Die Industriegruppe hat 2020 deutlich weniger umgesetzt als im Vorjahr. Auf eine Dividende wird verzichtet.
Für Feintool (FTON 60.00 0%) hat 2020 versöhnlich geendet. Vom herben Rückschlag im ersten Semester hat sich die Industriegruppe im zweiten über Erwarten gut erholt. Der Halbjahresumsatz von 280 Mio. Fr. und noch mehr der Betriebsgewinn (Ebit) von gut 20 Mio. Fr. bzw. 7,3% des Umsatzes – ein historisch beachtlicher Wert – stimmen zuversichtlich.
Dennoch ist das Gesamtjahr unter dem Strich rot. Angesichts der hohen Abschreibungen, die das kapitalintensive Geschäft mit sich bringt, ist das keine Überraschung (vgl. Tabelle). Dementsprechend und weil die Nettoverschuldung in Relation zum Ebitda eher stattlich ist, soll auf eine Dividende verzichtet werden.
Für das laufende Jahr erwartet die auf Feinschneiden, Umformen und Elektroblechstanzen spezialisierte Gruppe eine marktkonforme Umsatzsteigerung sowie eine in den Worten von CEO Knut Zimmer (ZBH 163.40 +0.21%) «deutlich erhöhte Profitabilität». Genauer zu werden, wagt er wegen der anhaltend grossen Unsicherheit nicht.
Ausser der Covid-Situation und der Wirtschaftslage umfasst diese Unsicherheit auch die Störung in der Halbleiterversorgung des Automobilsektors – des weitaus wichtigsten Kundensegments – sowie den merklichen Anstieg der Stahlpreise, von dem der Blechverarbeiter Feintool direkt betroffen ist. Er kann höhere Rohmaterialpreise zwar weitergeben. In der Regel geschieht solches aber mit einer Verzögerung, was sich ungünstig auf die Marge auswirkt.
Generell darf die im zweiten Semester erzielte Ebit-Marge nicht einfach extrapoliert werden. CFO Thomas Bögli sagte an der Online-Konferenz: «Nicht alle Massnahmen, die zu ihrer Steigerung beigetragen haben, sind nachhaltig.» Dennoch sollte die Basisprofitabilität spürbar gestiegen sein. Was Bögli ebenfalls betont: «Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung haben wir nicht reduziert.»
Für die diesjährige Marge geht die erneuerte FuW-Schätzung vorsichtig von rund 4,5% aus (vgl. Grafik 1). Vorsicht liegt auch der Umsatzschätzung von 545 Mio. Fr. zugrunde. Darin kommen die Erwartung einer höheren globalen Automobilproduktion, die nur schleppende Erholung des Investitionsgütergeschäfts, des Segments Fineblanking Technology, sowie die höheren Stahl- und folglich auch Absatzpreise zusammen.
Für den diesjährigen Gewinn je Aktie wird die Schätzung mit 2.70 Fr. wesentlich höher angesetzt als bisher. Auf dieser Basis ergibt sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 22. Das mag auf den ersten Blick teuer erscheinen. Wird aber berücksichtigt, dass die zugrundeliegende Schätzung noch weit vom deutlich höheren – und bald wieder möglichen – Niveau früherer Jahre entfernt ist, trifft das nicht zu. Daher bleiben Feintool als Depotbeimischung für risikofähige Anleger reizvoll.
Auch über das laufende Jahr hinaus blickt die Geschäftsleitung mit Zuversicht. Die Konjunktur des Automobilsektors zeige in den drei Hauptmärkten Europa, Asien und USA klare Anzeichen der Erholung, und der Sektor selbst präsentiere sich im Zeitraum bis 2035 als globaler Wachstumsmarkt. Zudem sieht sich Feintool gerüstet, mit den eigenen Blechbearbeitungstechnologien auch die Gewichtsverschiebung im Antrieb von Automobilen zu meistern.
Ausser dem Verzicht auf eine Dividende wird der Generalversammlung vom 20. April auch die Schaffung von genehmigtem Kapital im Umfang von einem Fünftel des heutigen Aktienkapitals beantragt. Das ist nichts Ungewöhnliches. Genehmigtes Kapital erlaubt es einer Gesellschaft, schnell und unkompliziert neue Titel auszugeben, sollte sich am Markt eine Chance eröffnen. Verhandlungen liefen derzeit aber keine, sagt der CFO.
Die komplette Historie zu Feintool finden Sie hier. »
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