Die Grossbank hat im zweiten Quartal dank günstigen Marktbedingungen deutlich mehr verdient als erwartet. Sie will vor allem in den USA und in Asien expandieren.
UBS (UBSG 13.77 +3.15%) konnte von der freundlichen Wetterlage in allen Geschäftsbereichen und Regionen profitieren. Bei einem um 21% höheren Geschäftsertrag resultierte im zweiten Quartal ein 64% höherer Vorsteuergewinn von 2,6 Mrd. $, auch weil Rückstellungen für Kreditrisiken aufgelöst werden konnten. Der Reingewinn belief sich auf 2 Mrd. $, 63% über Vorjahresquartal.
Etliche Performanceindikatoren übertreffen die Zielwerte. Beispielsweise beträgt die Rendite auf das harte Kernkapital im Quartal 19,3%. Der Zielbereich liegt bei 12 bis 15%. Auch die Indikatoren für die Kapitalstärke übersteigen die Zielwerte. So beläuft sich die Quote des harten Kernkapitals nun auf 14,5% statt «über 13%». UBS habe im Quartal 2,5 Mrd. Überschusskapital geschaffen, erklärte dazu Finanzchef Kirt Gardner an der virtuellen Medienkonferenz. «Die Rückführung des Überschusskapitals an die Aktionäre bleibt Priorität», bekräftigte er. Im zweiten Quartal betrug der Wert der Aktienrückkäufe 400 Mio. $; im dritten Quartal stehen 600 Mio. $ dafür bereit.
CEO Ralph Hamers bestätigte, dass der gute Geschäftsgang die strategische Flexibilität der Bank erhöhe. «Priorität hat das organische Wachstum», erklärte er jedoch. UBS ist daran, sich von einer Bank zu einem «Ökosystem für Investitionen» zu wandeln. Der Schwerpunkt der strategischen Wachstumsinitiativen – und auch die Zielmärkte für allfällige Übernahmen – liege in den USA und der Region Asien/Pazifik, sagte Hamers, weil dort das stärkste Wachstum herrsche.
Während etlicher Quartale hatten Beobachter zu zweifeln begonnen, ob UBS profitabel wachsen kann. Jetzt wird klar: Sie kann es. Die Kosten im Konzern stiegen 10%, deutlich weniger als der Ertrag, weshalb sich das Kosten-Ertrags-Verhältnis sprunghaft um 4 Prozentpunkte auf 71,8% verbessert hat. Hamers lobte: «Wir haben unsere positive Geschäftsdynamik im zweiten Quartal fortgesetzt. Die Geschäftsentwicklung nimmt immer mehr an Fahrt auf, und unsere strategischen Entscheide und Initiativen tragen Früchte.»
Sehr gut lief es im Kerngeschäft, in der globalen Vermögensverwaltung (GWM). Hier stieg der Vorsteuergewinn um 47% auf 1,29 Mrd. $. Die Hälfte des Konzernergebnisses stammt aus dem GWM. Hier ermöglichten höhere Vermögenswerte eine Zunahme der vermögensabhängigen Einnahmen um 30%. Aber auch der transaktionsbasierte Ertrag verbesserte sich um 16%. Die verwalteten Vermögen der Division nahmen gegenüber dem Vorquartal um 4% zu. Dies zeigt, dass es UBS gelungen ist, den Kunden höhermargige Mandate und Produkte zu verkaufen.
Deutlich mehr verdiente UBS auch in der Schweiz, im Bereich Personal & Corporate Banking fiel der Vorsteuergewinn mit 456 Mio. Fr. rund doppelt so hoch aus wie im Vorjahr. Das Ergebnis profitierte von der Auflösung von Wertberichtigungen für Kreditrisiken in Höhe von 42 Mio. Fr.; im Vorjahresquartal waren wegen der Coronapandemie Wertberichtigungen von 104 Mio. Fr. gebildet worden.
Von der Investment Bank, die den Vorsteuergewinn im Jahresvergleich 9% auf 668 Mio. $ erhöht hat, gab es bezüglich des Hedge Fund/Family Office Archegos ein paar Informationshäppchen. UBS, die in dem Fall rund 800 Mio. $ verloren hat, hat seither den Bereich Prime Brokerage nicht etwa zurückgefahren, sondern zusätzliche Kunden aufgenommen beziehungsweise das Kundenverhältnis im Sinne besserer Transparenz vertieft, wie Hamers ausführte.
Im Bereich Handel (Global Markets) sank der Ertrag für UBS auch wegen Archegos um 14%. Die Investment Bank habe generell Marktanteile gewonnen, erklärte Hamers. Die Einheit Global Banking profitierte vom Boom im globalen Geschäft mit Fusionen und Firmenübernahmen, UBS konnte die entsprechenden Beratungseinnahmen 220% auf 300 Mio. $ steigern.
Der Ausblick ist verhalten optimistisch. Risken bergen der Verlauf der Pandemie und die Inflationsgefahr. Dank der starken und ausgeglichenen Entwicklung der Bank haben sich die Aktien auf 90% ihres Buchwerts hochgearbeitet. Im europäischen Durchschnitt der Grossbanken sind sie damit teuer. Allerdings verfügt UBS über eine besondere Marktposition, die eine relative Höherbewertung rechtfertigt. Sie hat gezeigt, dass sie von guten Rahmenbedingungen profitieren kann. Wenn das Übernahmefieber und der Börsenboom noch weiter anhalten, dann wird auch sie weiter gutes Geld verdienen. FuW empfiehlt, die Titel zu halten.
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