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00:00 Uhr - 14.01.2015

Sunrise gibt Startschuss zum IPO

Der Telecomkonzern wagt den Schritt an die Börse und strebt einen Primärerlös von über 1,3 Mrd. Fr. an. Finanzinvestor CVC will Ankeraktionär bleiben.

Der Telecomanbieter Sunrise setzt zum Sprung an die Schweizer Börse an. Dies sagen mehrere mit der Situation vertraute Quellen «Finanz und Wirtschaft». Eine offizielle Mitteilung erwartet eine beteiligte Person in Kürze. Die Eigentümerin CVC Capital Partners habe grünes Licht gegeben, sagt eine zweite Quelle.

Aus dem Börsengang wird dem Vernehmen nach ein Primärerlös von rund 1,35 Mrd. Fr. erwartet. Das spiegelt aber nicht den gesamten potenziellen Börsenwert – die Finanzinvestoren wollen einen signifikanten Anteil behalten.

Nach Berechnungen von «Finanz und Wirtschaft» käme Sunrise auf einen Unternehmenswert von 4,9 Mrd. Fr., wenn die stattliche Bewertung des kotierten grösseren Wettbewerbers Swisscom (SCMN 529 2.72%) als Gradmesser gilt.

Die Publikumsöffnung könnte bis Mitte Februar über die Bühne gehen, lautet die Einschätzung eines weiteren Involvierten. Angestrebt werde eine Börsenbewertung von 3,1 Mrd. Fr.

«Gerüchte und Spekulationen kommentieren wir grundsätzlich nicht», hält sich ein Sunrise-Sprecher noch bedeckt.

UBS und Deutsche im Lead

Federführend beim IPO ist die UBS (UBSG 17.15 2.88%). Eine zentrale Rolle spielt weiter die Deutsche Bank (DBK 24.295 1.65%). Mit von der Partie ist die US-Grossbank Morgan Stanley (MS 36.03 -0.93%), allerdings in einer untergeordneten Rolle. Vontobel (VONN 38.45 2.53%) und Berenberg komplettieren das Konsortium, sagen mehrere Quellen übereinstimmend.

Nicht auf dem Ticket des wohl grössten Schweizer Börsengangs 2015 ist Credit Suisse (CSGN 23.78 1.19%) wegen Interessenkonflikten. Sie arrangierte den Verkauf der Sunrise-Konkurrentin Orange an NJJ Capital.

Der Erlös aus dem Sunrise-Börsengang soll Investitionen in integrierte Mobil- und Festnetztechnologie zugutekommen, primär aber die Schuldenlast von Sunrise verringern, ist zu hören. Sie sorgt für einen vergleichsweise hohen Zinsaufwand. Im vergangenen Jahr waren es rund 215 Mio. Fr. Die Verschuldungsquote soll dank frischer Mittel auf das Niveau europäischer Konkurrentinnen sinken.

Zum Vergleich: Marktführer Swisscom, dessen Hauptaktionär der Bund mit einem Anteil von 51,2% ist, hat für den Faktor Nettoverschuldung zu Ebitda einen Wert von maximal 2 als Vorgabe. Per Ende September betrug die Kennziffer 1,9. Sunrise gibt den Wert für die der operativen Einheit übergeordneten Mobile Challenger Intermediate Group zum selben Stichtag mit 4,7 an. Emittiert wurden hochverzinsliche Anleihen von fast 3 Mrd. Fr., mit Fälligkeiten ab Dezember 2017.

zoomzoomGelockt werden die Publikumsaktionäre mit einer «äusserst attraktiven Dividendenstory», verspricht eine der involvierten Personen. Denn das Ziel von Sunrise sei nicht primär Wachstum. Eine Wachstumsstory hat Sunrise denn auch nicht zu bieten. Sowohl Umsatz als auch Ebitda-Marge weisen kaum Dynamik auf, was mit dem Strukturwandel im Telecomsektor zusammenhängt: Kommunikationsdienste wandern ins Internet und sind grossenteils über Smartphones gratis nutzbar. Der Telecombranche entgehen Einnahmen. Sie versucht, ihren Umsatz mit Bündelangeboten und Flatrates zu stabilisieren.

Aufholjagd im Netz

Sunrise ist einer der Player, die mit der Liberalisierung des Schweizer Telecomsektors Ende der Neunzigerjahre an den Start gingen. Seit Jahren haben sich die Marktanteile aber nur wenig bewegt, das Umfeld spielt noch stark zugunsten der Ex-Monopolistin Swisscom. Zuletzt wies Sunrise im Mobilfunknetz einen Marktanteil von 27% aus, hinter Swisscom (54%) und vor Orange (18%).

Unter CEO Libor Voncina, seit 2013 im Amt, machte Sunrise operativ Fortschritte und kommt gemäss der Fachzeitschrift «Connect» auf eine ähnlich gute Mobilfunknetzqualität wie Swisscom. Im Breitbandgeschäft sind Swisscom und Kabelnetzanbieter UPC Cablecom die Hauptkonkurrenten. Im strategisch wichtigen TV-Geschäft dürfte Sunrise im vierten Quartal Schwung erhalten und die Marke von 100 000 Kunden geknackt haben.

Im Besitz von CVC ist Sunrise seit 2010. Die Beteiligungsgesellschaft kaufte den Anbieter vom dänischen Telecomkonzern TDC für 3,3 Mrd. Fr. Zuvor war die Fusion von Sunrise und der Schweizer Orange am Veto der Wettbewerbskommission gescheitert. Später wechselte auch die Schweizer Orange die Hand. Die Mutter France Telecom (heute ebenfalls Orange) verkaufte das Unternehmen an die Private-Equity-Gesellschaft Apax Partners. Der Transaktionswert betrug 2 Mrd. Fr.

In den vergangenen Jahren wurde immer wieder spekuliert, ob die Eigentümer der beiden Herausforderer von Swisscom einen neuen Anlauf für eine Fusion nehmen. Doch es kam anders. Im ersten Quartal soll Orange Schweiz einen neuen Besitzer erhalten. Der Verkauf an NJJ Capital, hinter welcher der französische Unternehmer Xavier Niel steht, dürfte für 2,8 Mrd. Fr. über die Bühne gehen.

Die Veränderungen bei Orange sind für den Sunrise-Börsengang relevant: Xavier Niel zettelte 2012 mit seinem Unternehmen Iliad (ILD 200.086 0.96%) in Frankreich einen Preiskampf im Mobilfunk an, den die Wettbewerber bis heute spüren. Anleger befürchten, dass dies auch in der Schweiz passieren könnte, wie die Reaktion der Swisscom-Aktien zeigt: Sie verloren an dem Tag, an dem die Transaktion bekannt wurde, 8%.

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