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15:00 Uhr - 27.10.2014

Die Ernte von Bucher wird etwas magerer

Das Hoch im Agrarsektor hat sich abgeschwächt. Der Auftragseingang der Gruppe ist im dritten Quartal 7% zurückgegangen. Immerhin behauptet sich Bucher besser als der Markt.

Nach beinahe zwei Jahren Wachstum der Rückgang: Bucher (BUCN 235.8 -2.4%) hat im dritten Quartal 7% weniger Bestellungen erhalten als in der Vorjahresperiode. Ein Minus zwischen Juli und September verbuchten namentlich der Landwirtschaftsmaschinenanbieter Kuhn sowie die Bereiche Municipal (Kommunalfahrzeuge) und Emhart Glass (Maschinen zur Glasformung).

Dank des belebten ersten Semesters sehen die Neunmonatszahlen noch einigermassen gut aus, doch wurde der Auftragseingang zwischen Januar und September von den Finanzanalysten höher erwartet. Auch fällt auf, dass der Bestellungseingang auf bereinigter Basis – Währungs- und Akquisitionseffekt ausgeklammert – in drei von fünf Divisionen rückläufig war.

Gut diversifiziert

Kuhn, die 47% des Konzernumsatzes und die höchste Marge der fünf Divisionen erwirtschaftet, litt unter einem gedämpfteren Investitionsklima in Europas Landwirtschaft, vor allem in Frankreich. Bucher behauptet sich aber erfolgreicher als andere Landmaschinenanbieter, zum Beispiel die US-Traktorenhersteller John Deere und Agco. Sie leiden stärker unter den abnehmenden Investitionen der Landwirte aufgrund der sinkenden Preise für Weizen (Weizen 0 0%), Soja und Mais (Mais 352.004 -0.28%). Bucher hingegen pariert solche Einbussen wenigstens zum Teil mit einer soliden Position in der Milch- und Fleischwirtschaft.

Emhart Glass verzeichnete ein schlechtes Quartal, was den Auftragseingang betrifft. Hohe  Schwankungen von Quartal zu Quartal sind in diesem Projektgeschäft allerdings nicht unüblich. Die Division erwirtschaftet die niedrigste Betriebsmarge in der Gruppe, der Markt für Glasformungsmaschinen ist durch Überkapazitäten der Produzenten für Glasbehälter geprägt. Eine Neuausrichtung ist im Gang, wegen anderer Prioritäten (Kooperation mit Owens-Illinois) verzögert sich der Prozess jedoch um ein Jahr.

Die übrigen drei Divisionen von Bucher wiesen mehr oder weniger kräftige Steigerungsraten aus. Municipal profitierte vom Abarbeiten eines Grossauftrags der Stadt Moskau in der Höhe von 53 Mio. Fr., Bucher Specials von der Erstkonsolidierung des Steuerungsherstellers Jetter und Hydraulics (Hydraulikkomponenten) von einer lebhaften Nachfrage.

Ebit-Ziel nicht in Frage gestellt

Angaben zur Profitabilität bis Ende September liefert Bucher jeweils nicht. Für das ganze Jahr rechnet das Management nach wie vor mit einer Umsatzzunahme und einer «moderaten Abnahme» der operativen Marge. 2013 hatte die Gruppe eine Ebit-Spanne von 10,7% ausgewiesen, per Mitte Jahr waren es 9,6% (10 im Vorjahressemester). Die Finanzanalysten gehen für 2014 von einer Marge in der Grössenordnung von 10,2% aus ­– womit das Langfristziel von 9% erneut übertroffen würde.

Das Budget 2015 hat Bucher noch nicht ausgearbeitet, lässt Finanzchef Roger Baillod auf Anfrage wissen. Es wird jeweils im November erstellt; Ende Januar folgt dann eine erste Meldung mit Umsatz und Auftragseingang samt Jahresprognose. Aufgrund des rückläufigen Auftragseingangs wird die FuW-Schätzung angepasst: Für 2015 gilt neu ein unveränderter Gewinn von 20 statt 21 Fr. je Aktie.

Die Bucher-Aktien notieren rund ein Viertel unter dem höchsten Stand in diesem Jahr. Die schwierigeren Marktbedingungen im Agrarsektor sind bereits im Börsenkurs enthalten. Mit einer Kurs-Gewinn-Relation von 12 und einem Verhältnis Unternehmenswert (Enterprise Value, EV) zu Ebitda (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen) von 7 sind die Papiere zu niedrig bewertet und bieten für antizyklisch agierende, geduldige Investoren eine Einstiegsgelegenheit.

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