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17:48 Uhr - 10.07.2014

Schwierigkeiten von Espirito Santo belasten Börsen

Banco Popular Español verschiebt die Ausgabe eines Coco Bond, und von der aufgeschobenen Rückzahlung von Verbindlichkeiten sind Kunden in der Schweiz betroffen. Die Finma ist aktiv.

Die Probleme der portugiesischen Gruppe Espirito Santo gewinnen an Tragweite. Der portugiesische Aktienmarkt brach am Donnerstag über 4% ein, und die Renditen auf portugiesische Staatsanleihen zogen deutlich an. Die spanische Banco Popular Español verschob die Emission einer 750-Mio.-€-Zwangswandelanleihe (Coco) wegen des schwierigen Marktumfelds. Auch andere europäische Banktitel tendierten schwächer.

Die juristisch unabhängige Schweizer Tochter der Banco Espirito Santo (BES 0.492 2.93%), die Banque Privée Espirito Santo (BPES), erklärte gegenüber FuW, sie habe Massnahmen ergriffen, um die Interessen betroffener Kunden zu schützen.

Auslöser der Verwerfung ist die Luxemburger Holdinggesellschaft Espirito Santo International (ESI), die ihre Beteiligungen im Finanzsektor über die Espirito Santo Financial Group (ESFG) hält sowie über die Luxemburger Holdinggesellschaft Rioforte Investments in den Sektoren Immobilien, Landwirtschaft, Touristik und Energie aktiv ist. Das Konglomerat ist unter anderem in Portugal, Spanien, Brasilien, Angola und Mosambik aktiv, unterhält aber auch Niederlassungen in der Schweiz.

Finanzielle Unregelmässigkeiten in der Holding

Im Mai kam es zu Berichten, wonach die ESI gemäss der portugiesischen Nationalbank (Banco de Portugal) in einer «ernsthaften finanziellen Verfassung» sei. Es gebe buchhalterische Unregelmässigkeiten. Auch die Luxemburgischen Behörden starteten eine Untersuchung. Angeblich soll ESI über 7 Mrd. € Schulden haben. Die ESI ist indirekt – via Rioforte und Espirito Santo Irmãos – auch mit 25,1% an der grössten kotierten portugiesischen Bank, der Banco Espirito Santo (BES), beteiligt. Nun hat die ESI die Rückzahlung von kurzfristigen Verbindlichkeiten hinausgeschoben, was zu massiven Kursabgaben in den Aktien der Banco Espirito Santo und den Anleihen der Bank und der Gruppe führte.

Davon betroffen sind auch einige Kunden der Banque Privée Espirito Santo in Pully (VD), wie das Institut auf Anfrage von FuW bestätigte. ESI sei formell in Verzug gesetzt worden, damit soll erreicht werden, dass die eigentlich fällig gewordenen Zahlungen raschestmöglich erfolgen, erklärte ein Vertreter der Bank. Auch die Finanzmarktaufsicht Finma steht in Kontakt mit dem Institut, wie sie am Donnerstag Nachmittag FuW sagte. Die portugiesische Zeitung «Expresso» hatte gemeldet, einige Investoren seien angefragt worden, ihre Anleihen der Holding in Aktien und neue Papiere mit langer Laufzeit zu wandeln.

Rating nähert sich Insolvenzniveau

Am Donnerstag stellte die Luxemburger Holdinggesellschaft Espirito Santo Financial Group (ESFG) den Antrag, den Handel in ihren Aktien und kotierten Anleihen auszusetzen wegen «fortdauernder schwerwiegender Schwierigkeiten» der Muttergesellschaft ESI und des damit verbundenen Exposure von ESFG. Gemäss einer früheren Meldung von ESFG betrug das Kreditexposure per Ende 2013 gegenüber ESI und Rioforte 1,37 Mrd. €. Die Aktien der ESFG sind seit März von 5 auf 1.19 € abgestürzt, die von Banco Espirito Santo von 1.20 auf 0.50 €.

Am Mittwoch hatte die Ratingagentur Moody’s das Long-Term Issuer and Debt Rating von ESFG auf Caa2 heruntergesetzt, was nur wenige Notches vom Rating für einen Zahlungsausfall entfernt ist. Befürchtungen über die Kreditqualität würden vergrössert durch die fehlende Transparenz der Gruppe, aber auch die internen Verpflichtungen von ESFG gegenüber der Holding ESI, erklärte Moody’s.

Portugal Telecom über Beteiligungsgesellschaft tangiert

Die Banco Espirito Santo ist auch mit 20% an der Société Bancaire de Paris beteiligt.  Betroffen von den Problemen der ESI ist auch Portugal Telecom, die rund 900 Mio. € in Commercial Papers der Rioforte Investments investiert hat, die am 15. und 17. Juli fällig würden. Der portugiesische Telecom-Ex-Monopolist wird derzeit von der brasilianischen Oi-Gruppe übernommen. Oi hatte vergangene Woche erklärt, Portugal Telecom habe das Investment in Rioforte im Übernahmeprozess nicht offengelegt. Die Aktien Portugal Telecom, an der Espirito Santo Group mit 10% beteiligt ist, haben seit Anfang Monat etwa 30% verloren und büssten am Donnerstag erneut über 6% ein.

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