Der geldpolitische Rahmen bleibt für die Eurozone unverändert. EZB-Präsident Draghi erklärte, staatliche Hilfe für Europas Banken könnte nützlich sein.
Einmal mehr sorgen allein die Worte von Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), für Bewegung an den Aktienmärkten. Denn beschlossen hat die EZB nichts Neues: Sie hält wie erwartet an ihrer Geldpolitik fest. An der anschliessenden Pressekonferenz äusserte sich Draghi zum Austritt der Briten aus der EU (Brexit) sowie zu den faulen Kredite in Europas Bankbilanzen.
«Die Banken, die auf einem grossen Berg von faulen Krediten sitzen, wurden vom Brexit-Entscheid am härtesten getroffen», sagte Draghi. Um das Problem zu lösen, wären staatliche Massnahmen nützlich, erklärte er. Draghis Aussagen verhalfen den zuletzt arg gebeutelten Aktien von italienischen Banken zu einem kleinen Höhenflug. So zogen die Papiere von UniCredit (UCG 2.252 1.72%), Italiens grösstem Finanzhaus, mehr als 3% an.
Draghi hält die faulen Kredite für ein grosses Problem. Die schlechten Darlehen würden Kapital binden und die Ertragsaussichten schmälern. «Die Kreditvergabe der Banken könnte darunter leiden», erklärte Draghi. Gleichzeitig betonte er aber, die europäischen Finanzhäuser seien solvent.
Nähere Einzelheiten, wie diese staatlichen Massnahmen aussehen könnten, wollte Draghi aber nicht nennen. Er verwies auf die EU-Kommission und erklärte, sie müsse allfällige Rettungspläne genehmigen.
Mit Blick auf den Brexit hielt sich Draghi bedeckt. Es sei noch zu früh, um die Auswirkungen abzuschätzen. Der EZB-Rat werde die Wirtschaftsdaten in den kommenden Monaten genau beobachten und dann über das weitere Vorgehen entscheiden. Draghi betonte aber erneut, dass die EZB alle Instrumente im Rahmen ihres Mandats nutzen werde, um ihre geldpolitischen Ziele zu erreichen.
Im Moment bleibt Schlüsselsatz für die Versorgung der Geschäftsbanken mit Notenbankgeld bei 0%, der Einlagensatz verharrt auf –0,4%. Zudem werden die Wertschriftenkäufe von 80 Mrd. € bis März 2017 weitergehen – «oder länger, sofern nötig», wie es heisst.
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