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07:58 Uhr - 24.02.2015

Implenia setzt zum Sprung an

Nach einer Wachstumspause 2014 steht im laufenden Jahr die Integration von Bilfinger Construction im Vordergrund.

Der Baukonzern Implenia hat 2014 nach einer langen Wachstumsphase eine Pause eingelegt. Das ist zum grösseren Teil vorhersehbar und geplant geschehen, zum kleineren unfreiwillig. Dieser Teil betrifft Probleme im ersten Semester im Geschäftsbereich Buildings in der Westschweiz, die das operative Ergebnis beeinträchtigt haben. Im laufenden Jahr steht die Integration der deutschen Bilfinger Construction im Vordergrund. Die Akquisition sollte am 2. März vollzogen werden. Damit sieht sich Implenia in einer hervorragenden Ausgangslage, um Wachstum zu generieren.

Zur Jahresmitte 2014 war Implenia gezwungen, über Probleme im Bereich Buildings in der Westschweiz zu informieren. Sie gingen vor allem auf ein ungenügend umgesetztes Risk Management zurück und drückten mit rund 10 Mio. Fr. auf das operative Ergebnis (Ebit). Wie Konzernchef Anton Affentranger an der Bilanzmedienkonferenz betonte, sind die Probleme inzwischen gelöst, und es fallen keine zusätzlichen Kosten mehr an.

Ebit unter Druck

Die Spuren im Abschluss zeigen sich vorab in der Ertragslage. Der Umsatz ist leicht auf 2,9 Mrd. Fr. gesunken (vgl. Tabelle). Der Ebit ist wegen der erwähnten Probleme 6,2% auf 108,5 Mio. Fr. geschrumpft. Dank eines guten zweiten Halbjahres ist er gar etwas besser ausgefallen, als zunächst erwartet worden war. Sehr gut hat sich auf Stufe Ebit der Bereich Bau Schweiz, das eigentliche Flächengeschäft, entwickelt. Besser als erwartet hat auch der Tunnelbau abgeschnitten. Der Rückgang war trotz dem Auslaufen der Neat geringer als befürchtet.

In Norwegen musste ein Rückgang des Ebit hingenommen werden. Das hatte in erster Linie mit expansionsbedingten Investitionen zu tun. Dem strammen Wachstum musste mit zusätzlichem Personal Rechnung getragen werden.

Noch etwas ausgeprägter hat sich der Gewinn zurückgebildet: Er sank 11,7% auf 73 Mio. Fr. Dahinter stehen vor allem höhere Steuern. Es mussten noch Altlasten aus der Zschokke-Zeit beglichen werden. Implenia steht finanziell gesund da: Die Eigenkapitalquote blieb auf soliden 26,7%, und zum Jahresende verfügte das Unternehmen über eine Nettoliquidität von gut 400 Mio. Fr. Die Rendite auf dem investierten Kapital steigerte sich weiter leicht auf den sehr hohen Wert von 48,3% (vor Steuern).

Das laufende Jahr wird wesentlich geprägt sein von der Integration der Bilfinger Construction. Nach dem für den 2. März erwarteten Closing gibt sich Affentranger hundert Tage Zeit, um in gemeinsamen Arbeitsgruppen gleichsam die Zukunft zu planen. Ab ungefähr Juni soll dann die eigentliche Integration umgesetzt werden, die bis Ende Jahr abgeschlossen sein soll. Die neue Tochter wird unter dem Namen Implenia an den Märkten auftreten.

Konzernchef Affentranger stellte noch einmal klar, dass es mit der Akquisition in erster Linie um die technische Plattform gegangen ist, die Bilfinger mitbringt. Die gemeinsame Realisierung von grossen Projekten, die Inventarbewirtschaftung und auch einige technische Spezialitäten beherbergen Potenzial. Daneben ermöglicht Bilfinger Construction Implenia den Eintritt in den deutschen Markt, den grössten Baumarkt Europas. Hinzu kommen die kleineren Märkte Österreich und Schweden. In allen besteht ein grosses Potenzial im Infrastrukturbereich.

Höherer Auslandanteil

Die neue Einheit wird für das ganze 2015 konsolidiert. Affentranger erwartet einen Umsatz von 650 bis 700 Mio. €. Das Ergebnis dürfte ausgeglichen sein, es fallen noch Integrationskosten an. Bilfinger sollte künftig eine Ebit-Marge von über 3% realisieren, was auch etwa dem Konzernschnitt entspricht. Mit der Akquisition macht Implenia einen Sprung nach vorn und wächst in europäisch relevante Dimensionen hinein. Der Auslandanteil am Umsatz steigt von rund 16 auf 31%.

Insgesamt beurteilt Affentranger den Ausblick für 2015 positiv. Der Auftragsbestand betrug Ende 2014 gut 3 Mrd. Fr. und hat seither noch leicht zugenommen. Dabei ist Bilfinger noch nicht berücksichtigt. An der mittelfristigen Zielsetzung eines Ebit von 140 bis 150 Mio. Fr. wird festgehalten. Das Ziel dürfte mit Bilfinger früher als erwartet erreicht werden, Affentranger rechnet mit 2016 oder 2017.

Da im laufenden Jahr keine einmaligen Kosten mehr anfallen sollten, erachtet «Finanz und Wirtschaft» einen Gewinn von gut 100 Mio. Fr. weiterhin als realistisch. Das entspricht einem Gewinn je Aktie von 5.60 Fr. Die Börse hat nicht auf das Ergebnis reagiert, die Titel bleiben mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10, basierend auf der Gewinnschätzung für 2015, günstig bewertet.

Implenia steht zusammen mit Bilfinger Construction in einer guten Position, um Wachstum generieren zu können, vor allem auf der Basis des Infrastrukturbaus. Auch als Zeichen der Zuversicht beantragt der VR eine Erhöhung der Dividende um 12,5% auf 1.80 Fr. je Namenaktie. Als neues Ziel wird eine Ausschüttungsquote von rund 50% definiert. Die Titel bleiben für den Anleger auch nach dem etwas schwächeren 2014 attraktiv.

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