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01:19 Uhr - 21.08.2014

Yellens grosser Auftritt in Jackson Hole

Im Federal Reserve heizt sich die Debatte um die Zinspolitik auf. Mit umso mehr Spannung sehen die Märkte dem Referat der US-Notenbankchefin am Wirtschaftssymposium in Jackson Hole entgegen.

Wann ist es Zeit für die erste Zinserhöhung seit der Finanzkrise? Diese Frage sorgt im Kreis der amerikanischen Währungshüter momentan für heftige Diskussionen. Wie aus dem Protokoll zur letzten Sitzung der US-Notenbank hervorgeht, sind «viele» von ihnen der Ansicht, dass sich die Wirtschaft schneller erholt als erwartet. «Es könnte deshalb angebracht sein, die geldpolitischen Stützen früher zu entfernen, als derzeit angenommen», heisst es dazu weiter.

Einen definitiven Entscheid wollte der Vorstand des Federal Reserve an seinem zweitägigen Treffen von Ende Juli allerdings nicht fällen: «Die meisten Teilnehmern signalisierten, dass es von weiteren Informationen zur Konjunkturentwicklung, zum Arbeitsmarkt und zur Inflation anhänge», ob sie das Timing für den ersten Zinsschritt ändern sollten.

Das Fed hält die Leitzinsen seit Ende 2008 auf nahezu null gedrückt. An den Terminmärkten wird gegenwärtig für das dritte Quartal 2015 mit einer ersten Erhöhung gerechnet. Die Arbeitslosenquote bezifferte sich im Juli auf 6,2%, nachdem sie Anfang 2013 noch 7,9% betragen hatte. Die Kerninflation (gemessen am Konsumentenpreisindex ohne Lebensmittel- und Energiekosten) belief sich im Juni auf 1,5%.

S&P 500 flirtet mit Rekordhoch

Die Nachrichten aus dem Federal Reserve lösten an Wallstreet zunächst einen leichten Schock aus. Schon kurze Zeit später setzten die Börsenkurse aber ihren Aufstieg fort. Der Leitindex S&P 500 schloss am Mittwoch 0,3% höher auf 1986,51 und flirtet damit bereits wieder mit dem Rekordhoch von Ende Juli. Die Rendite auf zehnjährige Staatsanleihen nahm um 3 Basispunkte auf 2,43% zu. Der Dollar verspürte erneut Auftrieb und stieg auf den höchsten Stand zum Euro seit elf Monaten.

Investoren warten nun gespannt auf den Auftritt von Janet Yellen in Jackson Hole. Die Fed-Präsidentin wird am Freitag um 16 Uhr Schweizer Zeit das Hauptreferat am Wirtschaftssymposium halten, an dem sich die internationale Top-Elite der Währungshüter trifft. Auch SNB-Präsident Thomas Jordan wird am hoch renommierten Treffen am Fuss der Rocky Mountains teilnehmen.

Was in Jackson Hole besprochen wurde, hat die Märkte schon oft bewegt. Legendär ist etwa die Rede des vormaligen Fed-Chefs Ben Bernanke vom August 2010, als er den Start des Stimulusprogramms QE2 andeutete und ein Kursfeuerwerk an der Börse auslöste. An der diesjährigen Tagung steht die Entwicklung an den Arbeitsmärkten im Fokus. Wallstreet erhofft sich dabei von Yellen eine indirekte Bestätigung, dass sie noch lange mit dem ersten Zinsschritt zuwarten wird, um die Erholung im Jobsektor zu beschleunigen.

Neue Werkzeuge für die Zinspolitik

Die Unterlagen zur Fed-Sitzung zeigen, dass sich Yellen und ihre Kollegen zumindest aber bereits konkretere Gedanken darüber machen, wie sie technisch vorgehen sollen, wenn der Tag X kommt. Um die Zinsen an den Finanzmärkten zu steuern, wollen sie die Federal Funds Rate zwar auch künftig als Hauptwerkzeug beibehalten. Zudem werden vorübergehend aber auch zwei neue Instrumente zum Einsatz kommen.

Erstens der Reservezins, den das Fed seit 2008 an Banken zahlt, die ihre Überschussreserven bei  ihm parken. Zweitens eine spezielle  Art von Rückkaufvereinbarungen, kurz Reverse Repo genannt.  Das Fed leiht sich damit von Banken, Investmentfonds und staatsnahen Konzernen auf Tagesbasis Bargeld aus und hinterlegt dafür Staatsanleihen als Sicherheit. Mit der Prämie, die es auf diese Barmittel zahlt, will es künftig die Zinsen an den Geldmärkten beeinflussen.

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