Der Vermögensverwalter liefert für 2021 ein Rekordergebnis ab. Die Aktien machen einen Kurssprung.
Vontobel (VONN 82.00 +7.61%) läuft es rund. Dank sprudelnden Erträgen in ihren wichtigsten beiden Bereichen, Asset Management und Vermögensverwaltung, hat die Zürcher Privatbank im abgelaufenen Geschäftsjahr Ertrag und Gewinn auf Rekordwerte gesteigert. Besonders das Geschäft mit digitalen Anlagelösungen wächst stark und hat geholfen, die Kosten im Griff zu behalten. Dank der deutlich gestiegenen Profitabilität kriegen Anleger für 2021 ein Drittel mehr Dividende.
Mit neu 3 Fr. pro Titel rentieren Vontobel-Aktien aktuell mit rund 3,7%. Die Aktien reagierten am Mittwoch mit einem Kurssprung auf den Abschluss. Die Kursentwicklung der letzten Monate war bislang aber enttäuschend. Seit Vorlage des bereits starken Semesterausweises hatten die Papiere an Wert verloren. Die Kursschwäche hatte einerseits mit dem damals verhaltenen Ausblick für das Schlussquartal und der eher satten Bewertung (KGV 2022: 12 und KBV 2.2) zu tun.
Diese Schwäche war unbegründet. Denn operativ zeigt die von CEO Zeno Staub geführte Bank eine starke Leistung. Der Jahresgewinn erhöhte sich 48% auf 384 Mio. Fr., der Betriebsertrag um rund ein Fünftel auf 1,536 Mrd. Fr., wobei die Erträge im Asset wie im Wealth Management mit einem Plus von 15% gleichermassen zulegen konnten.
In der Vermögenverwaltung verdiente Vontobel insbesondere mit digitalen Anlagelösungen wie die Struki-Plattformen Deritrade und Derinet richtig Geld: Der Ertrag wurde hier um 72% auf 316 Mio. Fr. gesteigert. Besonders strukturierte Produkte sind von Kunden stark nachgefragt worden.
Mit dem neu lancierten Angebot Volt habe man sich bislang «aufs Lernen konzentriert» und es noch nicht aktiv beworben, sagt Staub. «Hier werden wir jetzt massiv investieren», fährt er fort. Das sei eine Chance, neue Kundengruppen hybrid zu beraten. Volt sei nicht als reiner Robo-Advisor zu betrachten.
Ein Vorteil des Vertriebs über digitale Plattformen sind die Kosten, die auch bei steigenden Volumen dank Skaleneffekten tief gehalten werden können. So gelang es der Bank, ihre Effizienz trotz grösserer Geschäftsvolumen zu verbessern. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis stand Ende 2021 mit 69% deutlich unter dem Vorjahreswert von 74% und der eigenen Zielvorgabe von 72%.
Die geplanten Investitionen in das digitale Angebot Volt könnten die Effizienz im laufenden Jahr zeitweise beeinträchtigen. «Wir verwalten die Cost-Income-Ratio nicht von Quartal zu Quartal, sondern auf sehr lange Sicht», sagt Staub. Deshalb nehme man Fluktuationen bei der Effizienz in Kauf.
Enttäuschend war indes der Zufluss von Neugeldern. Vontobel will damit eigentlich jährlich die verwalteten Vermögen um 4 bis 6% steigern. Mit total 8,1 Mrd. Fr. an frischem Geld gelang das 2021 nicht. Während in der Vermögensverwaltung rund 7% Neugeld hinzukamen, sah das Asset Management 3 Mrd. Fr. an Abflüssen wegen der Beendigung von zwei Mandaten, die gemäss Vontobel aber margenschwach gewesen sind. Staub geht nicht davon aus, dass sich so etwas wiederholen wird.
Vontobel verwaltet mittlerweile insgesamt 268 Mrd. Fr., das sind 8% mehr als im Vorjahr. Die Kapitalausstattung der Bank hat sich derweil weiter verbessert: Die Kernkapitalquote (CET 1) liegt mit 16,6% deutlich über der eigenen Zielsetzung (12%) und der Mindestanforderung der Finma (7,8%).
Auf einen quantitativen Ausblick verzichtet Vontobel. Man gibt sich trotz Risiken wegen Inflation, Geopolitik und Pandemie «zuversichtlich». Zeno Staub ist aber für eher verhaltene Prognosen bekannt, auch vom steigenden Zinsregime erwartet er keine starken positiven Effekte für die Bank.
Fest steht jedenfalls, dass Vontobel an ihrem «konservativen Risikoprofil» festhält und sowohl für das organische wie anorganische Wachstum «kapitalschonend» vorgehen will. Im abgelaufenen Jahr ist ihr das gut gelungen. Trotz zwei Akquisitionen wurde die Kapitalausstattung kaum beeinträchtigt.
Im Dezember hat Vontobel UBS Financial Advisors übernommen, die Kunden aus den USA betreut. Dieses Geschäft soll ausgebaut werden. «Die USA stehen für die Hälfte des globalen Vermögensverwaltungsmarkts, machen aber erst 8% unseres Geschäfts aus», sagt Staub. Entsprechend gross stuft er das Potenzial ein, dennoch wolle man ein spezialisierter Nischenanbieter bleiben.
Zudem gehört seit Mitte 2021 die Fixed-Income-Spezialistin Twenty Four vollständig zur Bank. Die umsichtige Akquisitionspolitik war bislang ganz im Sinn der Anleger. Vontobel rechtfertigt mit den vorgelegten Zahlen die Bewertung der Aktien. Sie bleiben haltenswert.
Die komplette Historie zu Vontobel finden Sie hier. »
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