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08:16 Uhr - 26.06.2015

An den Börsen Festlandchinas steigen Ängste vor Crash

Die chinesichen Aktienmärkte haben am Freitag deutlich nachgegeben. Doch die staatlichen Medien beruhigen dieser Tage die angespannten Nerven der Anleger nicht mehr mit beschwichtigenden Worten.

An den seit achtzehn Monaten hochfliegenden Börsen des chinesischen Festlandes ist der Aufwind zwar noch nicht ganz abgeflaut. Doch nachdem der Hauptindex des Schanghaier Aktienmarktes im Verlauf der vergangenen zwei Wochen rund 15% nachgelassen hat, wachsen die Ängste vor einer massiven Korrektur.

Der Shanghai Composite büsste am Freitag rund 7% ein, nach –3,4% am Vortag. Der Shenzhen Composite verlor mehr als 6% und fiel auf den niedrigsten Stand seit Mitte Mai.

Sehr hohe Bewertungen

Bemerkenswert ist dabei, dass die Anleger dieser Tage vergebens auf richtungsweisende Worte der Regierung warten. Das steht im Kontrast zur Lage in den ersten Monaten des Jahres. Damals mahnten die staatlichen Medien in Zeiten erhöhter Volatilität mit Verweis auf die Marktfundamente zur Besonnenheit. Dabei lagen die Bewertungen der meisten Aktien bereits damals nicht nur deutlich über dem historischen Durchschnitt, sondern vor allem auch über denen ihrer an der Börse Hongkong zweitkotierten Pendants.

Die Pressekommentare wurden allgemein als Zeichen gewertet, dass die Regierung schon bald mit neuen konjunkturellen Stützungsmassnahmen zusätzliche Liquidität in das Finanzsystem einschiessen wird. Die steigenden Aktienpreise haben dabei vor allem auch die Vermögen der Haushalte erhöht, was wiederum, wie von der Regierung gewollt, den Privatkonsum angekurbelt und die sinkenden Immobilienpreise gestützt hat.

Notenbank hat das Ihre getan

Die Notenbank hat wie erwartet dieses Jahr den Leitzins drei Mal hintereinander gesenkt und auch mit anderen Instrumenten für eine erhöhte Liquidität gesorgt. Doch nachdem die Börse binnen Jahresfrist zeitweise rund 150% zugelegt hat, scheinen in den Augen der staatlichen Konjunkturlenker die Risiken der Strategie deren Vorteile überstiegen zu haben. Nicht nur haben Millionen von Haushalten neue Anlagekonten eröffnet und dabei die Ersparnisse aus ihren Sparkonten umgelagert. Als längerfristig weit gefährlicher hat sich erwiesen, dass Aktienkäufe zunehmend auch fremdfinanziert worden sind.

Gestiegene Risiken

Ein Crash droht damit nicht nur Millionen von Privatvermögen zu zerstören, sondern auch die Bilanzen der Banken markant zu beschädigen. Nach wie vor scheint davon kein Systemrisiko auszugehen. Nach Schätzung der Credit Suisse (CSGN 26.35 0.34%) machen vom offiziellen Finanzsektor fremdfinanzierte Aktienkäufe weiterhin deutlich weniger als 10% der Transaktionen aus. Doch das Schweigen der Staatsmedien scheint zu zeigen, dass die Regierung, anders als noch vor kurzem, eine Brandmauer zwischen den Finanzmarkt und die Realwirtschaft gestellt hat.

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