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00:36 Uhr - 10.09.2014

Für Apple tickt die Uhr

Apple lanciert eine Smartwatch, die nächste iPhone-Generation sowie ein neues Bezahlsystem. Die grossangelegte Marktoffensive wird zum entscheidenden Test für die Innovationskraft des IT-Riesen.

Seit vier Jahren hat Apple keine neue Produktlinie mehr auf den Markt gebracht. Anfang 2015 wird sich das ändern, wenn der grösste US-Technologiekonzern mit dem Verkauf der Apple Watch beginnt. Das neue Gerät kommt in zwei verschiedenen Grössen und drei verschiedenen Designs: Watch, Watch Sport und Watch Edition. In den USA ist es ab 349 $ erhältlich.

«Apple hat der Welt bereits diverse Produkte wie den Mac, den iPod, das iPhone und das iPad vorgestellt, die in ihrer Kategorie den Massstab für die Branche setzten», sagte Konzernchef Tim Cook am Dienstag während der Präsentation im kalifornischen Cupertino. «Nun ist Apple erneut daran, die Welt mit einem revolutionären Gerät zu faszinieren, das das Leben der Menschen bereichern wird», fügte er hinzu. «Es ist das persönlichste Produkt, das wir je gemacht haben.»

Die Smartwatch kann Nachrichten versenden, Telefonanrufe empfangen und ist mit einem Sensor zur Pulsmessung ausgestattet. Sie lässt sich über eine digitale Krone sowie einen druckempfindlichen Touch-Screen steuern, bietet spezielle Programme für Gesundheit sowie Fitness und kann Sprachbefehle ausführen. Das Gerät wird allerdings nur in Verbindung mit einem iPhone funktionieren, wobei ein Modell ab der fünften Generation erforderlich ist.

Auch Apple muss dem Trend folgen

Ausser der Apple Watch hat der Konzern gleich zwei weitere Neuheiten präsentiert. Dazu zählen das iPhone 6 und das iPhone 6 Plus. Beide Mobiltelefone sind dünner und haben einen grösseren Bildschirm als ihre Vorgängerversionen. Eingebaut sind zudem ein besserer Bewegungssensor für Fitnessapplikationen sowie ein Mikroprozessor mit einer 25% schnelleren Rechenleistung.

In den USA und acht weiteren Ländern sind die beiden Telefone ab dem 19. September erhältlich und werden im Rest der Welt gegen Ende Jahr eingeführt. Mit einem zweijährigen Mobilfunkvertrag kostet das iPhone 6 in der günstigsten Version 199 $ und das iPhone 6 Plus 299 $. Zwei Tage vor Verkaufsbeginn steht ausserdem mit iOS 8 ein neues Betriebssystem bereit.

Apple folgt damit dem Trend zu grösseren Geräten, wie sie etwa Erzrivale Samsung Electronics schon länger im Sortiment hat. Für den Konzern ist das iPhone die mit Abstand wichtigste Produktlinie und hat vergangenes Jahr rund die Hälfte zum Umsatz von gut 170 Mrd.$ beigetragen. Weil der Verkauf des iPad nicht mehr so rund läuft wie früher, werden die Einnahmen mit der neuen iPhone-Generation für Apple umso wichtiger sein, um weiter wachsen zu können.

Das iPhone wird zum Portemonnaie

Als dritte Neuheit lanciert Apple ein Bezahlungssystem für mobile Geräte. Es nennt sich Apple Pay und wird von Kreditkartenunternehmen wie AmericanExpress, MasterCard und Visa unterstützt. CEO Cook blendete dazu auf der Präsentationsleinwand ein altes Portemonnaie ein und sagte: «Das zu ersetzen, ist unsere Vision.»

An der Börse wurden die Nachrichten mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Die Aktien Apple zogen am frühen Nachmittag zunächst zwar bis zu 3,4% an und flirteten mit einem neuen Rekordhoch. Nach der Präsentation der Apple Watch büssten sie aber rasch wieder Terrain ein und notierten zu Handelsschluss 0,4% tiefer auf 97.99 $. Als das Unternehmen im letzten September die iPhone-Modelle 5s und 5c vorstellte, gingen die Valoren mit einem Tagesverlust von 2,3% aus dem Handel.

Auf dem Prüfstand

Apple hat mehr oder weniger geliefert, was erwartet wurde. Der grosse Knüller blieb jedoch aus. Die kommenden Monate werden nun zum entscheidenden Test für Konzernchef Cook. Seit er im August 2011 die Nachfolge von Unternehmensgründer Steve Jobs antrat, nimmt die Kritik zu, dass Apple an Innovationskraft verliere.

Um Wallstreet dennoch zufrieden zu stellen, hatte Apple die Ausschüttung in den letzten Jahren massiv erhöht. Vergangenen Oktober hatte Cook dann Investoren erstmals versprochen, dass der Konzern 2014 «einige spannende neue Produkte» lancieren werde. Im April bekräftigte er, dass er für die Neuheiten ein «echt grossartiges» Gefühl habe.

Kaum ein Zufall ist, dass Apple für den Event mit dem Flint Center for the Performing Arts einen geschichtsträchtigen Ort wählte. In diesem Gebäude des De Anza College, rund drei Kilometer entfernt vom Unternehmenssitz, hatte Jobs Anfang 1984 den ersten Macintosh Computer vorgestellt. 1998 hatte er dort dann nach seiner Rückkehr 1998 den iMac präsentiert.

Die grosse Show verlief am Dienstag allerdings nicht ganz frei von Pannen. So fiel die Übertragung über das Internet während der ersten Stunde immer wieder aus. Schwer wiegt aber vor allem, dass der Konzern mit der späten Lancierung der Apple Wacht das wichtige Weihnachtsgeschäft verpassen wird.

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