Wachstum und höhere Jahresziele – die Telecommarktführerin legt einen souveränen Jahresstart hin.
Solche Töne kommen selten aus Worblaufen: Wachstum in der Schweiz, deutlich mehr Gewinn, angehobene Jahresziele. Mit diesen Vorlagen im ersten Quartal ist Swisscom (SCMN 502.80 +5.79%) ins neue Jahr gestartet und lässt damit das Coronajahr schnell vergessen. Hinzu kommt die Ankündigung einer neuen Partnerschaft mit dem Telecomanbieter Salt für den Ausbau des Glasfasernetzes in der Schweiz.
Die News kommen gut an. Die Aktien machten am Donnerstag einen ungewohnten Kurssprung und gewannen im Morgenhandel zeitweise mehr als 5%. Seit Anfang Jahr konnten sie aber kaum Boden gutmachen. Sie gehören seither wie andere defensive Werte performancemässig zur Schlussgruppe im SMI (SMI 11'126.14 +0.2%). Swisscom stellt für dieses Jahr wiederum eine Dividende von 22 Fr. pro Aktie in Aussicht, was einer Rendite von 4,6% entspricht.
Wachstum in der Schweiz!
Dank dem robusten Geschäftsgang, einem höheren Wechselkurs zum Euro und der Partnerschaft mit Salt korrigiert die Ex-Monopolistin Swisscom in einem für sie ungewöhnlichen Schritt die Jahresziele nach oben. Demnach wird die Umsatzerwartung von bislang rund 11,1 auf 11,3 Mrd. Fr. angehoben, das Betriebsergebnis (Ebitda) soll von zuvor 4,3 auf 4,4 Mrd. Fr. kommen. Die erwartete geringe Reduktion bei den Investitionen von 2,3 auf 2,2 bis 2,3 Mrd. Fr. geht gemäss dem neuen Swisscom-CFO Eugen Stermetz auf die neue Partnerschaft zurück, weil gewisse Netzinvestitionen nun gemeinsam mit Salt unternommen werden.
Bemerkenswert für Swisscom, die trotz ihrer Marktführerschaft in einem gesättigten Markt mit fiesem Preiskampf operieren muss, ist das leichte Umsatzplus von 0,7% im Schweizer Heimmarkt. Es ist aber nicht im Telecomkerngeschäft, sondern im IT-Geschäft mit Firmenkunden, etwa mit Cybersecurity- oder Cloud-Lösungen, zustande gekommen. Auch sind pandemiebedingt mehr Smartphones verkauft worden, wie Swisscom-CEO Urs Schaeppi hervorhebt. Zudem wuchs das Breitband-Internet- und Mobilgeschäft in Italien mit einem Plus von 7% weiterhin dynamisch. Die klassischen Telecomdienste wie Mobile oder Festnetz in der Schweiz waren wie gewohnt rückläufig. Dennoch resultierte auf Konzernebene ein Umsatzplus von 2,4% auf 2,803 Mrd. Fr., was die Markterwartungen deutlich übertraf.
Gewinnschub dank Neubewertung
Beim Betriebsgewinn (Ebitda) erreichte Swisscom den AWP-Konsens mit einem Plus von 1,2% zur Vorjahresperiode und 1,124 Mrd. Fr. trotz laufender Sparbemühungen aber nicht ganz. Und dass der Nettogewinn mit 638 Mio. Fr. unerwartet hoch ausfiel, hängt mit einem Sondereffekt zusammen: Eine Beteiligung der Italien-Tochter Fastweb am Glasfaserunternehmen FiberCop wurde ergebniswirksam um 169 Mio. Fr. höher bewertet. Auch der Verkauf einer Beteiligung an Belgacom International Carriers Services gab dem Gewinn einen Zustupf.
Die Partnerschaft mit Salt hat derweil nur geringe finanzielle Auswirkungen. Sie dürfte gemäss CFO Stermetz etwas weniger als 100 Mio. Fr. zum Umsatz beitragen und Betriebsergebnis wie freien Cashflow leicht positiv beeinflussen. Der weitaus grössere Effekt wird investitionsseitig erwartet, deshalb wurde das entsprechende Capex-Jahresziel auch nach unten korrigiert.
Die neue Partnerschaft baut auf einer bestehenden auf. Seit mehreren Jahren nutzt Salt für ihre Privatkunden einen physischen Zugang zum Swisscom-Glasfasernetz. Nun hat sie sich ein langfristiges Nutzungsrecht an den Glasfaseranschlüssen von Swisscom gesichert und wird sich an den Investitionen für den Netzausbau beteiligen, den Swisscom bis 2025 geplant hat: Die Abdeckung soll von heute einem Drittel auf zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung verdoppelt werden.
Defensiver Anker
Bei einem so stabilen wie konservativ geführten Geschäft wie Swisscom bestehen wenig Zweifel, dass auch die angehobenen Jahresziele komfortabel in Reichweite liegen. Die Dividende ist damit gesichert. Zudem dürfte Swisscom während der Integration von Sunrise (SRCG 108.60 +0.56%) und UPC ihre führende Stellung weiter festigen oder gar ausbauen.
Die Swisscom-Aktien sind mit einem KGV von 16 für das laufende Geschäftsjahr anspruchsvoll bewertet. Die starke Marktstellung und die operative Leistung rechtfertigen indes dieses Preisniveau. Die Titel eignen sich im Portfolio weiterhin als defensiver Anker bzw. als Bond-Ersatz.
Die komplette Historie zu Swisscom finden Sie hier.»
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