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06:52 Uhr - 19.12.2014

«Meyer Burger geht es nicht schlecht»

Finanzchef Michel Hirschi äussert sich im Interview mit «Finanz und Wirtschaft» zuversichtlich zur Lage des krisengeschüttelten Solarzulieferers.

Das Ausbleiben von Nachrichten zum Auftragseingang, der Ölpreiszerfall und eine kritische Studie von Credit Suisse (CSGN 25.1 3.29%) haben Aktien und Anleihen des kriselnden Solarzulieferers Meyer Burger (MBTN 5.68 14.52%) arg zugesetzt. Finanzchef Michel Hirschi findet die Reaktion der Anleger im Interview mit «Finanz und Wirtschaft» übertrieben. Das Unternehmen stehe heute besser da als vor einem Jahr.

Herr Hirschi, Meyer Burger kämpft ums Überleben, und gute Nachrichten zum Unternehmen fehlen seit langem. Zuletzt gab es aber eine kritische Studie von Credit Suisse, in der die Aktien Meyer Burger auf «Underperform» herabgestuft wurden. Wie steht es um das Unternehmen?
Meyer Burger geht es nicht schlecht. Wir haben für 2014 eine deutliche Erholung unseres Kerngeschäfts auf allen Stufen erwartet. Wir konnten das mit den Halbjahreszahlen bereits bestätigen. Der Trend hat sich im zweiten Halbjahr fortgesetzt, sodass wir 2014 mit einem deutlich besseren Resultat abschliessen können als 2013. Wir haben Fortschritte gemacht mit unserer Kostenbasis, aber auch der Markt hat sich klar belebt. Wir arbeiten zurzeit an sehr viel mehr Projekten als vor einem Jahr. Wir konnten erfolgreich Geld aufnehmen und gehen mit einer gesunden Finanzierung ins neue Jahr.

Die Anleger an den Finanzmärkten sehen das aber anders: Der Aktienkurs ist in nur drei Wochen bis Dienstag 45% gefallen, und die Anleihenpreise signalisieren ein beträchtliches Ausfallrisiko.
Die Reaktion der Anleger war deutlich übertrieben. Es hat denn auch schon eine starke Gegenbewegung gegeben. Wir stehen gegenwärtig besser da als vor einem Jahr.

Der Umsatz im ersten Semester betrug 129 Mio. Fr. Mit den Halbjahreszahlen haben Sie eine deutliche Verbesserung  im zweiten Semester in Aussicht gestellt. Ist das eingetroffen?
Ja, wir können die Einschätzung von Mitte Jahr bestätigen. Unser Umsatz wird dieses Jahr deutlich höher liegen als 2013.

Der Auftragseingang belief sich im ersten Halbjahr auf 157 Mio. Fr. Wie ist er im zweiten Halbjahr ausgefallen?
Der Auftragseingang hat sich positiv entwickelt. Das sogenannte Sockelgeschäft, das heisst die wiederkehrenden kleineren und mittelgrossen Aufträge, läuft gut – das hat sich auch im Auftragseingang niedergeschlagen.

Meyer Burger hat zuletzt von einem Anstieg der Projektaktivitäten im Photovoltaikbereich gesprochen. Sind daraus auch schon Aufträge entstanden?
Ja, das ist der Fall. Wir haben eine deutlich erhöhte Projekt- und Offertaktivität insbesondere auch wieder mit Bestandeskunden, die über mehrere Jahre nicht mehr ins Produktionsequipment investiert haben. Das ist der Grund, dass unser Sockelgeschäft im Jahr 2014 deutlich höher liegt als im Vorjahr. Dieses Geschäft, das 2013 durchschnittlich rund 14 Mio. Fr. pro Monat betrug, ist im ersten Halbjahr 2014 auf über 20 Mio. Fr. gestiegen. Dieses Niveau konnten wir im zweiten Halbjahr halten. Daneben gibt es die Grossprojekte, die wir seit längerer Zeit verfolgen.

