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08:54 Uhr - 14.08.2015

Alles andere als aufgeblasen

Voluminöse Daunenjacken sind das Markenzeichen des Luxuskleiderkonzerns Moncler. CEO und Grossaktionär Remo Ruffini gilt dagegen als unprätentiöser Macher.

Mode ist ein schnelllebiges Geschäft. Was heute noch als letzter Schrei gilt, wird womöglich morgen schon als Stilverfehlung belächelt. Moncler (MONC 17.15 2.02%) hat sich bislang diesem Schicksal entzogen – obwohl die gesteppten Hochglanz-Daunenjacken des in Mailand domizilierten Konzerns kaum jedermanns Sache sind. Ende Juli legte Moncler starke Quartalsergebnisse vor, die besonders den Erfolgskurs in den asiatischen und nordamerikanischen Absatzmärkten bestätigten.

Der Höhenflug der 1952 gegründeten Gesellschaft ist massgeblich CEO und Grossaktionär Remo Ruffini zu verdanken. Denn es war der italienische Unternehmer, dem es gelang, der zwischenzeitlich arg angestaubten Marke neuen Glanz zu verleihen. Die diesjährige Kursavance der Moncler-Aktien von rund 70% hat Ruffini selbst in neue Sphären katapultiert: Inzwischen schätzt das US-Wirtschaftsmagazin Forbes sein Privatvermögen auf rund 1,4 Mrd. €.

Spross einer wohlhabenden Familie

Geboren und aufgewachsen ist Ruffini – Jahrgang 1961 – im norditalienischen Como. Früh kam er, Spross einer wohlhabenden Familie, mit dem Modegeschäft in Berührung, denn Vater Gianfranco führte ein eigenes Kleiderunternehmen. Als dieser in den Siebzigerjahren in die USA übersiedelte, liess sich Remo nicht zweimal bitten: Er folgte ihm an die nordamerikanische Ostküste, wo er an der Universität Boston Studiengänge in Fashion Marketing besuchte. Mitte der Achtzigerjahre kam er nach Italien zurück und baute in der alten Heimat seine erste eigene Kleidermarke auf.

Über die Holdinggesellschaft Finpart – respektive ihre Tochter Pepper Industries – wurde Ruffini Ende der Neunzigerjahre zu Monclers Kreativchef. Rasch begann er, die in die Jahre gekommene und wirtschaftlich angeschlagene Marke zu sanieren. 2003 übernahm Ruffini die Aktienmehrheit und trieb als neuer CEO und Vorsitzender des Verwaltungsrats die Kurskorrektur voran. Das umfasste beispielsweise die Verwendung hochwertigerer Materialien und die Neupositionierung von Moncler als ganzjährige Lifestylemarke. Ausserdem schaffte es Ruffini, junge, aufstrebende Designer für Kooperationen zu gewinnen, was Moncler zusätzlichen Glanz verlieh.

Ruffinis ambitionierte Pläne benötigten zur Umsetzung Kapital, das er sich wohl oder übel auf dem Finanzmarkt beschaffen musste. Mit der Unterstützung mehrerer Private-Equity-Häuser – darunter ab 2008 auch der renommierten Carlyle Group – wurde die Expansion forciert. Dazu zählte auch die Eröffnung eigener Boutiquen an hochkarätigen Lagen wie an der Rue du Faubourg Saint-Honoré in Paris.

Ruffini war dabei allerdings immer klar, dass er mit Moncler letztlich an den Aktienmarkt will. Ein strategischer Verkauf an ein Konglomerat wie LVMH kam für den Italiener nie in Frage. Ein erster Versuch eines Börsengangs scheiterte 2011 noch am schlechten Umfeld. Im Dezember 2013 hatten sich die Bedingungen aber deutlich verbessert. Das nun nachgeholte Initial Public Offering (IPO) wurde zum vollen Erfolg. Die Emission war mehr als dreissigfach überzeichnet. Am ersten Handelstag schossen die Titel rund 50% in die Höhe – die grösste Avance aller europäischen Börsengänge 2013 von mehr als 1 Mrd. $ Volumen.

Guter Zuhörer mit klarer Vision

In einem Interview mit dem «Wall Street Journal» versuchte Ruffini einst, das Erfolgsgeheimnis hinter Moncler zu erklären. Das Unternehmen folge nicht dem Weg von Designermarken wie Armani oder Prada, die einen «Komplettlook» anbieten würden. Viel eher wolle man sich auf wenige Produkte konzentrieren, die man dafür besonders gut beherrsche. Dennoch hat Moncler das Angebot inzwischen um Produktkategorien wie Westen, Mützen, Taschen, Schuhe und Sonnenbrillen erweitert.

Ruffini gilt als guter Zuhörer mit einer klaren Vision und smarten Ideen, der mit seiner Meinung nicht zurückhält. In Mailands Partygesellschaft trete er kaum in Erscheinung, sondern bevorzuge die familiäre Umgebung. So pendelte er über ein Jahrzehnt von seiner Villa am Comer See ins fünzig Kilometer entfernte Mailand, bis er sich schliesslich eine weitere Residenz in der italienischen Modemetropole zulegte. Auch zur Schweiz pflegt Ruffini ein gutes Verhältnis: Gerne fährt er mit seiner Frau und den zwei Söhnen übers Wochenende nach St. Moritz, wo er ein Haus besitzt.

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