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07:18 Uhr - 07.01.2016

Crash löst erneut Handelsstopp in China aus

Sorgen über den Gesundheitszustand der chinesischen Wirtschaft und die erwartete Welle von Börsengängen von Festlandunternehmen haben am Donnerstag die asiatischen Börsen und Währungen erneut unter grossen Abgabedruck gesetzt.

Der Hauptindex der Börsen Schanghai und Shenzhen stürzte nach Aufnahme des Handels über 7% in die Tiefe. Nachdem der CSI 300 diese Schwelle überschritten hatte, wurde der Handel nun bereits das zweite Mal in dieser Woche automatisch für den Rest des Tages ausgesetzt. Der China Enterprise Index, das Barometer der an der Börse Hongkong gehandelten Aktien von Unternehmen aus Festlandchina, gab in der Morgensitzung beinahe 4% nach.

Der Aktienmarkt der wirtschaftlich autonomen chinesischen Sonderverwaltungsregion blieb offen. Die HKEx kennt anders als Schanghai und Shenzhen keine Sicherheitsmechanismen, die den Handel als Folge grösserer Kursveränderungen innerhalb planmässiger Sitzungen automatisch zum Halt bringen.

Notenbank schwächt Yuan

Am Donnerstag hat der Internationale Währungsfonds (IWF) vor allem mit Verweis auf China seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft im laufenden Jahr nach unten korrigiert. Auch weist ein inoffizieller Einkaufsmanagerindex (Caixin Media/Markit Purchasing Manager Index, PMI) auf ein verringertes Expansionstempo des Servicesektors hin. Dieser am Mittwoch veröffentlichte PMI zeigt den tiefsten Stand in siebzehn Monaten an. Es ist erklärtes Ziel der Regierung, dass Dienstleistungen die mit Überkapazitäten kämpfenden verarbeitenden Industrien als Wachstumslokomotive ablösen sollen.

In den vergangenen Tagen hat die People’s Bank of China (PBoC) zur Stützung der Exporte die Schwankungsbreite der Landeswährung Yuan gegenüber dem Dollar 0,5% ausgeweitet. Das war der grösste solche Schritt, seit der Yuan vergangenen August überraschend um beinahe 2% abgewertet worden ist. Der ausserhalb Chinas offiziell gehandelte ist am Donnerstagmorgen gegenüber dem Hongkong-Dollar auf den tiefsten Stand gefallen, seit diese Offshore-Handelsplattform 2010 eröffnet worden ist. Zahlreiche Marktbeobachter erwarten, dass die Referenzspanne, in der sich der Offshore-Yuan bewegen kann, im Verlauf des Donnerstags von der BPoC ein weiteres Mal nach oben gesetzt wird. Am Yuan-Terminmarkt herrscht die Meinung vor, dass der Aussenwert des Yuans kurz- und mittelfristig weiter fallen wird.

Wirkung der Stützkäufe verpufft

Ökonomen sehen in der gesteuerten Schwächung des Yuans ein Zeichen, dass die Regierung trotz zunehmend einschneidender konjunktureller Stützungsmassnahmen Schwierigkeiten bekundet, das für 2016 gesetzte Wachstumsziel von rund 6,5% zu erreichen. Dass die Talfahrt an den Chinabörsen nach zwei ruhigen Tagen weiterging, ist umso bemerkenswerter, haben doch in den vergangenen Tagen staatsnahe Anlagefonds Stützkäufe vorgenommen. Auch wurden staatsnahe Grossunternehmen von der Regierung angewiesen, bis Ende 2016 keine eigenen Aktien auf den Markt zu werfen. Nicht zuletzt hat die People’s Bank of China Anfang der Woche in grösserem Umfang zusätzliche Liquidität in den Wirtschaftskreislauf gepumpt.

Wahrscheinlich hat sich der Kapitalabfluss ins Ausland auch im Dezember ungebremst fortgesetzt. Die PBoC wird am Donnerstag den neuesten Stand ihrer Währungsreserven bekanntgeben. Allgemein wird davon ausgegangen, dass die Bestände auch im Dezember deutlich abgenommen haben. Der CSI 300 hat seit Anfang Januar 12% nachgelassen.

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