Um welche Kunden geht es da?
Hier arbeiten wir oft mit regierungsnahen Unternehmen zusammen, die einen längeren Entscheidungszyklus haben. Bis jetzt haben wir in diesem Bereich kein Projekt an Konkurrenten verloren, aber auch noch keine Anzahlung für ein solches Vorhaben erhalten, sodass wir es ins Auftragsbuch nehmen könnten. Wir arbeiten weiter intensiv an diesen Projekten. Teilweise haben wir Testanlagen installiert, die von den Kunden zu Evaluationszwecken betrieben werden. Wir rechnen nach wie vor damit, das eine oder andere dieser Grossprojekte im nächsten Jahr zu gewinnen.

In den ersten sechs Monaten hat Meyer Burger 99 Mio. Fr. verbrannt. Wie viel waren es in den zweiten sechs Monaten?
Wir haben den Cashverbrauch im zweiten Halbjahr deutlich reduziert.

Mit welchem Cashburn rechnen Sie für 2015?
Wir setzen alles daran, im nächsten Jahr auf Stufe Ebitda den Break-even zu erreichen. Der Cashverbrauch, inklusive Finanzierungskosten und Investitionen, sollte deshalb 2015 deutlich tiefer zu liegen kommen als 2014. Mit Kostensparmassnahmen – wir haben beispielsweise die Belegschaft um ein Drittel reduziert und diverse Produktionsstandorte geschlossen – erwarten wir, die Gewinnschwelle auf Stufe Ebitda für 2015 auf rund 400 Mio. Fr. Umsatz senken zu können. Bisher lag sie bei rund 450 Mio. Fr.

Wie lange reichen vor diesem Hintergrund die flüssigen Mittel, sofern keine grösseren Aufträge eingehen?
Die Liquidität, über die wir aktuell verfügen, reicht für unsere operativen Bedürfnisse aus. Wir werden das Jahr mit einer Liquidität im Bereich von 150 bis 200 Mio. Fr. beenden. Wir gehen für das zweite Halbjahr 2014 und für 2015 von einer weiteren Reduktion des Cashverbrauchs aus, sodass die Liquidität in jedem Fall bis Ende des nächsten Jahres gesichert ist. Zur Erreichung der Break-even-Schwelle bei 400 Mio. Fr. ist es im Übrigen nicht notwendig, dass wir Grossaufträge an Land ziehen.

Im Herbst haben Sie nach der Ausgabe einer Wandelanleihe weitere Kapitalmassnahmen ausgeschlossen. Gilt das immer noch?
Das gilt nach wie vor. Wir planen keine weitere Kapitalerhöhung.

Analysten rechnen aber für das nächste Jahr damit.
Nochmals, wir planen keine Kapitalerhöhung.

Wäre eine Kapitalerhöhung 2015 überhaupt möglich, oder schliessen die Bedingungen der Wandelanleihe das aus?
Es gibt keine Bedingungen, die diese unternehmerische Freiheit einschränken. Aber ich kann mich nur wiederholen. Eine Kapitalerhöhung ist nicht geplant.

Welche Schulden werden 2015 fällig, und wie gehen Sie mit diesen Fälligkeiten um?
Da wäre einmal eine Kreditfazilität über 150 Mio. Fr. eines Bankensyndikats, die im April 2015 ausläuft. Wir haben die Gespräche mit dem Syndikat bereits aufgenommen und sind zuversichtlich, dass wir eine Verlängerung dieser Linie, die wir insbesondere für Garantien brauchen, erreichen können. Bezogen ist für solche Garantien bis jetzt nur ein kleiner einstelliger Millionenbetrag. Cash haben wir noch keinen beansprucht. Dann wäre da noch eine Hypothek über 30 Mio. Fr., die ebenfalls im April 2015 ausläuft. Auch hier sind wir bereits in Verhandlungen mit dem entsprechenden Bankenkonsortium. Und auch hier gehen wir davon aus, dass wir eine Verlängerung erhalten werden.

Welche Covenants müssen Sie bei diesen Krediten einhalten?
Es sind die üblichen Bedingungen, die wir aber nicht offenlegen.

Was tun Sie, wenn Sie wider Erwarten keine Verlängerung für diese Schulden bekommen?
Wir gehen wie gesagt nicht davon aus. Wir erwarten keine Schwierigkeiten in den Verhandlungen zur Verlängerung der Kreditfazilität oder der Hypothek.

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