Die Finanzdienstleisterin hat mehr Neugeld angezogen. Der Markteintritt in Grossbritannien verzögert sich wegen Corona.
Auch in der Coronakrise treibt die Frage nach der Altersvorsorge die Menschen um. VZ Holding (VZN 85.9 3.49%) hat davon im ersten Halbjahr profitiert. Der Betriebsgewinn ist um 7,4% auf 159,8 Mio. Fr. gestiegen. Unter dem Strich resultierte ein Reingewinn von 56,4 Mio. Fr. Das sind um 15,8% mehr als im Vorjahr. Damit hat die Finanzdienstleisterin die Erwartungen erfüllt.
Eine besonders wichtige Kennzahl für die Zürcher Finanzgruppe, die als unabhängige Dienstleisterin unter anderem Pensionsberatung und Vermögensverwaltung anbietet, ist das Wachstum beim Nettoneugeld. Das bildet die Basis für zukünftigen Ertrag. Rund 65% des Ertrags hängen direkt von der Höhe der verwalteten Vermögen (AuM) ab. Seit Jahresbeginn wurden netto 1,6 Mio. Fr. eingesammelt, ein Zuwachs von 3,5%.
Kunden für mehr Angebote gewinnen
Mit der Entwicklung der Nachfrage ist VZ im ersten Semester zufrieden. Das betrifft Beratungen ebenso wie Plattformlösungen, auf denen die Finanzgruppe neben klassischen Bankdienstleistungen etwa auch Privatversicherungen oder Hypotheken anbietet. Hier will die Finanzgruppe ihr Geschäft noch stärker ausbauen. Längerfristiges Ziel ist es, die Kundendurchdringung zu verbessern. 33% der Kunden sollen mindestens drei Plattformen nutzen. Der Anteil liegt heute bei knapp 19%.
Gewachsen ist auch die Bilanz bei VZ, von 4,1 auf 4,6 Mrd. Fr. seit Anfang Jahr. Profitiert hat die Finanzgruppe neben dem Zufluss von Neugeld vor allem durch die Erhöhung des Freibetrags bei der SNB (SNBN 5140 -1.15%).
Völlig spurlos ist die Covid-19-Pandemie an der Finanzdienstleisterin aber nicht vorbeigegangen. Der Lockdown hat zwischen Mitte März und Mitte Mai dazu geführt, dass ein Teil der Beratungsaufträge verschoben wurde. Das zeigt sich auch in den um 0,9% auf 11,3 Mio. Fr. zurückgegangenen Honoraren. VZ dürfte dies jedoch verschmerzen, den Hauptteil des Ertrags steuerten Managementgebühren auf verwaltete Vermögen bei. Im ersten Semester legten diese um 8,3% auf 98,9 Mio. Fr. zu.
«Seit dem Ende des Lockdowns zeigt der Trend bei den Beratungsgesprächen aber wieder nach oben», sagt CEO Matthias Reinhart im Gespräch mit FuW. Schwierig sei der Lockdown vor allem für die Gewinnung von Neukunden gewesen. Da seien Beratungen per Telefon oder Video schwierig. Besteht bereits ein Kontakt ist es einfacher.
Verschoben hat sich wegen der Coronakrise auch der Markteintritt in Grossbritannien. Nach Deutschland wäre dies der zweite Internationalisierungsschritt für VZ. «Wir wollen einen unabhängigen Finanzdienstleister übernehmen und dafür zwischen 20 und 50 Mio. Fr. investieren», sagt Reinhart. Im Moment werden Gespräche geführt, der VZ-CEO rechnet damit, dass sich das Ganze in 12 bis 18 Monaten stärker konkretisiert.
Grossbritannien ist für Anbieter von Pensionslösungen deshalb ein interessanter Markt, weil dort, ähnlich wie in der Schweiz, Pensionskapital in Eigenregie aufgebaut und auch selber über die Auszahlung entschieden wird. Anders als etwa in Deutschland oder Österreich, wo der Markt viel stärker staatlich reguliert ist.
Positiver Jahresverlauf erwartet
Für den Rest des Jahres prognostiziert VZ eine Fortsetzung des Wachstums, allerdings mit unterschiedlichen Vorzeichen für die verschiedenen Geschäftsbereiche. Bei den Bankerträgen dürfte sich der Abwärtstrend fortsetzen. 2019 trug die Sparte weniger als 20% zum Ertrag bei. CEO Reinhart rechnet damit, dass der Druck auf die Sparte anhalten wird. Die Abhängigkeit vom Zinsgeschäft ist jedoch gering. Nur rund 4% des Gesamtertrags erwirtschaftet VZ in diesem Bereich. Besser dürfte es dagegen beim Ertrag aus der Vermögensverwaltung laufen. Abhängig von der Entwicklung an den Finanzmärkten rechnet die Finanzdienstleisterin mit einem Anstieg.
Die Aktien haben auf die Halbjahreszahlen positiv reagiert. Die Titel liegen seit Jahresbeginn knapp 40% im Plus. Dank ihrer stabilen Kapitalbasis und ihres risikoarmen Geschäftsmodells meistert VZ die aktuelle Krise besser als so manch andere aus der Finanzbranche. Aktionäre dürfen zudem mit einer höheren Dividende rechnen.
VZ sind mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (2020) von 31 und einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 6,3 hoch bewertet. Aufgrund des stetig steigenden Gewinns und der hohen Rentabilität ist dies jedoch gerechtfertigt. FuW empfiehlt die Aktien zum Kauf.
Die komplette Historie zu VZ Holding finden Sie hier.»
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.