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16:16 Uhr - 01.12.2015

Es rumort im Verwaltungsrat der Calida

Felix Sulzberger will die CEO-Funktion abgeben. VR-Präsident Thomas Lustenberger weiss nichts davon. Zudem hat ein Grossaktionär den VR verlassen.

Schneegestöber in Grindelwald. Felix Sulzberger hat sich am letzten Samstag die Mühe gemacht zu einer Shop-in-Shop-Eröffnung der Millet Mountain Group in den Kurort zu fahren. Anschliessend ging der CEO der Calida (CALN 34.8 0.87%) Gruppe zusammen mit dem Team aufs Jungfraujoch.

Auf 3354 Meter löste die dünne Luft ein paar Zungen. Von Machtkämpfen und Unruhe im Verwaltungsrat war die Rede. Natürlich hinter vorgehaltener Hand

Dass Unruhe im Verwaltungsrat herrscht, zeigt der Abgang von Christian Haas im Sommer. Als Vertreter der zweitgrössten Aktionärin, Micalux (16,4%), war er nur ein Jahr lang im Verwaltungsrat. Haas will sein Ausscheiden nicht kommentieren. Doch er betont: «Mit der Arbeit von Felix Sulzberger bin ich aber von Anfang an sehr zufrieden.»

Ein Insider erklärt, dass Haas mit der schlechten Stimmung und Disharmonie im Verwaltungsrat Mühe gehabt habe. Auch habe er sich daran gestossen, dass Verwaltungsratsmitglieder ohne ein grösseres Aktienpaket das Sagen im Verwaltungsrat hätten.

VRP sieht sich als unabhängig

Sulzberger: «Ich will Ende nächsten Jahres zurücktreten»Felix Sulzberger, der CEO und Verwaltungsrat der Bekleidungsgruppe, steckt in einer schwierigen Situation.Sulzberger möchte Ende 2016 seine CEO-Position abgeben. Die Anfrage zum CEO Wechsel stiess beim VR-Präsidenten Thomas Lustenberger auf Verwirrung. Davon wisse er nichts, erklärt er. Wäre er bereit,seinen Präsidentenstuhl für Sulzberger freizugeben? «Das ist keine Frage, die wahnsinnig relevant ist», meint er. Lustenberger sieht sich als unabhängigen Präsident und nicht als Vertreter der Familie Kellenberger, die 34,7% der Aktien hält. Als VR-Präsident habe er zum massgebenden Aktionär ein gutes Verhältnis. Er gibt zu, dass er die Familie Kellenberger einst auch schon vertreten habe. Auf Gründe des Ausscheidens von Haas mag er nicht eingehen. Bei vielen Unternehmen sei der zweitgrösste Aktionär nicht im Verwaltungsrat vertreten.

zoomSulzberger ist seit 2001 CEO der Calida-Gruppe und seit 2008 auch Verwaltungsratsmitglied. Er hat das Unternehmen massgeblich bestimmt. So hat er die serbelnde Calida aus den roten Zahlen gebracht, 2005 die Luxuslingeriemarke Aubade erworben und 2013 die Mehrheit am Sportbekleidungsunternehmen Lafuma gekauft. Diese hat er restrukturiert. Letztes Jahr hat sie den Turnaround geschafft.

Lob und Kritik zu Sulzberger

2015 war für Calida kein einfaches Jahr. Der starke Franken hat auf das Unternehmen gedrückt. Das Unternehmen erzielt rund 75% des Umsatzes im Euroraum  und produziert gleichzeitig zum Teil auch im Dollarraum. Sulzberger ist aber «sehr zuversichtlich», dass er die Prognosen erreichen wird. «Es wird keine negativen Überraschungen geben. Im Vergleich zum Vorjahr werden wir von einem deutlich tieferen, aber nach wie vor sehr soliden Ergebnis ausgehen.»

Nicolas Mathys, Gründer und Partner des Hedge Fund Zug Finance, meint: «Solange Felix Sulzberger am Ruder ist, würde ich mir als Aktionär keine Sorgen machen, auch wenn es derzeit für Calida im  Detailhandelsmarkt Schweiz extrem schwierig ist. Sulzberger ist in solchen Situationen sehr kreativ.» Mathys war bis 2011 im Verwaltungsrat von Calida und ist immer noch in die Titel investiert. Falls Sulzberger Verwaltungsratspräsident werden würde, wäre das für Mathys ein schlechtes Zeichen. «Ein neuer CEO könnte sich unter einer solch starken Person wie Sulzberger nicht entwickeln.»

Der eisige Wind auf dem Jungfraujoch passt zur Situation, in der sich die Calida-Gruppe befindet. Die verworrene Situation mit dem Abgang von Haas im Verwaltungsrat und die künftige Position von Sulzberger müssen gelöst werden.

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