Der Sanitärtechniker hat in der Krise sehr gut gearbeitet und erhöht sogar die Dividende.
Das zweite Quartal 2020 wird als eines der schlechtesten in die Geschichte von Geberit (GEBN 566.60 -1.46%) eingehen. Vor allem in den Monaten April und Mai brachen die Umsätze coronabedingt massiv ein. Insgesamt resultierte im zweiten Quartal ein Umsatzeinbruch von fast 16%. Danach folgte im zweiten Semester eine rasche und markante Erholung. In der Endabrechnung hat Europas führender Sanitärtechniker gute Resultate erzielt und die operativen Margen gar auf Rekordwerte getrieben.
Schon ab Ende März hat das Unternehmen Krisenmassnahmen eingeführt. Neben gezielten Kostensenkungen und einem Lageraufbau wurde in allen Bereichen die Flexibilität auch beim Personal erhöht. Es gab allerdings weder einen Personalabbau noch Kurzarbeit. Zudem hat Geberit versucht, die Präsenz bei den Kunden über digitale Wege zu erhöhen. Das Unternehmen ist so darum herumgekommen, schmerzhafte Restrukturierungen zu ergreifen, es wurde im Gegenteil gar antizyklisch investiert.
Negativer Währungseffekt
Das Resultat ist sehr gut ausgefallen. Der Umsatz ist zwar leicht auf gut 2,9 Mrd. Fr. (–3,1%) gefallen. Der Rückgang ist allerdings auf einen negativen Währungseffekt von 136 Mio. Fr. zurückzuführen. Ohne diesen Effekt ergab sich ein Umsatzplus von 1,3%.
Auch operativ haben sich die Massnahmen ausbezahlt. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen (Ebitda) erreichte den Rekordwert von 925,3 Mio. Fr. Die Marge stieg auf einmalige 31%. Sie profitierte von geringeren Marketingaufwendungen sowie einer eingeschränkten Reisetätigkeit. Auch die Ebit-Marge konnte auf 25,8% gesteigert werden.
Der Gewinn allerdings ist wegen eines schlechteren Finanzergebnisses und einer höheren Steuerrate leicht um 0,7% auf 642,3 Mio. Fr. gesunken. Geberit bleibt ein kerngesundes Unternehmen. Die Eigenkapitalquote dehnte sich auf 51,2% aus. Zugleich reduzierte sich die Nettoverschuldung um rund 100 auf 310 Mio. Fr. Geberit ist trotz der Krise in der Lage, eine leichte Dividendenerhöhung auf 11.40 Fr. je Aktie (+0,9%) vorzuschlagen.
Im Berichtsjahr wurde das Aktienrückkaufprogramm 2017–2020 abgeschlossen. Zudem wurde im September ein neues Programm gestartet, das bis 2022 läuft. Geberit hat 2020 insgesamt 356’000 eigene Aktien im Wert von 157 Mio. Fr. zurückgekauft. Die Aktien werden vernichtet.
Wieder mehr Marketing
Ungeachtet der weiter anhaltenden Coronaepidemie hält Geberit auch 2021 an ihrer Strategie fest. Geplant ist die Lancierung etlicher neuer Produkte. Die Investitionen, vor allem auch in Forschung und Entwicklung, werden hochgehalten. Zudem sollen die Marketingausgaben wieder auf ein «normales» Niveau erhöht werden, sprich auf gegen 120 Mio. Fr. (2020: 95 Mio. Fr.).
Der Ausblick von Konzernchef Christian Buhl fällt sehr zurückhaltend aus, auf eine konkrete Guidance verzichtet er angesichts der hohen Unsicherheiten. Geberit hält allerdings an den Zielwerten eines organischen Umsatzwachstums von 4 bis 6% sowie einer Ebitda-Marge zwischen 28 und 30% fest.
Aufgrund sich abzeichnender höherer Rohstoffpreise, verstärkter Marketinganstrengungen sowie wohl wieder einer intensiveren Reisetätigkeit dürfte die Ebitda-Marge 2021 erneut unter 30% sinken. «Finanz und Wirtschaft» rechnet mit einem leichten Gewinnwachstum in der Grössenordnung von etwa 3% auf 18.50 Fr. je Aktie. Auf Basis dieser Schätzung sind Geberit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 31 bewertet. Die Titel sind auch auf diesem Niveau ein Kauf.
An der GV vom 14. April steht ein Wechsel im Verwaltungsrat bevor. Hartmut Reuter stellt sich nicht mehr zur Wiederwahl. Der VR schlägt vor, Thomas Bachmann neu zu wählen. Er ist seit 2020 als unabhängiger Verwaltungsrat tätig. Zuvor führte er bis 2019 die Eppendorf-Gruppe (Laborausrüstungen) als CEO.
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