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08:09 Uhr - 30.06.2015

Chinas Börsen bleiben hochvolatil

Mehr Liquidität und beruhigende Worte der Medien bremsen den Abwärtstrend an den Aktienmärkten Schanghai und Shenzhen. Der Kurssturz wurde von Margin Calls angetrieben.

Die Aktien an den chinesischen Festlandbörsen haben ihre Talfahrt am Dienstag fortgesetzt. Allerdings setzte gegen Mittag eine Trendwende  ein, was nicht zuletzt auch eine Folge beruhigender Berichte in den staatlich kontrollierten Medien war. Der Schanghaier Hauptindex notierte am Nachmittag 2,2% im Plus. Die Börse Hongkong, die am Montag 2,6% verloren hatte, legte 1,4% zu.

Eurokrise nicht Hauptgrund der Baisse

In der ersten Stunde hatte der Shanghai-Composite-Index zeitweise rund 4% nachgegeben und lag damit mehr 25% unter dem Hoch vom 12. Juni. In den Medien wurde aber an prominenter Stelle erneut auf die jüngsten geldpolitischen Schritte der Notenbank verwiesen. Die Zentralbank, die People’s Bank of China, senkte in der Nacht vom Samstag auf Sonntag nicht nur den Leitzins, sondern auch die Mindestreserven, die Geschäftsbanken als Liquiditätspuffer halten müssen.

Dass der steile Abwärtstrend am Montag und im frühen Handel am Dienstag anhielt, war kaum auf die Verschärfung der Eurokrise zurückzuführen. Infolge der seit zwei Wochen fallenden Kurse müssen Investoren, die fremdfinanzierte Aktienkäufe durchgeführt haben (Margin Trading), immer mehr zusätzliches Kapital in ihre Anlagekonten nachschiessen. Die deutlich gestiegenen Margin Calls haben jedoch zusätzliche Aktienverkäufe nach sich gezogen, was die Abwärtsspirale beschleunigt hat.

Jetzt kommen die Pensionskassen

Kreditfinanzierte Aktienkäufe haben sich binnen Jahresfrist verfünffacht, was massgeblich für den 150%igen Anstieg des Schanghaier Leitindex in den zwölf Monaten vor dem 12. Juni verantwortlich war. Sie sind nun schon den sechsten Tag in Folge am Fallen.

Am Montagabend wurde bekannt gegeben, dass lokale Pensionskassen bald in einem gewissen Rahmen direkt Aktien kaufen können. Damit könnte bis zu 1 Mrd. Yuan zusätzlich in den Aktienmarkt fliessen. Zudem wird es zunehmend wahrscheinlich, dass die Marktaufsichtsbehörde anstehende Börsengänge bis auf weiteres verschieben wird, was den Wettbewerb um knappes Kapital vermindern würde.

Allerdings dürfte infolge des nach wie vor deutlich nachlassenden Wirtschaftswachstums und des dadurch langsameren Wachstums der Unternehmensgewinne die erhöhte Volatilität an der Börse anhalten. Darauf weisen auch die jüngsten Frühindikatoren hin, wie etwa der Einkaufsmanagerindex der verarbeitenden Industrie. Dass die Unternehmensgewinne unter anhaltendem Abwärtsdruck  stehen, zeigen auch die seit 39 Monate fallenden Produzentenpreise. Im ersten Semester lag das BIP 7% höher als ein Jahr zuvor. Das war das langsamste Wirtschaftswachstum seit 25 Jahren.

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