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16:09 Uhr - 13.01.2015

Stadt und Kanton Zürich wollen «Finanzplatz den Rücken stärken»

Eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts BAK Basel unterstreicht die grosse Bedeutung des Finanzsektors für die Region Zürich. Die Politik verspricht, sie werde alles unternehmen, damit das so bleibt.

Die am Dienstag präsentierte Studie «Finanzplatz Zürich 2014/2015» unterstreicht, dass der Finanzplatz Zürich weltweit nach wie vor zu den fünf bedeutendsten gehört, obwohl auch er einen Strukturwandel durchläuft, der schon vor der Finanzkrise begann. Für die Jahre 2014 bis 2016 wird mit leicht überdurchschnittlichen Wachstumsraten des Zürcher Finanzsektors gegenüber der Gesamtwirtschaft gerechnet.

Jeder zehnte Arbeitsplatz

Auch nach überstandener Finanzkrise und dem damit verbundenen beschleunigten Strukturwandel ist der Finanzsektor weiterhin die wichtigste Branche der Zürcher Wirtschaft. Im Jahr 2013 erwirtschaftete er eine Bruttowertschöpfung von rund 28 Mrd. Fr., was rund einem Fünftel der regionalen Wirtschaftsleistung entspricht. Jeder zehnte Arbeitsplatz im Kanton Zürich stammt aus der Finanzbranche.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut BAK Basel analysierte die Bedeutung und die Perspektiven des Finanzplatzes Zürich im regionalen, nationalen und internationalen Kontext. Für die Studie wurden Banken, Versicherungen und die übrigen Finanzdienstleister in den Kantonen Zürich, Schwyz und Zug untersucht.

Wachstumsimpulse ab 2015

Während die Jahre 1980 bis 2000 von überdurchschnittlichem Wachstum der Wertschöpfungs- und Beschäftigtenzahlen im Finanzsektor geprägt waren, kam es in der Periode 2000 bis 2013 zu deutlichen Korrekturen. Die jüngste Finanzkrise hat den Schweizer Bankenplatz erschüttert. Die Autoren der Studie sind überzeugt, dass es noch mehrere Jahre dauern wird, bis das Wertschöpfungsniveau der Zeit vor der Finanzkrise wieder erreicht werden kann.

Die zu erwartende anziehende Konjunktur ab 2015 dürfte die Nachfrage nach Finanzdienstleistungen jedoch wieder steigen lassen und dem Finanzsektor Wachstumsimpulse liefern. BAK Basel rechnet für die Jahre 2014 bis 2016 mit leicht überdurchschnittlichen Wachstumsraten im Vergleich mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

«Nach wie vor attraktiv»

In der Studie wird daran erinnert, dass die Bankenbranche einem starken Wandel ausgesetzt ist, der schon vor der Finanzkrise eingeläutet wurde und sich über einen längeren Zeitraum fortsetzen wird. Auslöser dieses längerfristigen Strukturwandels sind der technologische Fortschritt (Stichwort Digitalisierung), ein verändertes Kundenverhalten und geopolitische Verschiebungen. Die geforderte Transparenz, die gesunkene Loyalität der Kunden sowie der Verlust des Bankkundengeheimnisses haben den Wettbewerb in der Bankenbranche verstärkt.

Als Reaktion auf die verschlechterte Wirtschaftlichkeit streben die Banken eine stärkere Industrialisierung und Fokussierung auf das Kerngeschäft an. Diese Spezialisierung führt zu einer längeren, weniger tiefen Wertschöpfungskette. Es dürfte zu einer vermehrten Aufspaltung der Branche kommen: in eine Gruppe, die sich auf die im Hintergrund laufenden Prozesse und Abläufe (Finanzmarkthintergrund) spezialisiert, sowie in eine Gruppe, die sich auf die individualisierte Beratung konzentriert. Dieser Prozess werde in den nächsten Jahren an Dynamik gewinnen.

«Allen Veränderungen zum Trotz ist die Attraktivität des Finanzplatzes Zürich nach wie vor intakt», sind die Autoren der Studie überzeugt. Zürich befinde sich weiterhin unter den fünf bedeutendsten Finanzplätzen der Welt. Insbesondere die Vermögensverwaltung sei im weltweiten Vergleich herausragend.

Mehr Einfluss in Bern nehmen

Damit das so bleibt, will sich auch die Politik vermehrt engagieren. «Auch wenn die Bundespolitik den Rahmen für die Regulierung und die Aufsicht des Schweizer Finanzplatzes vorgibt, müssen und wollen wir dem Finanzsektor den Rücken stärken», schreiben Ernst Stocker, Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Zürich, und Corine Mauch, Stadtpräsidentin von Zürich, im Vorwort zur Studie.

Auf Nachfrage von «Finanz und Wirtschaft» präzisieren die beiden, wie sie sich diesen Support konkret vorstellen. «Der Kanton Zürich ist gross genug, um in Bundesbern konkret in dieser Sache vorstellig zu werden», sagte Ernst Stocker, der den Kanton auch im Bankrat der Nationalbank vertritt. Und Corine Mauch präzisierte, es gehe vor allem darum, eine gute Infrastruktur zur Verfügung zu stellen und eine gute Lebensqualität zu sichern.

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