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07:00 Uhr - 30.09.2015

Hartes Pflaster Private Banking

Die meisten Privatbanken vernichten Aktionärswert. Um Kostensenkungen werden sie nicht herumkommen.

Die Marktbedingungen für Schweizer Privatbanken sind knallhart. Auch wenn viele Gewinn machen, verdienen doch nur die wenigsten ihre Eigenkapitalkosten und schaffen so effektiven finanziellen Wert, wie eine Studie des Beratungsunternehmens IFBC zeigt.

Das Umfeld hat sich seit der Finanzkrise stark gewandelt. Das Bankgeheimnis ist weg, der Konkurrenzdruck steigt, die Margen schrumpfen. Zunehmende Regulierung und internationale Standards treiben die Kosten. Gleichzeitig fehlt den heimischen Instituten der Zugang zum europäischen Binnenmarkt. So lag in der Privatbankenlandschaft Schweiz 2014 das Verhältnis von Eigenkapitalrendite zu -kosten bei –4,4%. Eine Entwicklung, die schon länger andauert, wie der Durchschnitt 2008 bis 2014 von –3,5% beweist.

Eigenkapitalkosten entsprechen der von Investoren erwarteten Rendite. Nur wenn die tatsächliche Rendite über dieser Schwelle liegt, ist es für das Portfolio sinnvoll, eine Anlage einzugehen. Dabei ist es nicht ganz leicht, diese Kosten zu bestimmen. Sie sind abhängig vom risikolosen Zins, von der Marktrisikoprämie sowie dem unternehmensspezifischen Risikofaktor. Laut den Autoren der Studie, die von rund 10% Eigenkapitalkosten ausgehen, vernichten die meisten Institute schon jahrelang Aktionärswert.

Nur wenige Institute verdienten 2014 ihre Eigenkapitalkostenzoom

Grosse Effizienzpotenziale

Die Experten untersuchten zweiundvierzig heimische Privatbanken. Nur sieben schafften es, 2014 ihre Eigenkapitalkosten zu verdienen. Wenig überraschend handelt es sich dabei um die grossen Namen im Geschäft. «Die Institutsgrösse ist immer mehr ein bestimmender Faktor für die Performance von Privatbanken», sagt Thomas Vettiger, Managing Partner bei IFBC.

Licht und Schatten bei den drei GrossenDie kotierten Institute Julius Bär und Vontobel schlagen sich gut, EFG International muss dagegen zulegen. Lesen Sie hier mehr.Möchten die Privatbanken den aktuellen Herausforderungen begegnen, müssten sie vor allem kosteneffizienter werden, so Vettiger. Zwar nahm der Bruttogewinn 2014 im Vorjahresvergleich zu, doch lag er pro Mitarbeiter auf dem niedrigsten Niveau seit Ausbruch der Finanzkrise. «Die Banken haben ihren Personalbestand noch nicht vollumfänglich dem neuen Ertragsniveau angepasst», sagt Vettiger.

In die gleiche Kerbe schlug Ende August eine Studie der Berater von KPMG. Vor allem die kleinen Institute müssten sich zwischen Marktaustritt oder einer Anpassung des Geschäftsmodells entscheiden. Denn laut IFCB ist seit 2008 der Betriebsertrag der Privatbanken rund 20% gesunken. Der Personal- und Sachaufwand pro Mitarbeiter lag 2014 jedoch auf dem gleichen Niveau wie vor sechs Jahren. Das Verhältnis von Kosten zu Ertrag erreichte mit 83% den höchsten Stand des Beobachtungszeitraums. Viele Banken hätten sich noch nicht an die neue Private-Banking-Welt angepasst, so Vettiger. Eine klare Strategie, so urteilte auch KPMG, sei bei vielen nicht zu erkennen. Dabei ortet Vettiger bei den meisten grosse Potenziale, Prozesse effizienter und standardisierter zu gestalten.

Wesentlich dafür sei die Digitalisierung. Sie würde von vielen Banken primär als Werkzeug gegenüber dem Kunden verstanden. Dabei könne sie auch innerhalb zur Verschlankung beitragen. Doch dafür müssten die Institute erst ihre IT auf den neusten Stand bringen, was wiederum zunächst Kosten verursacht.

Will eine Bank überleben, führt daran aber wohl kein Weg vorbei. Denn schon ziehen weitere Wolken am Horizont auf: Zwar profitierten die Privatbanken in den vergangenen Jahren von einer Hausse an den Aktienmärkten. «Überraschend ist aber, dass sich die operativen Ergebnisse und die finanzielle Wertschaffung trotzdem nur leicht verbesserten», sagt Vettiger. Findet die Hausse ein Ende, dürfte auch die Profitabilität der Banken weiter unter Druck geraten. Wie das Beratungsunternehmen Zeb Anfang September festhielt, würde die Hälfte der von ihnen untersuchten Privatbanken eine negative Bruttomarge verzeichnen, sollten die Vermögen unter Verwaltung marktbedingt um 10% abnehmen.

Hohe Markterwartungen

An den Märkten regiert derweil das Prinzip Hoffnung. Unterstellt man, dass die Mehrheit der Privatbanken auch in Zukunft ihre Eigenkapitalkosten nicht verdient, müsste ein Unternehmens- bzw. Marktwert resultieren, der unter dem Buchwert des Eigenkapitals liegt. Das aktuelle Verhältnis von Markt- zu Buchwert der kotierten Privatbanken liegt durchschnittlich aber bei 1. Das Verhältnis von Aktienkurs zu Gewinn (KGV) liegt auf einem langjährigen Hoch von 26.

Die Kurse seien vor allem von Erwartungen an eine stark verbesserte finanzielle Wertschaffung getrieben, so Vettiger. «Diese impliziten Markterwartungen dürften nicht einfach zu erfüllen sein.»

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