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12:02 Uhr - 25.01.2016

Salt: Ein «Digital Native» als Telecomchef

Mit Andreas Schönenberger als neuem CEO will Salt den Übergang in das digitale Zeitalter meistern. Der neue Chef hat gute Voraussetzungen, um den Weg zu weisen.

Auch in der Telecombranche reden alle von Digitalisierung. Der drittgrösste Mobilanbieter der Schweiz, Salt, macht jetzt Ernst und beruft einen ausgewiesenen Digitalexperten zum operativen Chef. Salt hat seit der Übernahme durch Xavier Niels Beteiligungsvehikel NJJ Capital bereits einiges geändert: neue Preispläne eingeführt, der Marke einen neuen, auf junge Städter ausgerichteten hippen Markenauftritt beschert. Bisher mit mässigem Erfolg. Wie die Konkurrenten Swisscom (SCMN 490.5 0.31%) und Sunrise (SRCG 60.6 3.86%) kämpft auch Salt weiterhin mit einem abnehmenden Ertrag pro Kunden.

Der Abgang des damaligen Chefs, Johan Andsjö, Anfang Dezember vergangenen Jahres – er war seit 2012 am Ruder – kam deshalb wenig überraschend. Entsprechend hoch sind nun die Erwartungen an den «Wegbereiter der Digitalisierung in der Schweiz», wie Andreas Schönenberger in einer Medienmitteilung von Salt eingeführt wird. Und mit Blick auf seinen Werdegang bringt er einiges mit, um für Salt die Voraussetzungen für eine «neue Wachstumsphase» in einem digitalen Konkurrenzumfeld zu schaffen.

Breiter Erfahrungsschatz

Schönenbergers grösstes Kapital an digitaler Glaubwürdigkeit: Von 2006 bis 2010 war er Chef der Schweizer Niederlassung des US-Suchmaschinengiganten Google. Danach amtierte er als Verwaltungsrat (VR) in unterschiedlichen Branchen: Gesundheit (Sanitas), Medien (PubliGroupe (PUBN 212.6 0.28%)), Online-Marketing (Zanox) und Business-IT (Bisnode). Schönenberger ist zudem Präsident der Swiss Mobile Association (Smama) und Verwaltungsrat beim Telecomretailer Mobilezone (MOB 13.6 -1.45%). Letzteren Posten wird er per 15. März aufgeben. Neben den VR-Mandaten führt er zudem eine eigene Beratungsfirma, @speed.

Nicht von seinem Jahrgang her (1965), aber angesichts seines professionellen Hintergrunds ist Schönenberger der «digitalste» unter den amtierenden Telecom-CEO. Urs Schaeppi, CEO des Marktführers Swisscom, hat seine Karriere im Papiergeschäft gestartet, bevor er sich durch die Hierarchie des Staatskonzerns emporgearbeitet hat. Der Chef von Sunrise, der Nummer zwei im Mobilmarkt, Libor Voncina, hat eine klassische Telecomlaufbahn hingelegt, mit Stationen als CEO von KPN (KPN 3.39 0.36%) und Telecom Slovenija.

Digitale Ambitionen bei Salt

Schönenberger ist auch der Umgang mit Zahlen vertraut. Er schloss das Studium der theoretischen Physik an der ETH Zürich mit einem Doktorat ab und holte sich anschliessend einen MBA an der Londoner Business School. Nach Stationen in der Lehre und bei ABB (ABBN 16.74 -0.18%) stieg er in die Unternehmensberatung ein; zunächst bei der Boston Consulting Group, anschliessend bei Monitor.

Es ist noch zu früh, um zu antizipieren, welche Rolle Schönenberger bei der «grundlegenden Überarbeitung der Firma», wie es Xavier Niel in der Mitteilung formuliert, zukommen wird. Die Ernennung und der Background Schönenbergers deuten aber darauf hin, dass sich Salt etwas im Bereich digitale Innovation vorgenommen hat. Eine unmittelbare Konsolidierung, etwa in Form eines Zusammenschlusses mit dem direkten Konkurrenten Sunrise, rückt wieder in die Ferne.

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