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17:35 Uhr - 02.12.2014

Meyer Burger schliesst Wertberichtigung nicht aus

Der Solarzulieferer ist im Saphirglasmarkt mit der Aufarbeitung der GT-Insolvenz beschäftigt. Die Aktien gaben am Dienstag erneut deutlich nach.

Die Titel des Solarzulieferers Meyer Burger (MBTN 6.67 -4.99%) haben von Donnerstag bis Dienstagnachmittag einen Fünftel ihres Werts verloren, bei anziehendem Handelsvolumen. Dabei gibt es vordergründig keine neuen Nachrichten. Zur Auftragslage sagt das Unternehmen auf Anfrage nichts. Der Hersteller von Maschinen zur Produktion von Solarmodulen ist dringend auf Grossaufträge angewiesen. «No news» muss so als «bad news» gewertet werden, da weiter unsicher ist, wie gross die Nachfrage nach den Produkten von Meyer Burger am Markt wirklich ist.

Darüber hinaus wiegt die vorerst geplatzte Hoffnung auf grosse Erlöse im Saphirmarkt schwer. Die finanziellen Konsequenzen aus der überraschenden Insolvenz von GT Advanced (GTAT 0.42 -3.24%) Anfang Oktober bleiben offen. GT war vom Elektronikriesen Apple (AAPL 115.47 0.35%) mit dem Bau einer Saphirglasfabrik und Produktion grosser Saphirglasmengen beauftragt worden. Der Bildschirm des iPhones 6 hätte aus dem extrem kratzfesten Glas gefertigt werden sollen. Doch es gab Qualitätsprobleme, GT machte einen Liquiditätsengpass geltend.

Abwartende Haltung

Meyer Burger war in das Projekt etwa als Lieferant von Maschinen zum Zuschneiden (Bricking) der Saphirblöcke involviert. Gemäss Unterlagen, die vor dem Insolvenzgericht in New Hampshire (USA) eingereicht wurden, soll Meyer Burger 9,3 Mio. $ ungesicherte Forderungen gegenüber GT ausstehen haben. Aus den Unterlagen geht auch hervor, dass Meyer Burger 18 BrickMaster BM 860, Zubehör und Verbrauchsmaterial wie Diamantdraht an GT geliefert und dafür bisher nicht bezahlt wurde, wie es in dem Filing heisst.

Meyer Burger sagte auf Anfrage, den Betrag von 9,3 Mio. $ nicht bestätigen zu können. «Es lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht quantifizieren, in welchem Umfang das Chapter 11 von GT unser Ergebnis belasten wird», so das Unternehmen. Dies hänge auch vom weiteren Verlauf des Verfahrens ab. Es sei «durchaus möglich», dass Meyer Burger «schlussendlich kein finanzieller Schaden daraus entsteht», so ein Sprecher.

Sollten Maschinen und Zubehör keine Verwendung in neuen Projekten finden, scheinen aber doch Belastungen wahrscheinlich. Die an GT gelieferten Maschinen – Richtwert für den Verkaufspreis sind je rund 0,5 Mio. Fr.  – seien in der Bilanz zu Herstellkosten bewertet, sagt Meyer Burger. Ein Verkauf unter Herstellkosten  «könnte zu einer Wertberichtigung führen». Auch müsse geprüft werden, ob eine Nachfrage für die Maschinen wahrscheinlich sei.

Neue Kapitalerhöhung?

Analyst Stefan Gächter von Baader Helvea geht davon aus, dass die Maschinen «zu Occasionspreisen» verkauft werden müssen. Der unerwartete Rückschlag im Saphirgeschäft trage dazu bei, dass Meyer Burger derzeit wichtige Bareinnahmen entgehen. Der Analyst hält auch eine erneute Kapitalerhöhung in den nächsten zwölf Monaten für möglich. CEO Peter Pauli hatte gegenüber FuW Ende Oktober gesagt, keine solche zu planen.

Nicht nur die Sorge vor einer neuen Kapitalmassnahme, auch der starke Preiszerfall auf dem Ölmarkt belastet den Aktienkurs: «Dadurch verliert aus Sonnenenergie erzeugter Strom an Attraktivität gegenüber fossilen Energieträgern», sagt Gächter. Angesichts schlechter Nachrichten aus der Solarbranche insgesamt ist vor einem Engagement in Aktien und Anleihen von Meyer Burger weiter abzuraten.

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