Zurück zur Übersicht
11:08 Uhr - 21.08.2014

Luqman Arnold: Laut und leise

Der ehemalige UBS-CEO und spätere Aktivistenaktionär Luqman Arnold ist zurück: Zusammen mit hochkarätigen Partnern gründet er eine Beraterboutique.

Luqman Arnold ist erneut Aushängeschild einer Schweizer Firma – diesmal seiner eigenen. «Cartesius Advisory Network» (CAN) heisst die neue Beratungsgesellschaft, die er kürzlich zusammen mit vier Partnern gründete – darunter der frühere Chairman von Glencore, Simon Murray, und Rainmaker Ken Anderson, der von der UBS (UBSN 16.12 0.31%) zur Boutique wechselte.

Das Gespann setzt auf einen Boom: Viele kleine Partnerschaften stehlen den grossen Investmentbanken derzeit die Show und angeln sich Beratungsmandate für grosse M&A-Deals – beispielsweise die Brüder Zaoui oder Morgan-Stanley-Veteran Paul Taubman. Die Neutralität der Schweiz öffne weltweit Türen, begründet Arnold im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft» die Wahl von Zug als Domizil für die Boutique, mit der er globale Ambitionen hegt. Zusammen mit seiner Frau lebt der 1950 in Kalkutta geborene Brite in Bangkok.

Zuerst CEO, dann Wortführer rebellischer Aktionäre

Fast sein halbes Berufsleben hat der nahe am Pensionsalter stehende Arnold bei Credit Suisse (CSGN 25.73 1.06%) First Boston verbracht. Bekannt wurde er hierzulande jedoch im Zusammenhang mit der UBS: Um die Jahrtausendwende war er CEO der Grossbank. Den Job behielt Arnold jedoch gerade mal acht Monate. Dann überwarf er sich mit dem damals übermächtigen Präsidenten Marcel Ospel über Fragen zur richtigen Führungsstruktur für die Bank.

Für grosses Aufsehen sorgte, wie Arnold während der Finanzkrise zum Wortführer rebellischer Aktionäre wurde. Er forderte den UBS-Verwaltungsrat auf, die Vermögensverwaltung stärker in den Fokus zu rücken und das Investment Banking davon zu separieren. Doch seine Stimme verstummte abrupt: Das Investitionsgefäss Olivant, in dem Arnold und seine Partner UBS-Aktien gebündelt hatten, wurde vom Untergang von Lehman Brothers mitgerissen. Olivant hatte der amerikanischen Investmentbank ihr UBS-Aktienpaket anvertraut und mit dem Lichterlöschen bei Lehman verschwand auch jede Spur zur Milliardeninvestition.

Einige der Strategievorschläge des Rebells wurden später unter neuer UBS-Führung umgesetzt. Genugtuung kommt bei Arnold aber keine auf. Denn der unglückliche Verlust der ihm anvertrauten Aktien ist noch heute spürbar das schmerzlichste Erlebnis seiner Karriere. Er habe noch Jahre darauf verwendet, den Schaden zu begrenzen. «Wir haben den Investoren so viel zurückgegeben, wie wir konnten», betont Arnold im Gespräch.

Keine rezyklierten Ideen

«Was einen nicht umbringt, macht einen stärker», lautet seine Lehre aus dieser Niederlage. «…oder weiser», fügt er nach kurzer Pause leise an. Überhaupt spricht der umtriebige Mann – neben seinen Führungspositionen bei verschiedenen Grossbanken, Investitions- und Beratertätigkeiten begleitete er das Londoner Design Museum als dessen Chairman zu weltweitem Ansehen – überraschend ruhig und bedacht.

Die Kombination aus Erfahrung und Besonnenheit ist Programm für Arnolds Beratungsprojekt: «Die Kunden wollen mehr als rezyklierte Ideen aus den Abteilungen der Investmentbanken», sagt er mit Seitenhieb auf die Industrie. Auch der Fokus auf M&A ist ihm zu eng. Arnold ortet weiterreichenden Informationsbedarf: Regierungen will er unterstützen, Unternehmen bei Transformationen beraten und Finanzierungskonzepte erarbeiten – alles losgelöst von institutionellen Zwängen, die unabhängiger Beratung entgegenstünden, wie er sagt.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.