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18:47 Uhr - 02.07.2014

Janet Yellen bleibt auf Kurs

Vor dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zieht die US-Notenbankchefin eine positive Bilanz der US-Geldpolitik, die nicht vorrangig im Dienst der Finanzstabilität stehen dürfe.

US-Notenbankchefin Janet Yellen sieht keinen Grund, vom derzeitigen geldpolitischen Kurs abzuweichen, um die Stabilität des Finanzsystems zu erhöhen. Gleichzeitig warnt sie vor neuen Risiken, die als Folge von Preisblasen und exzessiver Schuldenaufnahme eintreten können.

Das Fed wird auf Kurs bleiben und seine Geldpolitik weiterhin vorrangig in den Dienst der Vollbeschäftigung und der Geldwertstabilität stellen. In einer Rede beim Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington betonte die oberste Währungshüterin, dass Anleger die Bedeutung geringerer Renditeabstände bei Unternehmensanleihen sowie andere Indikatoren höherer Finanzmarktvolatilität und die Gefahr künftiger Verluste offenbar unterschätzen. Gleichwohl könne es nicht zu den wichtigsten Prioritäten der Geldpolitik zählen, diese Risiken zu minimieren.

Derzeit noch kein systemrelevantes Risiko

Da zu wenig Klarheit herrsche, welche indirekten Folgen geldpolitische Massnahmen entfalten können, gelte es weiterhin, auf makroökonomischer Ebene, speziell durch schärfere Aufsicht und striktere Regulierung, der gestiegenen Volatilität entgegenzuwirken. Zu den potenziellen Folgen der ultralockeren Geldpolitik zählt Yellen exzessive Schuldenaufnahme, um spekulative Investitionen zu finanzieren. Zwar stellen diese derzeit noch kein systemrelevantes Risiko dar. Dennoch sei unübersehbar, dass Kreditnehmer sich wieder in überhöhtem Masse verschulden und Banken die Gefahr möglicher Verluste ignorieren. «Diese unterstreichen die Notwendigkeit, einen robusteren Ansatz bei der Makroaufsicht anzuwenden», sagte die Fed-Chefin.

Statt aber über expansive Geldpolitik die Märkte zu stützen, so Yellen, müsse sich die Notenbank vielmehr die möglichen gesamtwirtschaftlichen Folgen ihrer Aktionen vergegenwärtigen. Unter anderem würde es «die Schwankungsanfälligkeit sowohl der Inflationsrate als auch der Arbeitslosenquote erhöhen», wenn die Zinspolitik in den Dienst der Finanzstabilität gestellt würde. Hinzu kommt, dass niedrigere Zinsen, die nicht ausschliesslich dem dualen Mandat des Fed untergeordnet sind, Anleger in Versuchung führen würden, auf der Suche nach höherer Rendite unverhältnismässige Risiken einzugehen. Vor diesem Hintergrund sei hohe Transparenz der Geldpolitik umso wichtiger. Nach Yellens Darstellung kann es nur auf diesem Wege gelingen, die potenziellen Risiken getroffener Massnahmen rechtzeitig aufzuzeigen.

Schattenbanken an der kurzen Leine

Obwohl in den USA und weltweit im Gefolge der Finanzkrise wichtige Schritte unternommen wurden, um die Banken zu stärken und das Finanzsystem zu stabilisieren, kann nach Yellens Ansicht die Makroaufsicht weiter verbessert werden. Speziell in den USA sei es gelungen, durch den Financial Stability Oversight Council (FSOC) Schattenbanken an der kurzen Leine zu halten. Indem der FSOC auch mehrere Finanzinstitutionen ausserhalb des Bankensektors als «systemrelevant» definiert hat, fallen sie nun direkt unter die Aufsicht der Notenbank. Des Weiteren könnte man von den grössten Institutionen verlangen, dass sie höhere Kapitalreserven halten, während für sämtliche Banken die Margenerfordernisse erhöht werden könnten.

Yellen zieht eine erfolgreiche Bilanz der Geldpolitik seit der Krise und hält daher auch keinen Kurswechsel für notwendig. «Die akkommodierende Geldpolitik hat zu niedrigeren Zinsen und einer flacheren Zinskurve geführt. Auch hat sie die Finanzen der privaten Haushalte verbessert und den Arbeitsmarkt gestärkt.» Ungeachtet der aufkeimenden Risiken für die Finanzstabilität müsse diese Aufgabe nun auf die Makroebene verlagert werden.

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