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18:30 Uhr - 20.11.2014

SNB-Zurbrügg: «Es gibt keine Pläne, Gold zu verkaufen»

Das Direktoriumsmitglied referiert in Genf über die Anlagepolitik der Schweizerischen Nationalbank.

Noch zehn Tage bis zur Abstimmung über die Initiative «Rettet unser Schweizer Gold». Die Umfragewerte sinken zwar, aber das öffentliche Interesse bleibt gross. Fritz Zurbrügg, Direktoriumsmitglied der Schweizerischen Nationalbank (SNB (SNBN 1059 0%)), bezeichnete die Vorlage am Donnerstag in einem Vortrag in Genf gemäss Redetext als unnötig und schädlich.

Unnötig, weil die SNB den Goldbestand seit Jahren nicht verändert hat. Zurbrügg: «Es gibt auch keine Pläne, Gold (Gold 1193.475 0.02%) zu verkaufen.» Der Goldbestand der Nationalbank beläuft sich seit 2008 auf 1040 Tonnen.

Schädlich wäre ihre Annahme, weil sie die Geldpolitik der SNB beschneiden würde. Sie würde verhindern, dass die SNB einen zur Bekämpfung von Deflation geschaffenen Liquiditätsüberschuss abbauen kann. Denn sie darf gemäss Goldinitiative das zuvor zugekaufte Gold (es muss stets mindestens 20% der Bilanz ausmachen) nicht mehr verkaufen. Um die Liquidität dennoch abzubauen, müsse die SNB dann einen Teil der Devisenreserven veräussern.

«Die Vorgabe zum Goldanteil und das Verkaufsverbot könnten deshalb darin münden, dass die Aktiven der Nationalbank eines Tages fast nur noch aus Gold bestehen», warnt der Notenbanker. Im Moment verhält es sich genau umgekehrt: 90% der auf 80% des Schweizer Bruttoinlandprodukts angeschwollenen Währungsreserven sind in Devisen angelegt.

Die SNB-Bilanz liesse sich nicht mehr verkürzen, argumentiert er. «Langfristig könnte daher die Annahme der Goldinitiative die Preisstabilität in der Schweiz gefährden.»

Ungeliebtes Gold

Der SNB-Vertreter macht aber auch aus seiner Abneigung gegen das Reservegold keinen Hehl. Zumindest was dessen Rolle als Anlagevehikel betrifft: «Bei Liquidität und Ertrag schneidet Gold in der Regel schlecht ab, und selbst beim Sicherheitskriterium ist Gold aus anlagepolitischer Sicht eher kritisch zu beurteilen.» Der Goldpreis sei sogar noch etwas volatiler als Aktienkurse.

Die Ausführungen verdeutlichen, dass in der Nationalbank Unbehagen gegenüber der Möglichkeit besteht, die Bilanz mit noch mehr Gold zu bestücken. Zurbrügg rechnet vor, dass der Bestand nahezu verdreifacht werden müsste, um dem Initiativtext zu entsprechen.

In einem historischen Rückblick weist er darauf hin, dass die SNB in den Neunzigerjahren dafür öffentlich kritisiert worden sei, zu viel Gold zu halten, das für geldpolitische Zwecke nicht benötigt werde und zudem eine zu geringe Rendite abwerfe. Dass die Nationalbank dann tatsächlich ihre Goldreserven ab 2000 massiv reduzierte, führt er darauf zurück, dass sich «ein breiter Konsens» hierfür gebildet habe.

Das entspricht kaum den Tatsachen, traf der einsam gefällte Entscheid einzelner Spitzenkräfte doch bereits damals auf heftige Kritik. Die SNB betrachtet dieses heikle Kapitel ihrer Geschichte bis heute nur durch eine rosarote Brille. Dabei treffen die Forderungen der Goldinitiative heute auch deshalb auf eine so breite Zustimmung, weil der damalige Beschluss, die Hälfte des Goldbestands von 2600 Tonnen als überschüssig zu deklarieren und auf den Markt zu werfen, viele Bürger an der Glaubwürdigkeit der Notenbank zweifeln liess. Etwas mehr Selbstkritik täte gut.

Nationalbank will mehr in Asien investieren

Die Zukunft sieht die SNB in Fernost. Zurbrügg legte die Pläne der SNB dar, sich bei der Bewirtschaftung der Aktiven künftig stärker auf die Märkte in Asien zu konzentrieren. Mitte 2013 wurde eine Niederlassung in Singapur eröffnet, wo acht Mitarbeiter tätig sind. Die Niederlassung habe für die SNB in erster Linie eine anlagepolitische Bedeutung. Die Erwartungen hätten sich voll erfüllt. Es habe sich bestätigt, dass es wichtig sei, zu den lokalen Handelszeiten an den Anleihen- und den Aktienmärkten präsent zu sein. Es erleichtere auch die Aufgabe, den Frankenmindestkurs zum Euro rund um die Uhr zu überwachen und durchzusetzen.

Vor allem Chinas Staatsanleihenmarkt wird in der SNB-Anlagepolitik stärker berücksichtigt werden. Gemäss Zurbrügg rentiert er überdurchschnittlich und weist eine hohe Bonität auf. Im Juli hat die Nationalbank mit der chinesischen Zentralbank ein Abkommen über eine sogenannte Renminbi-Investitionsquote abgeschlossen. Sie beläuft sich auf 15 Mrd. Renminbi, umgerechnet 2 Mrd. Fr. «Dies entspricht nur einem sehr bescheidenen Teil unserer Devisenreserven», erläutert Zurbrügg, «wird uns aber erlauben, erste Erfahrungen in diesem Markt zu sammeln.»

Die SNB beabsichtige, in absehbarer Zeit von der Investitionsquote Gebrauch zu machen und auf dem festlandchinesischen Anleihenmarkt zu investieren.

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