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12:08 Uhr - 01.12.2015

Vorentscheid für Zinsschritt am Freitag

Die Jobdaten vom Freitag könnten dem Fed das Startsignal für die erste Zinserhöhung geben. Ein Grossteil der Investoren rechnet damit.

Der Countdown läuft. Nur noch zwei Wochen dauert es, bis die amerikanische Notenbank über die erste Zinserhöhung seit der Finanzkrise berät. Der Vorentscheid zum sogenannten Lift-off könnte bereits Ende dieser Woche fallen, wenn der monatliche Arbeitsmarktbericht veröffentlicht wird. Ökonomen erwarten, dass die US-Wirtschaft im November gut 200’000 Stellen geschaffen hat. Zudem rechnen sie mit einer unveränderten Arbeitslosenquote von 5%.

Entsprechen die Zahlen den Erwartungen, wird das die Währungshüter in ihren Plänen zu einer Normalisierung der Geldpolitik ermutigen. Die Befürchtung, dass die globale Konjunkturabkühlung Amerika erfassen könnte, hat sie zuletzt von einem Zinsschritt abgehalten. Vor allem die Unsicherheit um China und die damit verbundenen Turbulenzen an den Finanzmärkten waren ein zentraler Faktor dafür, dass die US-Notenbank nicht schon an der Sitzung von Mitte September mit einer Zinserhöhung Ernst gemacht hatte.

Löhne stehen im Fokus

Besonders genau wird das Federal Reserve darauf achten, wie sich die Löhne entwickelt haben. Lange gab es in diesem Bereich kaum Bewegung. Das, obschon sich die Arbeitslosenrate seit der Rezession inzwischen halbiert hat. Umso mehr überrascht haben daher die Daten für Oktober, die plötzlich einen deutlichen Lohnzuwachs von 2,5% gegenüber dem Vorjahresmonat zeigten. Hat sich dieser Aufwärtstrend im November fortgesetzt, wird die US-Notenbank das als Bestätigung dafür erachten, dass auch die Inflation bald anzieht und die Zeit für eine Straffung der Geldpolitik damit reif ist.

Einen besseren Einblick in die interne Debatte im Federal Reserve könnte Notenbankchefin Janet Yellen diese Woche persönlich geben. Sie wird am Mittwoch vor dem Economic Club of Washington über den Ausblick für die Wirtschaft referieren. Einen Tag später sagt sie zum gleichen Thema vor dem US-Kongress aus.

Kein gewöhnlicher Zyklus

«Yellen wird wohl einmal mehr argumentieren, dass der Umfang und das Tempo künftiger Zinserhöhungen wichtiger für die Märkte sind als der erste Schritt selbst», meint Jim O’Sullivan vom Researchdienst High Frequency Economics. Die Fed-Präsidentin werde dabei betonen, dass die Zinsen dieses Mal viel gemächlicher erhöht werden als in früheren Zyklen.

Die meisten Investoren erwarten, dass die US-Notenbank am Treffen vom 16. Dezember den ersten Schritt tut. Gemäss Zinskontrakten an der Terminbörse CME beträgt die Wahrscheinlichkeit dafür 78%. Ähnliche Signale kommen aus dem Devisenhandel, wo der Dollar allein seit Mitte Oktober fast 7% angezogen und die Parität zum Franken überschritten hat. Eine todsichere Sache ist die Zinserhöhung aber nicht. Im Kreditmarkt zum Beispiel nimmt die Nervosität wieder deutlich zu. Das signalisieren die steigenden Risikoprämien auf Hochzinsanleihen. Erfasst die Anspannung auch die Börsen, könnte Yellen erneut vom Mut verlassen werden.

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