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18:25 Uhr - 21.10.2014

Das Ende der Milliardenbussen im Libor-Skandal?

Die Europäische Kommission wirft den Schweizer Grossbanken CS und UBS keine Manipulationen des Referenzsatzes vor. Dennoch büssen sie für Verfehlungen bei Zinsderivaten. Die Schweizer Weko ermittelt weiter.

Die Schweizer Grossbanken haben den Marktzins Libor in Franken nicht manipuliert. Dies ist das Fazit der Europäischen Kommission. Die EU-Behörde hat am Dienstag mit Beendigung ihrer Untersuchung zum Franken-Libor dennoch vier internationale Grossbanken mit 94 Mio. € gebüsst.

Credit Suisse (CSGN 24.8 1.47%) und UBS (UBSN 15.43 2.25%) gestanden wettbewerbsrechtliche Vergehen im Zusammenhang mit Zinsderivaten ein, nicht aber die Manipulation des Referenzzinses. UBS büsst mit 12,7 Mio. €; sie erhielt dank Kooperation einen Rabatt von 30% auf die ursprüngliche Bussenberechnung. Die Busse für die Credit Suisse beträgt rund die Hälfte; einen Abzug gibt es für sie nicht. Sie muss die vollen 9 Mio. bezahlen.

Der Manipulation des Libor in Franken bezichtigt wurden einzig Royal Bank of Scotland (RBS) und J. P. Morgan. RBS wurde eine Busse von 110 Mio. € erlassen; sie hat das Kartell der beiden Institute angezeigt. J. P. Morgan muss 62 Mio. bezahlen, nach Abzug eines Rabatts von 40% für Kooperation. Zudem kosten die amerikanische Grossbank wettbewerbsrechtliche Verstösse im Zusammenhang mit Zinsderivaten 10 Mio. RBS wurde diese Busse ebenfalls erlassen.

Mit den Einigungen dieser vier Banken sind die wettbewerbsrechtlichen Untersuchungen der Kommission zum Libor im Frankenmarkt abgeschlossen, bestätigte eine Sprecherin der EU-Behörde gegenüber «Finanz und Wirtschaft». Betreffend Referenzzinsen in Yen und Euro sind weitere Untersuchungen offen – nicht aber gegen Schweizer Banken: UBS war als Kronzeugin eine Busse von 2,5 Mrd. € erlassen worden. Gegen Credit Suisse läuft gemäss Kommissionssprecherin diesbezüglich keine Untersuchung mehr.

Noch ausstehend sind Urteile der Schweizer Wettbewerbsbehörde (Weko). Sie untersucht auf verschiedene Währungen lautende Libor gemeinsam. Betroffen sind nach Angabe von Vizedirektor Olivier Schaller auch UBS und Credit Suisse. UBS geniesst dabei laut Geschäftsbericht Immunität. Credit Suisse sieht «keine substanziellen Probleme» in Sachen Libor. Ob die laufende Untersuchung der Weko Vergehen bei weiteren Banken oder in Bereichen aufdeckt, die auf europäischer Ebene nicht untersucht wurden, bleibt abzuwarten. Ungeklärt ist in der Schweiz zudem noch die Bussenberechnung.

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