Blick auf Kobalt zu werfen: Innerhalb zweier Jahre kletterten die Notierungen von rund 20’000 auf 95’000 $ pro Tonne – und gaben anschliessend praktisch den gesamten Gewinn wieder ab.

Die Kursentwicklung von Kobalt ist eng an die Trends in der Elektromobilität gekoppelt. Da das Metall als wichtiger Bestandteil in den weiterhin dominanten Lithium-Ionen-Akkumulatoren eingesetzt wird, hat der Boom – respektive der erwartete Boom – den Bedarf angekurbelt. Wie so oft sorgte der massive Preisanstieg jedoch für Anpassungen auf der Angebots- und der Nachfrageseite: Zum einen wurden Kapazitäten erweitert und Lagerbestände liquidiert. Zum andern hat er die Industrie dazu motiviert, den Kobaltanteil in den Akkus zu reduzieren.

Bereits vergangenes Jahr gab Elon Musk – CEO des Elektroautobauers Tesla – bekannt, an der Entwicklung einer neuen, kobaltfreien Akkugeneration zu arbeiten. Doch schon jetzt gewinnen Batterietypen mit geringerem Kobalt- und höherem Nickelgehalt stetig Marktanteile.

Politik schürt Unsicherheit

Die Preisentwicklung auf dem Kobaltmarkt wird derweil auch durch die geografische Konzentration der Lager- und Fördergebiete geprägt: Der wichtigste Produzent mit einem Anteil von rund drei Vierteln ist die politisch instabile Demokratische Republik Kongo (DR Kongo).

Erst Anfang Woche – sieben Monate nach dem Amtsantritt des neuen Präsidenten Félix Tshisekedi – konnte eine Regierung gebildet werden. Gemäss UBS-Analysen birgt die politische Lage im zentralafrikanischen Staat denn auch die grösste angebotsseitige Gefahr.

Diese Unsicherheit spiegelt sich in der Einschätzung von Verisk Maplecroft: Im Resource Nationalism Index des Beratungsunternehmens ist die DR Kongo auf den ersten Platz vorgerückt. Zusammen mit Venezuela weist sie das höchste Risiko auf, dass die Regierung verstärkt in die Minenindustrie eingreift und es zu Enteignungen durch den Staat kommt.

Trotz scharfer Opposition internationaler Minengesellschaften wie Glencore, des grössten Kobaltproduzenten der Welt, hat die kongolesische Regierung ein neues Minengesetz eingeführt. Darin werden einerseits die Steuerabgaben auf die Produktion massiv erhöht – im Falle Kobalts von 2 auf 10% –, andererseits Bestimmungen wie etwa zur Rückführung von Kapital verschärft. Die instabile Situation hat gleichzeitig dazu geführt, dass in den letzten Monaten auf notwendige Investitionen verzichtet wurde.

Minenschliessung als Druckmittel

Anfang August gab Glencore bekannt, Mutanda – die wichtigste Kobaltmine der Welt – per Ende 2019 für zwei Jahre stillzulegen. Angesichts des niedrigen Kobaltpreises sei es ökonomisch vorerst nicht mehr sinnvoll, die Förderstätte zu betreiben. Zudem wolle man die Pause für Unterhaltsarbeiten nutzen. Gemäss Einschätzung von Verisk Maplecroft dürfte der Entscheid jedoch auch massgeblich darauf zurückzuführen sein, dass sich Glencore dadurch eine stärkere Position in den Verhandlungen mit der kongolesischen Regierung verspricht.

Laut der Investmentbank BMO Capital Markets dürfte der temporäre Produktionsunterbruch in der Mutanda-Mine Wirkung entfalten und dem Kobaltpreis einen Boden verschaffen. Tatsächlich haben die Notierungen seit der Ankündigung der Schliessung bereits rund 25% zugelegt. «Mit der Pause dürfte der Kobaltüberschuss auf dem Markt in den kommenden Jahren verschwinden», schreiben die BMO-Analysten.

Auch das Research von UBS geht von einer Preissteigerung aus. Gemäss Prognose dürften die Notierungen über die nächsten achtzehn Monate wieder auf ein Niveau um 45’000 $ klettern. Der wichtigste Treiber bleibe, dass die jährliche Nachfrage nach Kobalt bis zum Jahr 2025 von 130’000 auf 270’000 Tonnen zunehmen werde – selbst wenn sich der durchschnittliche Kobaltgehalt in den Elektrofahrzeugbatterien verringere.

Preissteigerung plausibel

Laut UBS gebe es bei den Produzenten zwar grössere Kobaltlager, deren Liquidierung den Preisanstieg dämpfen könnte. Sie befänden sich aber hauptsächlich im Besitz von Glencore. Das Unternehmen werde dafür sorgen, dass die Volumen höchstens peu à peu auf den Markt gelangten. Zudem dürften Kobaltabnehmer wie die Batterieproduzenten bemüht sein, entlang ihrer Produktionskette Bestände aufzubauen. Dies werde die Nachfrage nach dem Metall stützen.

Nicht ganz so bullish sind die Analysten von JPMorgan: Produktionserhöhungen in anderen Minen könnten den Effekt der Mutanda-Schliessung überkompensieren. Man gehe zwar ebenfalls von Preisavancen aus. Die Notierungen sehe man allerdings eher am unteren Rand der Spanne zwischen 35’000 und 45’000 $.

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